Herne. In Herne soll eine Internationale Technologiewelt entstehen. Der Rat machte den Weg frei für die Entwicklung der Zechenbrache General Blumenthal.

Auf der Zechenbrache General Blumenthal soll eine Internationale Technologiewelt entstehen: Der Rat gab grünes Licht für den Start der umfangreichen Planungsarbeiten. Beschlossen worden sei zunächst nur die „Leitidee“ für das Mammutprojekt, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda. Einzelheiten sollen nun mit Hilfe einer Projektentwicklungsgesellschaft erarbeitet werden. Der OB versprach dabei eine umfangreiche Bürgerbeteiligung.

Herner OB: Strukturwandel beschleunigen und Arbeitsplätze schaffen

Zur Technologiewelt könnte nach den ersten Planungen auch eine mehrere hundert Meter lange Passarelle gehören.
Zur Technologiewelt könnte nach den ersten Planungen auch eine mehrere hundert Meter lange Passarelle gehören. © Archwerk Generalplaner KG, Bochum

Braucht Herne eine Internationale Technologiewelt auf dem 30 Hektar großen Areal am Hauptbahnhof in Wanne-Eickel? Wäre nicht ein großer Stadtwald besser, den eine Bürgerinitiative fordert? Oder muss eine ganz andere Lösung her? Darüber diskutierten die Mitglieder des Rates am Dienstag in der Sporthalle am Revierpark Gysenberg ausführlich und durchaus kontrovers. Die Stadt um OB Dudda warb dabei noch einmal eindringlich für die Technologiewelt. Wissenschaft soll dort angesiedelt werden, moderne Unternehmen, Kongress- und Co-Working-Flächen, aber auch Wohnungen und viel Grün. Eine Hoch-/Seilbahn soll die Fläche mit Wanne-Mitte verbinden. 1500 Jobs, so die Schätzung der Stadt, sollen dadurch geschaffen werden.

Mit diesem Dekadenprojekt, so der OB, könne Herne den Strukturwandel beschleunigen und für Beschäftigung sorgen. Wichtig sei nun das Signal zum Start: Dudda hofft, dass Herne in Kürze mit Millionen aus Bundesmitteln eine Anschubfinanzierung für die Technologiewelt erhält (siehe Kasten).

SPD-Fraktionschef Sobieski: Technologiewelt ist Zukunftsprojekt mit Strahlkraft

Stadt hofft auf Millionen Euro aus Strukturstärkungsgesetz

Die Bundesregierung plant noch vor der Sommerpause neben dem Kohleausstiegsgesetz ein Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen, sagte Stadtdirektor Hans Werner Klee im Rat. Fünf besonders strukturschwache Gebiete sollen gemeinsam 600 Millionen Euro erhalten für innovative Projekte, die hochwertige Jobs schaffen.

Herne will bei den Fünf dabei sein und schickt seine Internationale Technologiewelt ins Rennen. Sie sei ein „Paradebeispiel“ dafür, wie auf einem ehemaligen Zechenstandort Hochtechnologie und Wissenschaft entstehen könne. Nicht zuletzt könne so die Wanner Innenstadt nach vorne gebracht werden. Klee sieht „gute Chancen, im Konzert der beteiligten Kommunen eine wesentliche Rolle zu spielen“.

Die rot-schwarze Mehrheit hat die Stadt hinter sich. Die Technologiewelt sei „ein Zukunftsprojekt für unsere Stadt, das Strahlkraft haben wird“, sagte SPD-Fraktionschef Udo Sobieski. Sie werde Herne „enorm aufwerten“. Ähnlich äußerte sich CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag. Das Projekt biete die einmalige Chance, alle wichtigen Interessen unter einen Hut zu bringen, sagte sie. Auch Piraten/Alternative Liste und FDP schlossen sich an.

Und auch die Grünen. In den Böden lägen viele Umweltgifte, die Menschen, Grundwasser und Tiere gefährdeten, sagte Ratsherr Pascal Krüger. Erst mit einer Teilbebauung der Fläche könnten die Schadstoffe entfernt werden.

Linke lehnen Projekt ab und wollen einen Stadtwald

OB Frank Dudda (r.) warb in der Sporthalle am Revierpark Gysenberg um Zustimmung der Ratsvertreter.
OB Frank Dudda (r.) warb in der Sporthalle am Revierpark Gysenberg um Zustimmung der Ratsvertreter. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Geballte Kritik an dem Vorhaben gab es von den Linken. Jeder Arbeitsplatz, rechnete Fraktionschefin Veronika Buszewski vor, werde mit rund 260.000 Euro subventioniert – wobei gar nicht klar sei, wie und wo nun ausgerechnet 1500 Jobs entstehen sollen. Auch seien Bürger, geschweige denn der Rat beteiligt worden. „Die ganze Vorlage ist darauf getrimmt, ihr Leuchtturmprojekt umzusetzen“, warf Buszewski dem Oberbürgermeister vor. Was die Linken wollen, sagte anschließend Ratsfrau Klaudia Scholz gleich mehrfach in denselben Worten: „Wir brauchen einen Wald – und das bald, ganz bald.“ Sie schloss sich damit der Forderung der Bürgerinitiave Stadtwald an, die auf der Brache einen Wald pflanzen will. Dieser, betonte sie, sei wichtig, um die Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Bernd Blech (Unabhängige Bürger) schloss sich an.

Projektentwicklungsgesellschaft soll gegründet werden

Am Ende gab es breite Zustimmung für den Start von Planungen zur Entwicklung der alten Bergbaufläche. Die Stadtverwaltung wurde damit beauftragt, eine Projektentwicklungsgesellschaft zu gründen, eine Machbarkeitsstudie für die Bahnlinienquerung durchzuführen und ein Konzept zur Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation zu erstellen. Außerdem sollen Verkaufsverhandlungen mit dem Grundstücksbesitzer RAG Montan Immobilien beginnen.

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CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag rief die Parteien und Bürger dazu auf, nun „richtig Gehirnschmalz“ in das Projekt zu stecken und viele Ideen einzubringen. Die Ratsvertreter brachten schon einige Wünsche ein: So schlugen die Grünen etwa vor, alternativ zur Hoch-/Seilbahn eine Tunnellösung unter dem Hauptbahnhof Wanne-Eickel zu prüfen, außerdem solle die Welt nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden, sondern klimaneutral sein.

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