Herne. Die Baukosten sind drastisch gestiegen, dennoch entstehen in Herne 25 neue Sozialwohnungen. Möglich macht dies eine Systembauweise.
Drastisch gestiegen Baukosten und Kreditzinsen, dazu der Fachkräftemangel. Als Konsequenz werden Neubauprojekte auf Eis gelegt oder gar nicht erst begonnen - auch in Herne. Stephan Höckmann lässt sich mit seinem Familienunternehmen Höckmann Immobilien nicht beirren. Auf dem Areal der früheren Heitkamp-Villa plant er den Bau von Sozialwohnungen. Möglich mache dies eine Systembauweise. Die Herner WAZ-Redaktion hat mit dem Anbieter dieses Systems gesprochen.
Dabei handelt es sich um einen der Großen der Branche: die Bielefelder Goldbeck GmbH, die im Ruhrgebiet an den Standorten Bochum, Duisburg und Dortmund auch regional präsent ist. Goldbeck hat nach eigenen Worten ein systematisiertes Bausystem entwickelt, um innerhalb kurzer Zeit bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dieses System soll auch in Wanne-Süd zum Einsatz kommen. Dort sollen 25 Sozialwohnungen entstehen.
Zum System gehören komplett vorgefertigte Bäder
Das systematisierte und serielle Bauen sei für Goldbeck nichts Neues, so Goldbeck-Verkaufsingenieur Marvin Young im Gespräch mit der Herner WAZ. Schon früh habe Goldbeck damit begonnen, Teile zu systematisieren, zum Beispiel beim Bau von Lagerhallen. Ob Stütze, Dach, Träger oder Fundament - man müsse das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Dieses Credo habe man auf den Wohnungsbau übertragen. So würden Decken oder Wände in den eigenen Werken produziert und diese auf der Baustelle montiert. Dazu gehörten auch komplett vorgefertigte Bäder. „Die Bäder sind voll ausgestattet inklusive Fliesen. Da müssen die Mieter nur noch das Handtuch aufhängen, trotzdem sind die Bäder individuell gestaltet.“
Auf Grund der hohen Nachfrage nach Wohnraum - die nach wie vor ungebrochen ist - habe Goldbeck vor einiger Zeit damit begonnen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Serielles Bauen bedeute in diesem Fall allerdings keine Einförmigkeit, dazu seien Bewohner viel zu sensibel. Deshalb seien die Grundrisse auch nicht identisch, sondern variabel. Es gebe ein Raster, in dem man beim Bau der Wohnhäuser variieren könne. „Wir haben zwar Grundrisse, die wir aus der Schublade ziehen können, aber es sieht nicht alles gleich aus“, so Marvin Young. Jedes Projekt sei individuell für die Kunden geplant, so auch bei Höckmann.
Keine Zeitverzögerungen durch das Warten auf Handwerker
Dadurch, dass Goldbeck seine Bauelemente selbst produziere, ergäben sich Kostenvorteile. Als Beispiel nennt Young die vorgefertigten Bäder. Durch die eigene Fertigung sei man nicht auf die verschiedenen Gewerke angewiesen, die einzeln beauftragt in Summe mehr kosten. Außerdem gebe es keine Zeitverzögerungen, weil kein Gewerk warten müsse, bis das andere fertig sei. Auf diese Weise sei es möglich, dass ein Wohngebäudegeschoss innerhalb einer Woche aufgestellt sei. In Wanne entstehe ein dreigeschossiges Haus, der Rohbau sei also in drei bis vier Wochen fertiggestellt.
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In Summe biete Goldbeck mit diesem System einen Festpreis und einen Fertigstellungstermin, der Kunde müsse sich um so gut wie nichts mehr kümmern. Da Goldbeck alle maßgeblichen Planungsexperten im eigenen Haus habe - vom Architekten bis zum Energieberater – gebe es nur den einen Ansprechpartner. Dieses Paket sei auch für Höckmann Immobilien ausschlaggebend gewesen, weil es Sicherheit gebe. Auf Grund des Festpreises könne der Kunde seine Kosten kalkulieren und den Quadratmeterpreis errechnen. Für das Herner Projekt sei der Bauantrag eingereicht, ab November soll der Rohbau beginnen, die Fertigteile dafür würden schon jetzt in die Produktion gehen.
Stephan Höckmann zeigt sich mit der bisherigen Zusammenarbeit mit Goldbeck sehr zufrieden. Dort verstehe man, was sein Familienunternehmen haben wolle, und habe die entsprechenden Konzepte entwickelt.
>>> HEITKAMP-GELÄNDE 2019 AUS DEM DORNRÖSCHENSCHLAF GEWECKT
Das Unternehmen Höckmann Immobilien hat 2019 ein Teil des ehemaligen Heitkamp-Geländes in Wanne-Süd gekauft und vermarktet. Zu den Mietern gehört unter anderem der E-Lieferwagen-Produzent Cenntro. Außerdem baut das Unternehmen zurzeit die ursprüngliche Firmenzentrale und die Villa zu Sozialwohnungen um. Die 25 nun geplanten Sozialwohnungen sollen im Energiestandard Kfw 40 entstehen und mit Fernwärme versorgt werden