Herne. In Herne kommt es zu einem brutalen Messerangriff im Obdachlosenheim. Opfer und Täter sind syrische Flüchtlinge. Was machen sie überhaupt dort?
Nach einer brutalen Messerattacke im Obdachlosenheim an der Buschkampstraße kommen Fragen nach der Unterbringung auf. Ein junger Flüchtling aus Syrien hatte am 19. Januar auf einen Landsmann eingestochen und diesen zunächst lebensgefährlich verletzt. Warum hielten sich die Männer mit Flüchtlingsstatus überhaupt dort auf? Die Erklärung ist kompliziert. Die Stadtverwaltung will jetzt die Sicherheit an dem Standort in Holsterhausen überdenken.
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Stadt: Haus ist nur Notunterkunft zur Vermeidung von Obdachlosigkeit
„Die Gebäude an der Buschkampstraße werden ausschließlich als Notunterkunft zur Vermeidung von Obdachlosigkeit genutzt“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der Redaktion. „Die Stadt Herne nutzt sie nicht für die Unterbringung von ihr zugewiesenen Geflüchteten.“ Dafür gebe es andere Einrichtungen, beispielsweise das ehemalige Barbaraheim an der Ackerstraße. Die Stadtverwaltung will allerdings nicht ausschließen, dass in der Einrichtung an der Buschkampstraße auch Flüchtlinge sind. Das Haus stehe „hierbei allen von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen – natürlich auch Menschen mit Fluchthintergrund – offen“.
Dazu sollen auch die beiden Männer gehören, die nicht mehr in einer der Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes wie an der Dorstener Straße leben. Der 26-jährige Syrer hatte nachts gegen 2.40 Uhr den 25-Jährigen mit Messerstichen schwerverletzt. Schon vorher soll es Streitigkeiten zwischen den Landsleuten gegeben haben, allerdings nicht so sehr, dass sich ein schwerer Angriff abzeichnete. Der 26-Jährige soll plötzlich auf den ein Jahr jüngeren Mitbewohner des Hauses eingestochen haben. Eine Mordkommission ermittelt in dem Fall. Das Opfer war zunächst in Lebensgefahr. Am Mittag darauf gab es Entwarnung.
Wie viele Menschen leben im Heim an der Buschkampstraße aktuell?
Offensichtlich sind an der Buschkampstraße weit mehr Menschen untergebracht als nur Obdachlose ohne Flüchtlingsstatus. Laut Stadt befinden sich aktuell 108 Personen in der Unterkunft. „Alle Personen sind wohnungslos“, erklärt Christoph Hüsken. Nach welchen Standards leben diese Menschen dort in der Unterkunft? „Alle Bewohner*innen sind nach gleichen Standards untergebracht“, sagt Hüsken. Es gebe für jeden eine abgeschlossene Wohnung mit Küche und Badezimmer. Eine Herausforderung, so ist zu hören, soll an allen Unterbringungsorten sein, Konflikte zwischen verschiedenen Nationen zu vermeiden und einzelne Männer von einzelnen Frauen und Kindern zu trennen.
Wie ist es um die Sicherheit in der Einrichtung bestellt? Die SPD brachte das Thema auf die Tagesordnung im Sozialausschuss: „In einer Notunterkunft suchen Menschen Schutz. Es darf nicht sein, dass sie dort Angst um ihr Leben haben müssen. Bewohner einer Notunterkunft müssen sich sicher fühlen können“, sagt Patrick Steinbach (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Senioren und Gesundheit.
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Sicherheitsdienst ist täglich in der Einrichtung präsent – Ausbau notwendig?
Laut Stadtverwaltung ist in der Einrichtung täglich ein Sicherheitsdienst unterwegs. Die Stadtverwaltung wolle aber den Vorfall zum Anlass nehmen, die Sicherheitsmaßnahmen in der Einrichtung auf den Prüfstand zu stellen: „Neben dem bereits eingesetzten Sicherheitsdienst werden mögliche bauliche bzw. personelle Änderungen in Bezug auf sicherheitsrelevante Aspekte überprüft.“