Herne. Herne hat wieder eine Maikönigin. Viele kennen sie von ihrem Job im Ruhrpark. Ein graues Mäuschen, sagt sie, sei sie nicht. Was sie vorhat.

Endlich hat Herne wieder eine Maikönigin. Sie heißt Andrea Sohrmann, ist 53 Jahre alt und wohnt in der Teutoburgia-Siedlung in Herne-Börnig. Viele Menschen kennen sie schon - aus dem Bochumer Ruhrpark.

Der Titel, sagt die frisch Gekrönte, sei ihr eine „absolute Ehre“. Und sie will ihn schnell mit Leben füllen, das heißt: viele, viele Auftritte absolvieren und dabei, bitte schön, auch große Bühnen erobern. Die Voraussetzungen erfüllt sie locker: „Ich bin sehr gesellig und kommunikativ.“

Dass es wieder eine Maikönigin gibt, hat Herne dem Herner Förderturm zu verdanken. Der Verein, der Jugend-, Kultur- und Bildungsprojekte fördert, vermisste eine solche Regentin in dieser Stadt. Zuletzt, so der Vorsitzende Markus Lülf, habe es vor über zehn Jahren eine Maikönigin gegeben, ein Schützenverein habe sie seinerzeit gekürt. Danach: keine mehr. Höchste Eisenbahn also, um endlich eine Nachfolgerin zu finden. Dafür startete der Förderturm im April eine Suche. Vier Voraussetzungen galt es für Kandidatinnen zu erfüllen. Zwischen 18 und 99 Jahre alt solle sie sein, wichtig seien außerdem: „Aussehen, Kommunikationsfähigkeit und die Präsentation einer sozialen Aktion“ - so hieß es im Aufruf. Vier Bewerbungen seien eingegangen, so der Verein, Andrea Sohrmann habe das Rennen gemacht. Auf dem Sodinger Bergfest am 1. Mai, einem Feierabendmarkt, wurde sie vor Hunderten Menschen gekürt.

Herne: Traum wäre Auftritt auf der Cranger Kirmes

Für diesen Tag hat sie extra ein cremeweißes Kleid angezogen - dem Anlass entsprechend. „Es lag schon lange im Schrank, ich hatte lange gewartet, um es endlich mal wieder tragen zu können“, erzählt die 53-Jährige. Ein Diadem und eine Perlenkette hatte sie auch noch zu Hause, und dann bekam sie ja noch die Schärpe umgelegt. Fertig war der Majestäten-Look. So will die Maikönigin, wenn es nach ihr geht, jetzt regelmäßig auftreten. Auf der Bühne stehen, reden, Spaß haben, sich was trauen, das sei für sie gar kein Problem: „Wenn man sich für so ein Amt bewirbt, dann darf man kein graues Mäuschen sein.“

Für das Benefizfest des Förderturms im Juli an der Akademie, einem Musikfestival, sei sie quasi „automatisch“ gebucht, erzählt die Maikönigin. Sie hofft, dass sich jetzt viele Veranstalter melden und sie auch auf ihre Bühnen einladen. „Ich mach‘ alles mit“, sagt sie lachend. Was ihr Traum wäre? „Ich wäre gerne in die Cranger Kirmes involviert“, erzählt sie. Großartig wäre es, wenn sie zur Eröffnung beim Fassanstich mit dem Oberbürgermeister im Bayernzelt mit auf der Bühne stehen könnte. Da gebe es zwar schon eine Kirmeskönigin, aber sie sei schließlich die Maikönigin. Was spräche denn gegen zwei Regenten? Natürlich, auch beim Kirmesumzug wäre sie gerne dabei. Hoch auf einem Wagen, von dort aus den Massen majestätisch zuwinken, das hätte was. Und warum nicht auch beim WAZ-Schlagerherz im Festzelt von der Bühne aus Tausende Schlagerfans begrüßen? „Ich liebe Schlager“, stellt sie klar.

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Wie die Maikönigin in Zivil aussieht, das sehen seit 32 Jahren die Kundinnen und Kunden von H&M im Bochumer Ruhr-Park. Dort arbeitet sie als Verkäuferin. Nach dem Besuch der Realschule Ostbachtal habe sie bei Reiter in Castrop gelernt. Im Modegeschäft sei sie noch immer. Der Job mache ihr Spaß: Er halte sie jung, und der Kontakt mit den Menschen bereite ihr Freude, erzählt die Frau aus Börnig. Und überhaupt: „Bei H&M ist immer was los.“

Was für ein soziales Projekt sie sich als Maikönigin ausgesucht hat? Sie besuche die Wewole-Stiftung. Ihr 20-jähriger Sohn mache in den ehemaligen Werkstätten für Behinderte eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, und an einem Tag wolle sie ihm über die Schulter schauen und sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigen: „Das ist für mich ein leichtes Spiel“, sagt sie. Und: „Ich kann gut mit Menschen.“

Mit ihrem Titel hat Andrea Sohrmann vom Herner Förderturm auch eine Überraschungsreise gewonnen. Wo es hingeht, wisse sie noch nicht. Am liebsten, bekennt sie, würde sie nach Mallorca reisen: „Ich liebe diese Insel. Sonne und Strand, und in zwei Stunden ist man da.“

Partys und Bühnen soll es dort ja auch geben. Vielleicht nimmt sie Kleid, Diadem, Perlenkette und Schärpe einfach mal mit?