Herne. Ab sofort fließt der Herner Ostbach in den Sodinger Bach. Grund ist die Renaturierung der Emscher. Investitionen am Ostbach: 5,5 Millionen Euro.
Die Renaturierung der Emscher und ihrer Nebenläufe schreitet voran. Um das Potenzial des zuletzt in Teilen unterirdisch verrohrten, aber bereits abwasserfreien Ostbachs in Herne optimal zu fördern, wurde das Gewässer am Donnerstag, 30. März, im Bereich des Hölkeskamprings umgeleitet. Anstatt wie bisher direkt in die Emscher mündet der Ostbach nun in den Sodinger Bach.
Den Startschuss dafür gaben Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, die gemeinsam das Rohr aufdrehten, sodass das Wasser fließen konnte.
Hernes Oberbürgermeister Dudda spricht von „hoher Baukunst“
„Offene und gesunde Gewässer sind wie Oasen in der Stadt, sie erfüllen in Hitzesommern eine besondere Funktion: Sie wirken wie natürliche Klimaanlagen, denn sie kühlen die Luft“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. „Ein naturnah entwickelter Ostbach verbessert daher auch wesentlich die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Nahbereich.“ Der Oberbürgermeister spricht bei dem Projekt von „hoher Baukunst“.
Der Ostbach ist ein Nebenlauf der Emscher, dessen Einzugsgebiet laut Emschergenossenschaft das Herner Stadtzentrum sowie einen Großteil des Bochumer Stadtteils Hiltrop umfasst. Jedoch verlaufe das Gewässer über weite Strecken unterirdisch verrohrt durch das dicht besiedelte Herner Stadtgebiet, was eine Offenlegung an Ort und Stelle erschwert habe. „Wir haben mehrere Szenarien betrachtet – die Überleitung des Ostbaches zum Sodinger Bach wurde nach umfangreicher Diskussion von allen Beteiligten befürwortet“, so Paetzel.
„Ein Vorteil der Überleitung zum Sodinger Bach ist die Bildung eines großen zusammenhängenden Nebengewässersystems mit einem gemeinsam sehr gutem Entwicklungspotenzial. Dem Ostbach wird mit dieser Verlegung neues Leben eingehaucht“, sagt Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. In die ökologische Entwicklung des neuen Ostbachs habe der Wasserwirtschaftsverband knapp 5,5 Millionen Euro investiert.
Blaues Klassenzimmer am Ostbach in Herne
Der neue Gewässerverlauf lasse sich in vier Abschnitte einteilen: Zunächst verlaufe die Ostbach-Überleitung mit geringem Gefälle bis zur Unterquerung der Mont-Cenis-Straße. Unterhalb der Mont-Cenis-Straße schließe sich bis zur Straße „Im Uhlenbruch“ ein steiler Bereich an. Auf diesem Abschnitt müsse eine Höhendifferenz von etwa sechs Metern überwunden werden. Unterhalb der ersten Querung des Hölkeskamprings führe die Trasse des neuen Ostbachs durch den Stadtgarten. Nach der zweiten Querung des Hölkeskamprings fließe das Gewässer am nördlichen Rand der Deponie Uhlenbruch entlang.
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Durch die Überleitung des Ostbachs wird laut Emschergenossenschaft ein kurzes Stück des ökologisch verbesserten Ostbachs zwischen Hölkeskampring und dem derzeitigen Zufluss in die Kanalisation der Stadt Herne vom Gewässer abgeschnitten. Dieses werde auch zukünftig als Biotop erhalten bleiben, sich jedoch vom Feucht- in ein Trockenbiotop umwandeln.
In unmittelbarer Nähe zum Otto-Hahn-Gymnasium wurden Aufenthaltsräume am Wasser in Form eines „Blauen Klassenzimmers“ geschaffen, das noch in diesem Jahr offiziell eingeweiht werde, so die Emschergenossenschaft. An der Entstehung seien im Rahmen eines Mitmach-Projektes auch Schülerinnen und Schüler sowie die Kollegien des Otto-Hahn-Gymnasiums und der Schillerschule beteiligt gewesen. Das Blaue Klassenzimmer biete Sitzmöglichkeiten aus Natursteinblöcken und einen Zugang zum Bach. In Klassenstärke könne hier der Unterricht ins Freie verlegt werden.