Herne. Die Brache Blumenthal ist seit Jahren in der Diskussion. Der Kommunale Entwicklungsbeirat hat seine Empfehlungen für die Entwicklung präsentiert.
Wie wird die Zechenbrache General Blumenthal in Zukunft aussehen? Den ersten Schritt zur Antwort gab es am Montag. Der Kommunale Entwicklungsbeirat (KEB) hat seine Empfehlungen zur Entwicklung der etwa 23 Hektar großen Fläche an Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda übergeben. Das sind die Ergebnisse des Diskussionsprozesses.
Um diesen Prozess einzuordnen, muss man zunächst zurückblenden: Ziemlich genau drei Jahre ist es her, als die Stadt Herne die Vision für eine „Internationale Technologiewelt“ auf der Zechenbrache General Blumenthal in Wanne-Süd präsentierte. Es entwickelte sich eine intensive Diskussion um die Umsetzung, eine Bürgerinitiative forderte die Schaffung eines Stadtwalds. Diese Diskussion mündete in einen Ratsbeschluss, der die Verwaltung verpflichtete, ein Konzept zur Bürgerbeteiligung zu erstellen, „um eine kontinuierliche Einbindung der Herner Bürgerschaft während der gesamten Projektlaufzeit zu gewährleisten. Das Ergebnis war das bundesweit einmalige Pilotprojekt des Kommunalen Entwicklungsbeirats. 30 Personen aus allen gesellschaftlichen Gruppen diskutierten in vier verschiedenen Themengruppen und verständigten sich einstimmig auf fünf Leitsätze.
■ Blumenthal soll so gestaltet werden, dass Mensch und Natur die Fläche im Einklang miteinander nutzen und erleben können. Dabei stehen sozialverträglicher Klimaschutz und eine klimagerechte Gestaltung genauso im Vordergrund wie ein Ort der Begegnung für alle Bürgerinnen und Bürger.
■ Die Nutzung der Fläche soll in guter, verbindender Nachbarschaft erfolgen. Das bezieht sich auf die lokale und regionale Nachbarschaft sowohl für die Menschen als auch für die Natur mit Bezug auf angrenzende Gebiete in der Region.
■ Die Fläche soll in allen Bereichen Platz für innovative Ideen sowie Akteurinnen und Akteure bieten. Auch die städtische Planung soll innovative Beteiligungsansätze miteinschließen.
■ Blumenthal soll jüngeren und älteren Menschen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, attraktive Arbeitsplätze und Angebote der angewandten Forschung bieten – vorrangig in den Feldern Mobilität, Energie, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.
■ Die Gestaltung der Fläche muss nachhaltig finanzierbar sein, die Wirtschaftlichkeit der Ideen muss bei der Planung und Umsetzung berücksichtigt werden.
Auch bei zwei Einzelheiten spricht der KEB Empfehlungen aus: Er stellt sich grundsätzlich hinter die Idee einer Seilbahn vom Gelände bis in die Wanner Innenstadt, mit Blick auf das stillgelegte Kraftwerk empfiehlt er ausdrücklich eine Umnutzung statt eines Abrisses.
Die Frage der Herner WAZ, ob mit diesen Empfehlungen die Vision einer Internationalen Technologiewelt, die Architekt Wolfgang Krenz Anfang 2020 vorlegte, vom Tisch sei, beantwortete der OB so: Die künftige Rahmenplanung werde durch die KEB-Vorschläge eine Grundstruktur erhalten. Die Vision werde vor dem Hintergrund der Empfehlungen weiterentwickelt.
Dudda bezeichnete das Experiment des KEB als gelungen. Es sei Vertrauen aufgebaut worden und gelungen, Kompromisse zu schließen. Auch Prof. Gesine Schwan, die das Instrument des KEB entwickelt und in Herne erstmals angewendet hat, zeigte sich zufrieden. Das Engagement sei großartig, die Diskussionen von Offenheit und Fairness geprägt gewesen. Finanziert wurde das Pilotprojekt von der Eon-Stiftung mit 50.000 Euro. Für die Stiftung offensichtlich eine gute Investition. Stiftungsvertreter Stephan Muschik verkündete, dass das Modell auf vier weitere Städte übertragen werde, der Bedarf für solche Gremien sei riesig.
Und wie geht es weiter? Die Empfehlungen werden nun in der Politik diskutiert und in den weiteren Prozess einfließen. Im Rahmen des Fünf-Standorte-Programms soll ein Antrag gestellt werden, um eine städtebauliche Rahmenplanung in Auftrag zu geben. Der KEB werde im Laufe der nächsten Schritte weiter beteiligt.