Herne. Herne sei zu dicht bebaut, so die Grünen – und fordern ein Konzept für weniger Beton, aber mehr Freiflächen. Was Stadt und Politik davon halten.

In Herne, bereits jetzt eine der am dichtesten besiedelten Städte im Land, werde zu viel Grün für neue Baumaßnahmen geopfert, kritisieren die Grünen. Sie fordern deshalb, dass der Flächenverbrauch in Herne reduziert wird, ja mehr noch: dass die Stadt eine Strategie für eine „Netto-Null-Versiegelung“ entwickelt. In der Politik, das ist jetzt klar, gibt es dafür keine Mehrheit.

Forderte eine Strategie für eine „Netto-Null-Versiegelung“: Grünen- Ratsfrau Sabine von der Beck.
Forderte eine Strategie für eine „Netto-Null-Versiegelung“: Grünen- Ratsfrau Sabine von der Beck. © FUNKE Foto Services | Sabrina Didschuneit

Grünflächen, Freiräume, Erholungsgebiete, Frischluftschneisen, naturnahe und ökologische wertvolle Flächen – sie alle weckten in einer so dicht bebauten Stadt regelmäßig Begehrlichkeiten, meint Grünen-Ratsfrau Sabine von der Beck. Genau diese Flächen müssten in Zeiten des Klimawandels aber dringend erhalten werden. Hitze und Trockenheit, aber auch Starkregen setzten der Stadt künftig immer mehr zu. Zur Klimaanpassung aber sei eine „Schwammstadt“ notwendig, „die im Sommer eine kühlende Wirkung entfaltet und kluges Wassermanagement betreibt“.

Forderung der Grünen deshalb im Umweltausschuss: eine Strategie, um Grün- und Freiflächen zu erhalten, und, wenn das nicht möglich ist, an anderer Stelle neu anzulegen. Diese „Strategie für eine Netto-Null-Versiegelung“ soll innerhalb eines Jahres von der Stadtverwaltung entwickelt, in der Politik beraten und dann vom Rat beschlossen werden. In das Konzept, so der Antrag weiter, sollen Ausgleichszahlungen für ökologische Eingriffe ebenso einfließen wie Maßnahmen, wie versiegelte Flächen wieder begrünt werden können.

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Die rot-schwarze Mehrheit im Umweltausschuss kritisierte den Vorstoß. „Wo wollen wir die Menschen unterbringen?“, fragte Andreas Hentschel-Leroy (SPD). Herne sei eine wachsende Stadt, und neuer Wohnraum müsse her. Ähnlich äußerte sich Barbara Merten (CDU). Wenn man diesem Vorstoß zustimmen würde, dann müsse man die vielen Projekte, die Herne plane, beerdigen. Damit spielte sie unter anderem auf die Pläne auf der Brache General Blumenthal an, wo eine Internationale Technologiewelt entstehen soll, aber auch auf das geplante Funkenbergquartier, wo die Hochschule für Polizei und Verwaltung gebaut wird. Auch den dringend notwendigen Ausbau von Kitas und Schulen könne man dann vergessen. Allein die Linken lobten den Vorstoß.

Soll zur „Techno Ruhr International“ werden: die Zechenbrache General Blumenthal in Wanne-Eickel.
Soll zur „Techno Ruhr International“ werden: die Zechenbrache General Blumenthal in Wanne-Eickel. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Und was sagt die Stadt? Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, wies auf einen Bericht des Regionalverbands Ruhr (RVR) hin, nach dem in Herne die versiegelte Fläche schon jetzt abnehme: „Wir sind da gut aufgestellt.“ Und: „Wir gehen in die richtige Richtung.“ Am Ende stimmten nur die Grünen und die Linken für den Grünen-Vorstoß – alle anderen sagten Nein.