Herne. . Die Stadt lässt Private in der neuen Flüchtlingsunterkunft Ackerstraße icht zum Zuge kommen und übernimmt die Betreuung selbst. Das stößt auf Kritik.
- Stadt will Flüchtlinge in der neuen Unterkunft Ackerstraße selbst betreuen
- Grünen kritiseren Entscheidung und fordern Fremdvergabe an Experten
- Landeseinrichtung Dorstener Straße wird bis Ende Oktober komplett leer gezogen
Der starke Rückgang der Flüchtlingszahlen hat auch in Herne weitreichende Folgen. In der kurz vor der Eröffnung stehenden Großunterkunft an der Ackerstraße in Wanne-Süd will die Stadt die Betreuung selbst übernehmen und nicht wie zunächst geplant an Private vergeben. Die Grünen kritisieren diese Entscheidung. Und: Die Übergangseinrichtung des Landes an der Dorstener Straße soll schon Ende Oktober auslaufen.
Acht potenzielle Betreiber der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Barbaraheim an der Ackerstraße hatten sich auf ein unverbindliches Interessenbekundungsverfahren der Stadt gemeldet. Aufgrund der rückläufigen Flüchtlingszahlen habe die Stadt aber genug Mitarbeiter, um die Einrichtung in Eigenregie zu betreuen, sagt Sozialdezernent Johannes Chudziak. Nach WAZ-Informationen hatten sich auch Caritas und DRK im Verbund für die Ackerstraße beworben.
Neue Zuweisungen im November
Voraussichtlich ab November soll die bereits von der Eigentümerin – die Stadttochter HGW – umgebaute Unterkunft an der Ackerstraße bezogen werden. Die Belegung hänge vor allem von künftigen Zuweisungen ab, sagt Brigitte Bartels, Leiterin des städtischen Fachbereichs Soziales. Die Bezirksregierung Arnsberg habe im September angekündigt, dass Herne im November mit neuen Flüchtlingen rechnen müsse.
Insgesamt bis zu 415 Asylbewerber könnten an der Ackerstraße untergebracht werden. Sozialverträglich sei eine Zweidrittel-Belegung. Wie viele Stadtmitarbeiter dort zum Einsatz kommen, hänge von der tatsächlichen Belegung ab, so Brigitte Bartels. Wie der Personalschlüssel im Falle einer Vollbelegung aussieht, konnte die Stadt nicht sagen. Auch die Frage, wie viele Mitarbeiter die Stadt seit Anstieg der Flüchtlingszahlen befristet und unbefristet neu eingestellt hat, blieb unbeantwortet.
Die Ratsfraktion der Grünen kann den Alleingang der Stadt an der Ackerstraße nicht nachvollziehen. „Wir sind der Meinung, dass eine solche Einrichtung von jemandem betrieben werden sollte, der Erfahrung in diesem Bereich hat“, sagt Rolf Ahrens, Geschäftsführer und Flüchtlingsexperte der Grünen-Ratsfraktion. Für die Stadt gelte dies nicht. Und: Der personelle Überhang bestehe in der Sozialverwaltung höchstens kurzfristig, so Ahrens.
Kurz vor der Schließung steht derweil die Landeseinrichtung Dorstener Straße, die zurzeit von 105 Asylbewerbern bewohnt wird. Das Ende 2015 für bis zu 1000 Flüchtlinge errichtete Lager werde bis Ende Oktober leer gezogen, so Christoph Söbbeler von der Bezirksregierung. Die Leichtbauhallen sollen jedoch noch bis Sommer 2017 stehen bleiben, um für den Fall eines erneuten Anstiegs der Flüchtlingszahlen gewappnet zu sein.
Landesunterkunft Görresstraße läuft Ende 2016 aus
Die Notunterkunft des Landes in der Görresschule in Röhlinghausen läuft nach Angaben der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zum Jahresende aus.
Aktuell seien dort noch 21 Flüchtlinge untergebracht, berichtet die Bezirksregierung Arnsberg. Die Unterkunft wird im Auftrag des Landes vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut.
Das DRK halte an den Plänen fest, die Schule nach dem Auszug der Flüchtlinge als Bildungseinrichtung zu nutzen, so DRK-Geschäftsführer Martin Krause zur WAZ. Dazu müssten jedoch zunächst Gespräche mit der Eigentümerin Stadt geführt werden.