Herne. Im Wanner Wohnquartier Emscherstraße gibt es einen neuen Vermieter. An den Missständen hat sich wenig geändert: Das sagen Mieter und die Stadt.
Der Hochhaus-Block an der Emscherstraße hat seit mehreren Wochen einen neuen Eigentümer. Aus Sicht der Mieter und der Stadt hat sich jedoch bisher wenig geändert. Obwohl Vorbesitzer bzw. – verwalter Altro Mondo aufgrund zahlreicher Missstände von der Landesregierung und mehreren Kommunen mehrfach an den Pranger gestellt wurde, gibt es nun in einem Punkt sogar eine Verschlechterung.
Mit neuen Schildern an den Häusern hat die Düsseldorfer Belvona GmbH den Wechsel in dem Wanner Viertel auch nach außen sichtbar gemacht. „Emscher Straße“ statt „Emscherstraße“ steht darauf geschrieben. Und auch sonst können Mieter in der 224 Wohnungen zählenden Anlage bisher kaum Positives berichten – sieht man mal davon ab, dass das Außengelände zurzeit weniger vermüllt ist als üblich.
Vier Wohnungen nach Wasserschäden seit 2019 versiegelt
„Es hat sich für uns eigentlich nichts geändert“, sagt ein Ehepaar (Name der Redaktion bekannt), das seit vielen Jahren an der Emscherstraße lebt. Ihre Heizung funktioniere nicht – wie schon im vergangenen Jahr. Und einen festen Hausmeister als Ansprechpartner gebe es vor Ort nach wie vor nicht.
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Auch die Stadt berichtet vom schlechten Zustand zahlreicher Wohnungen. Zuletzt seien in der gesamten Anlage immer wieder Rohrbrüche aufgetreten, die in der Folge zu Heizungsausfällen geführt hatten, erklärt Stadtsprecherin Anja Gladisch auf Anfrage. „Eine Reparatur erfolgte eher schleppend.“ Die bereits 2019 nach einem starken Wasserschaden in Folge von Rohrbrüchen für unbewohnbar erklärten vier Wohnungen könnten nach wie vor nicht vermietet werden. Beim Gang durch die Siedlung fällt auf: Es stehen noch wesentlich mehr Wohnungen leer.
In Sachen Kommunikation falle der neue Eigentümer bisher sogar noch hinter Altro Mondo zurück, berichtet Sozialdezernent Johannes Chudziak. Die Stadt habe noch keinen festen Ansprechpartner bei der Belvona und müsse über die (schwer erreichbare) Mieter-Hotline gehen. Und: Die wiederholten Bemühungen der Stadtspitze, einen Gesprächstermin mit der Geschäftsführung des Wohnungsunternehmens zu erhalten, seien bisher erfolglos geblieben. Immerhin: Der städtischen Wohnungsaufsicht sei es gelungen, für die kommende Woche einen Termin mit einer Belvona-Mitarbeiterin zu vereinbaren.
Fragenkatalog bleibt unbeantwortet
Und was sagt Belvona zur Situation an der Emscherstraße? Ein bereits vor einer Woche übermittelter Fragenkatalog der WAZ Herne blieb bis Freitagabend unbeantwortet. Das alles passt nicht unbedingt zu den blumigen Worten, die das Unternehmen seit Herbst 2020 nach Übernahme zahlreicher Wohnungen von Altro Mondo in Pressemitteilungen verbreitet (siehe Box).
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Worte, die in den Ohren von Wilfried Kohs wie Hohn klingen. Der parteilose Bezirksverordnete, der sich seit Jahren um die Emscherstraße kümmert, weiß aus Rückmeldungen vom noch immer schlechten Zustand der Anlage – von kaputten Heizungen beispielsweise, von Schimmel und von defekten Aufzügen.„Hier kommt man nur mit Druck weiter“, sagt der ehemalige Grüne. Dazu fehlten Herne und anderen Kommunen jedoch die dafür notwendigen rechtlichen Instrumente. Eine Kritik, die auch Dezernent Chudziak immer wieder geäußert hat.
Ebenfalls stärker in die Pflicht nehmen will Kohs die Herner Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering (SPD) und Paul Ziemiak (CDU): „Es reicht nicht, in Berlin Karriere zu machen. Man muss sich auch um die Probleme vor Ort kümmern.“