Herne. In Herne soll eine 1050 Meter lange und über 30 Millionen Euro teure Seilbahn gebaut werden: Die Politik sagt grundsätzlich Ja zu den Plänen.

Schweben bald Gondeln über dem Hauptbahnhof Wanne-Eickel? Die Politik in Herne hat sich schon mal mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen, die Pläne für eine Seilbahn in Wanne-Eickel weiter voranzutreiben. Zuvor hatte Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) intensiv für das von ihm vorgeschlagene Millionenprojekt geworben. Die Seilbahn, so der OB, biete eine „echte Chance“ für die Verkehrswende: „Das ist für uns Mobilität der Zukunft.“ Die Hochbahn soll den Hauptbahnhof Wanne-Eickel mit dem Blumenthal-Gelände verbinden, auf dem die Stadt eine Internationale Technologiewelt plant.

Großer Bahnhof im Volkshaus Röhlinghausen: Zwei Bezirksvertretungen und zwei Ausschüsse kamen am Dienstagnachmittag, 17. Oktober, zu einer Sondersitzung zusammen. Dort stellten Verantwortliche der Stadt der Politik ihre ersten Pläne für die Seilbahn vor. Mit auf dem großen Podium saßen auch Vertreterinnen und Vertreter zweier Expertenbüros, die daran mitgearbeitet haben. Thorsten Rupp, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, referierte die wichtigsten Daten.

Demnach soll die Seilbahn 1050 Meter lang sein und zwei Stützen haben. Zwei Kabinen für jeweils 40 Menschen sollen in einer Höhe zwischen 34 und 66 Metern zwischen Hauptbahnhof und Technologiewelt pendeln. 500 Menschen pro Stunde könnten so innerhalb von 3,5 Minuten transportiert werden. Die Baukosten in Höhe von rund 32 Millionen Euro sollen aus Fördertöpfen finanziert werden.

Hernes OB: „Große Chance für die Wanner Innenstadt“

Präsentierte der Politik seine Seilbahn-Pläne: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, hier beim Kiez-Fest in Wanne im vergangenen August.
Präsentierte der Politik seine Seilbahn-Pläne: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda, hier beim Kiez-Fest in Wanne im vergangenen August. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

OB Frank Dudda, sonst kein Gast in diesen vier politischen Vertretungen, nutzte die Sondersitzung, um vor breiter politischer Kulisse kräftig die Werbetrommel für sein Herzensprojekt zu rühren. Die urbane, sprich: städtische Seilbahn, so der 60-Jährige, sei „die große Chance für die Wanner Innenstadt“. Komme sie, könne endlich auch Wanne-Mitte entwickelt, also modern gestaltet werden, weil sie Strahlkraft besitze und Investoren anziehe. Sie wäre die Erste ihrer Art in Deutschland. Nicht zuletzt sei die Hochbahn ein schnelles, klimaschonendes und innovatives Verkehrsmittel, um die geschätzten 3500 Menschen, die künftig in der Technologiewelt arbeiten sollen, vom Hauptbahnhof ans Ziel und zurückzubringen.

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Die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien zeigten sich zum großen Teil angetan – hatten aber viele Fragen. Wie komme die Stadt auf die Zahl von 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die künftig in der „Techno Ruhr International“, einem Mix aus Unternehmen, Forschung, Wohnen und Grün, arbeiten sollen, fragte etwa Grünen-Ratsfrau Sabine von der Beck. Was werde aus der Seilbahn, wenn dort nur 2000 oder 1000 Menschen arbeiten? Diese Zahl 3500, antwortete Dudda, stamme von Wirtschaftsexperten, die dafür eine Berechnungsmethode hätten; das sei sogar „eine sehr konservative Schätzung“.

Herne: Stadt will auch Alternativen präsentieren

Rolf Ahrens und Alfred Apel, ebenfalls Grüne, fragten nach Alternativen für die Seilbahn, die ja etwa auch im Kommunalen Entwicklungsbeirat diskutiert worden seien. Dudda sagte zu, dass die Stadt auch dafür Zahlen vorlegen werde. Allein: Straßen aufs Gelände, eine Verlängerung der Straßenbahn, ja ein Tunnel unter den Gleisen am Hauptbahnhof – all das würde hohe Kosten bedeuten, Lärm und Dreck. Das sei auch angesichts der geplanten Verkehrswende nicht zeitgemäß.

Die Seilbahn soll gefördert werden, unterstrich der Oberbürgermeister auf Nachfrage. Er kenne die Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern, die forderten, dass die Stadt die 32 Millionen Euro lieber an anderer Stelle investieren soll. „Vergleicht bitte nicht Äpfel mit Birnen“, antwortete Dudda den Kritikern. Die Seilbahn würde aus Fördertöpfen bezahlt, deshalb würde in Herne keine Straße, kein Sportplatz oder kein Lehrschwimmbecken weniger saniert. Und: Planungskosten, die die Stadt für die Seilbahn durchaus habe, seien im Haushalt bereits verankert. Und die jährlichen Betriebskosten der Seilbahn würden vom Betreiber getragen, weil sie in den ÖPNV eingebunden, also mit einem üblichen Bus- und Bahn-Ticket genutzt werden soll. Als Betreiber brachte die Stadt die HCR ins Spiel.

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Am Ende hatte Dudda die Mehrheit hinter sich, dass die Stadt die Seilbahn-Pläne weiter verfolgen kann. Bestätigen muss das noch der Rat Ende Oktober. Mit Nein stimmten die Linken (sie wollen keine Bebauung des Blumenthal-Geländes) und AfD (keine Begründung), die Grünen enthielten sich (die Planungen seien noch zu vage). In den kommenden anderthalb Jahren, so die grobe Zeitachse der Stadt, soll nun alles konkretisiert werden, dann, bei Zustimmung, sollen die Vergabe- und Planfeststellungsverfahren starten. Wenn alles glatt läuft, soll die Seilbahn dann ab dem Jahr 2027 gebaut werden – und zeitgleich mit den ersten Gebäuden der Technologiewelt ab dem Jahr 2028 fertig sein.

Über die Bahngleise soll die Seilbahn auf die Zechenbrache Blumenthal führen.
Über die Bahngleise soll die Seilbahn auf die Zechenbrache Blumenthal führen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey