Herne. Die Stadt Herne will konsequenter gegen Problemhäuser vorgehen. Dabei gibt es offensichtlich erste Erfolge. Siehe der Hochhaus-Komplex in Wanne.

Bei der Bekämpfung der Problemhäuser in Herne kommt die Stadt offenbar voran. Eine erste Bilanz der Verwaltung fällt positiv aus. 2024 will die Stadt einen umfassenden Bericht über die verwahrlosten und maroden Immobilien vorstellen, kündigt das Rathaus an. Dabei will sie auch aufzeigen, wie sie dagegen vorgeht. Im Vergleich zur Vergangenheit, stellte Tim Stegmann (Stadt) gegenüber der Politik schon mal klar, reagiere die Verwaltung jetzt deutlich rigider. Das zeige Wirkung, das zeige das Beispiel Beispiel Wohnblock Emscherstraße in Wanne-Nord.

Das Thema Problem- beziehungsweise Schrottimmobilien hatte die CDU hatte auf die Tagesordnung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung setzen lassen. Wie zuletzt Rot-Schwarz in den Bezirksvertretungen kritisiert die Union die Folgen der heruntergekommenen Häuser, die von ihren Besitzerinnen und Besitzern heruntergewirtschaftet werden, verwahrlosen und ganze Quartiere herunterziehen. „Vermüllungen, Ruhestörungen und Provokationen im direkten Wohnumfeld stellen erhebliche Belastungen für die Nachbarschaft dar und gefährden das gesellschaftliche Miteinander sowie den sozialen Frieden“, kritisiert CDU-Ratsfrau Barbara Merten. Sie wollte von der Stadt wissen: Wie ist die Lage? Und was unternimmt die Stadt?

Herne: Stadt will Zustand beendet

Eins von 70 Problemhäusern in Herne liegt auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte – mitten in der Fußgängerzone .
Eins von 70 Problemhäusern in Herne liegt auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte – mitten in der Fußgängerzone . © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Aktuell, so berichtete Patrick Eickelkamp im Planungsausschuss, gebe es rund 70 Problemimmobilien in Herne. Das freilich bedeutet eine Zunahme. Ende 2020 gab es nach damaligen Zahlen der Stadt 55 Problemhäuser, vor sieben Jahren „nur“ 22. Diese Häuser sind in einem baulich schlechten bis unzumutbaren Zustand, darunter leiden die Bewohnerinnen und Bewohner. Sie sind es aber auch, die nicht selten Lärm, Dreck und Müll in den Häusern und drum herum verursachen. Die Vermietung der Gebäude, so hatte es der damalige Sozialdezernent Johannes Chudziak gegenüber der WAZ einmal erklärt, habe sich zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Bis zu 40 Prozent der Häuser seien in der Hand von Gesellschaften, die ihren Sitz in anderen Städten, aber auch im Ausland hätten. Sie wollten vor allem eins: abkassieren. Südosteuropäerinnen und -europäer griffen gerne zu – weil sie auf dem „normalen“ Wohnungsmarkt schlechte Chance hätten und weil sie mit den angebotenen Wohnungen oft zufrieden seien.

Laut Stadt zeigen die Maßnahmen der Verwaltung immer mehr Wirkung. So gebe es aus der Bevölkerung immer weniger Beschwerden über Problemhäuser, sagte Tim Stegmann (Stadt). Die Verwaltung gehe immer konsequenter gegen die Hausbesitzerinnen und -besitzer vor. Diese vermieteten schamlos heruntergekommene Wohnungen, ohne Rücksicht auf die Menschen, die dort lebten, kritisierte er. „Das ist ein Zustand, den wir beenden werden“, kündigte er an. Und: „Wir wollen den Eigentümern massiv auf die Füße treten.“

„Wir wollen den Eigentümern massiv auf die Füße treten“: Tim Stegmann (Stadt).
„Wir wollen den Eigentümern massiv auf die Füße treten“: Tim Stegmann (Stadt). © Stadt Herne | Thomas Schmidt

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Das zeigt offenbar eine Wirkung. Patrick Eickelkamp (Stadt) verwies auf den Wohnblock Emscherstraße, dem „wohl größten Problemimmobilien-Komplex“ in Herne. In dem Hochhaus-Block mit 225 Wohnungen hatte die Stadt vor knapp einem Jahr die Wohnungen in den Häusern Nummer 82 und 88 wegen lebensgefährlicher Zustände für unbewohnbar erklärt, später wurde auch Haus Nummer 90 von der Stromversorgung getrennt. Das Rathaus hatte die Liste der Mängel – von Wasserschäden bis defekten Haustüren – zu Jahresbeginn für den gesamten Komplex detailliert aufgelistet und zugleich das komplizierte Eigentümergeflecht entwirrt, mit dem Besitzer Kontakt aufgenommen und großangelegte Reparaturmaßnahmen gefordert.

Offensichtlich mit Erfolg: Der gesamte Komplex, kündigte Eickelkamp im Ausschuss an, soll nun kernsaniert werden, eine Zusage des Eigentümers liege vor. Zunächst angepackt werden sollen laut Stadt die besonders problematischen Gebäude des großen Komplexes mit den Hausnummern Emscherstraße 82 bis 96; sie seien schon leergezogen. Anschließend sollen die Häuser 76-80 an die Reihe kommen. Laut Eickelkamp sind drei Bauabschnitte geplant.

Ein Bauvertrag sei unterzeichnet, die Arbeiten hätten sogar schon begonnen und umfassten neben umfassenden Elektro- und Sanitärbauten auch eine Überholung der Fassaden und Außenanlagen sowie auch den Bau eines Spielplatzes. Der Bauabschnitt 1 mit 120 Wohnungen soll zwischen Juni und Oktober 2024 abgeschlossen sein, Bauabschnitt 2 mit 52 Wohnungen zwischen Januar und November 2025 und Bauabschnitt 3 mit 52 Wohnungen zwischen März und Mai 2026, so Eickelkamp weiter.

Wohnblock wird komplett saniert: ein Blick auf die Häuser Emscherstraße 82 bis 96. Dort ist der erste Bauabschnitt.
Wohnblock wird komplett saniert: ein Blick auf die Häuser Emscherstraße 82 bis 96. Dort ist der erste Bauabschnitt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Herner Politiker: Auch im Feldherren-Viertel tut sich was

Dass sich in Sachen Problemimmobilien was tue, bestätigte auch SPD-Ratsherr Matthias Bluhm. Im Feldherrenviertel in Horsthausen – seit Jahren eine Problemzone – verbessere sich die Lage zusehens. Die „Politik der Nadelstiche“ zeige Wirkung. Weil die Stadt die Hausbesitzerinnen und -besitzer piesacke und ihnen immer wieder auf die Füße trete, gehe es im Stadtquartier seit etwa vier Monaten voran: „Es tut sich was“, bilanziert Bluhm. Die Stadt will am Ball bleiben: Mitte November, kündigte die Stadt im Sicherheitsausschuss an, sollen zwei „Case-Manager“ der Awo ihre Arbeit aufnehmen und in einer Anlaufstelle Bürgerinnen und Bürger beraten. Einer spreche auch rumänisch.

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Problem- und Schrotthäuser

Die Stadt unterscheidet zwischen Problemhäusern und Schrottimmobilien. Problemhäuser sind demnach verwahrloste, heruntergekommene Häuser, in denen Menschen wohnen. Schrottimmobilien sind im selben Zustand, aber leer gezogen.

Im kommenden Jahr will die Stadt ein Kataster aller Problemhäuser präsentieren. Per Mausklick auf ein Haus sollen den Verantwortlichen im Rathaus dann alle relevanten Informationen zur Verfügung stehen, darunter Angaben zum Gebäude, zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, zu den bisherigen Maßnahmen der Stadt und zu den Ergebnissen.