Herne. Eine desolate Wohnsiedlung in Herne hat zuletzt für massive Probleme gesorgt. Die Stadt sperrte sogar Häuser. Nun hat die Sanierung begonnen.

Jahrelang waren diese beiden Namen ein Synonym für heruntergewirtschaftete Wohnsiedlungen: Altro Mondo und Belvona. Von Vandalismus bis zu kalten Heizungen, die Zustände waren teilweise lebensgefährlich. Der Eigentümer? Nicht erreichbar. In Herne hielt die Siedlung an der Emscherstraße die Stadt immer wieder auf Trab. Dann übernahm der Immobilienfonds Brookfield rund 6000 Wohnungen von Belvona. Herne gehört zu den ersten Städten, in denen die Sanierung gestartet ist.

Rückblende: Immer wieder in den zurückliegenden Jahren mussten wegen der Missstände an der Emscherstraße mehrere Fachbereiche der Stadt ausrücken. Trotz Geldbußen und Zwangsgeldern, die gegen den Eigentümer verhängt wurden, gab es maximal vorübergehend Besserung. Ende 2022 eskalierte die Situation. Wegen massiver Wassereinbrüche und ungesicherter Stromquellen erklärte die Stadt zwei Gebäude für unbewohnbar. Im Laufe der folgenden Monate leerte sich der Wohnkomplex zusehends.

Stadt: Neue Partner signalisieren Verlässlichkeit

Nach der Übernahme der Siedlung durch Brookfield hofft Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla, dass an der Emscherstraße nicht nur ein neues Kapitel, sondern gleich ein neues Buch geschrieben wird. Immobiliendezernent Heinz Werner Klee freut sich, dass die neuen Partner nun Verlässlichkeit signalisieren, um auch einen deutlichen Fingerzeig zu geben: Da es sich um namhafte Unternehmen handele, hätten sie einen Namen zu verlieren. Hinzukomme, dass auch andere Städte, in denen Brookfield Belvona-Bestände gekauft habe, nach Herne blicken würden, da hier die erste Sanierungsmaßnahme begonnen habe.

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Reaisiert wird die Sanierung von der Goldbeck Technical Solutions GmbH, die zum Bielefelder Bauuternehmen Goldbeck gehört. Geschäftsführer Patrick Möller skizzierte die Sanierungspläne. Sein Unternehmen habe Erfahrung darin, Objekte, die in keinem guten Zustand seien, wieder auf Vordermann zu bringen. Doch die Ausgangssituation, die er an der Emscherstraße vorgefunden habe, sei „eindrucksvoll“ gewesen. Was er damit meinte: In nahezu jeder Wohnung hätte sich Sperrmüll befunden, es gebe Brand- und Schimmelschäden, Installationen seien herausgerissen worden. Darüber hinaus seien bei der Ermittlung des Ist-Zustands Schadstoffe wie Asbest und sogenannte PAKs entdeckt worden. Das sei allerdings angesichts der Entstehung in den 70er-Jahren keine Überraschung gewesen.

Müll war an der Emscherstraße nicht im Außenbereich ein Problem. Auch in den Wohnungen befand sich jede Menge Unrat. Der ist inzwischen abtransportiert, die Sanierung hat Fahrt aufgenommen.
Müll war an der Emscherstraße nicht im Außenbereich ein Problem. Auch in den Wohnungen befand sich jede Menge Unrat. Der ist inzwischen abtransportiert, die Sanierung hat Fahrt aufgenommen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Nachdem im ersten Schritt die Wohnungen entrümpelt worden seien, nehme nun die eigentliche Sanierung der insgesamt 224 Wohnungen in elf Gebäuden Fahrt auf. Alle Badezimmer würden komplett neu erstellt, ebenso die Treppenhäuser, die Installationen und der Brandschutz. Die Wärmeversorgung geschehe durch eine Fernwärmestation, die Unterverteilung in die einzelnen Wohnungen werde ebenfalls erneuert, wo es nötig sei. Die Balkone hätten zum großen Teile Wasserschäden und würden dementsprechend ebenfalls saniert. An der Fassade werde allerdings nichts geändert.

Bis Jahresende sollen mehr als 100 Wohnungen saniert sein

Die Stadt Herne habe eine gute Vorarbeit für die Maßnahme geleistet, so Möller. Das heißt: Die Gebäude sind bis auf ganz wenige Ausnahmen komplett leer, sodass sie Abschnitt für Abschnitt renoviert werden könnten. Und schon im diesem Juni sollen laut Möller die ersten 24 Wohnungen bezugsfertig sein, bis Ende des Jahres sollen es über 100 sein. Im kommenden Sommer sollen alle 224 Wohnungen dem Eigentümer übergeben werden. Möller zeigte sich zuversichtlich, dass Goldbeck diesen Zeitplan einhalten kann.

Wie hoch am Ende der Quadratmeterpreis für Mieter ausfällt, war bei der Vorstellung der Sanierungspläne nicht zu erfahren, weil dies in Verantwortung von Brookfield liegt. Bei der Stadt hofft man, dass die 224 neuen alten Wohnungen für ein wenig Entspannung auf dem Herner Wohnungsmarkt sorgen.

Die Gebäude Emscherstraße Nummer 76 und 78 gehören nicht mit zum Sanierungsauftrag. Dort wohnen noch 15 Personen in sieben Wohnungen, beide Gebäude seien auch technisch noch funktionsfähig.