Herne. Regenwasserspeicherung, begrünte Dächer und Fassaden. Die neue Herner Feuerwache soll ein Modellprojekt für klimabewusstes Bauen werden.

Beinahe eine Schrottimmobilie - so hatte ein früherer Feuerwehr-Chef die Wache an der Sodinger Straße bezeichnet. Nun entsteht eine neue Wache, es ist das teuerste Bauprojekt in der Historie Hernes: Rund 140 Millionen Euro investiert die Stadt in den Neubau. Neben allen technischen Details soll er Vorzeigecharakter für klimabewusstes Bauen haben.

Einige Rahmendaten: Rund 20.000 Quadratmeter Dach- und Grundstücksflächen werden von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt, stattdessen wird das Wasser vor Ort gespeichert, aufgefangen oder man lässt es versickern. Es soll nicht mehr in die Kanalisation fließen. Daneben sollen rund 8000 Quadratmeter Dachflächen und 300 Quadratmeter Fassade begrünt werden. Im Bereich des Mitarbeiterparkplatzes sind Baum- und Gehölzpflanzungen vorgesehen. Hinzu kommen sogenannte Rigolen, die Regenwasser speichern und in trockenen Phasen an die Bäume abgeben. Überschüssiges Wasser soll in den Ostbach abgeleitet werden. Da trifft es sich, dass dieser gerade erst umgebaut worden ist. All diese Maßnahmen sollen zu einem positiven Effekt für das Mikroklima beitragen.

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Oberbürgermeister Frank Dudda sieht dieses Vorhaben auch im Zusammenhang mit dem Ziel, das Ruhrgebiet in die grünste Industrieregion der Welt zu verwandeln. Bei allen großen Projekten in der Stadt - sei es die Polizeihochschule, das Kaiserquartier oder eben die Feuerwache - würden sofort alle ökologischen und wasserwirtschaftlichen Aspekte mitgedacht. Dies habe selbstverständlich positive Folgen für die Umwelt, aber auch für die Finanzierung...

...denn Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, brachte am Freitag einen Förderbescheid in Höhe von 1,6 Millionen Euro mit ins Herner Rathaus. Das Förderprogramm dahinter trägt den sperrigen Namen „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“. Herne sei beim Thema Klimaanpassung sehr weit vorne, so Paetzel. „Das ist auch richtig so.“ Dieses umfassende Konzept, das für die Feuerwache entwickelt worden sei, sei in dieser Größe im Ruhrgebiet einzigartig, so Paetzel.

Freuen sich über das Modellprojekt neue Feuerwache: Prof. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, l.) und Hernes OB Frank Dudda.
Freuen sich über das Modellprojekt neue Feuerwache: Prof. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, l.) und Hernes OB Frank Dudda. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

1,6 Millionen Euro - das macht nur etwa ein Prozent der Gesamtinvestitionssumme aus. Doch Hernes Kämmerer Hans Werner Klee betonte, dass in einer finanziell gebeutelten Stadt wie Herne jeder Fördereuro zähle. Klee sagte, dass die Stadt bereits weitere Förderanträge gestellt habe, etwa mit Blick auf Elektromobilität oder Photovolatik. „Die Art und Weise, wie wir diese Feuerwache bauern, hat zurzeit Vorzeigecharakter, mindestens im Ruhrgebiet.“ Das wisse er aus Gesprächen mit anderen Städten.

Uli Paetzel kündigte auf Nachfrage der Herner WAZ-Redaktion an, dass er in Zukunft wieder mit Förderbescheiden nach Herne kommen werde. Ein Projekt, bei dem die Emschergenossenschaft eine wichtige Rolle spielt, ist das Wohnquartier an der Nordstraße in Baukau, hinzu kommt ein Projekt in Sodingen. Auch das Funkenbergquartier - dort entsteht die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung - werde unter Wasserwirtschaftsgesichtspunkten betrachtet. In Wanne steht ein Bereich entlang des Dorneburger Mühlenbachs im Fokus. Der liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Brache Blumenthal, wo in einigen Jahren die „Techno Ruhr International“ entstehen soll.