Herne. Wird am Hauptbahnhof Wanne-Eickel eine Seilbahn gebaut? Die Stadt Herne hat erstmals konkrete Zahlen für das umstrittene Projekt vorgelegt.
Seit Jahren wird in Herne über den Bau einer Seilbahn diskutiert, die den Wanner Hauptbahnhof mit dem Blumenthal-Gelände verbindet. Nun stellt die Stadt öffentlich erstmals konkrete Pläne, Zahlen und Details für das von ihr und insbesondere von Oberbürgermeister Frank Dudda vorangetriebene Millionen-Projekt vor.
In einer Vorlage für eine politische Sondersitzung informiert die Verwaltung über die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie und einer Kosten-Nutzen-Analyse. Auf den Punkt gebracht: Der Bau einer Seilbahn wäre förderfähig und ließe sich realisieren, die Umsetzung sollte folglich weiter betrieben werden, so die Botschaft der Stadt.
Pendelbahn für 40 Menschen soll in dreineinhalb Minuten am Ziel sein
Auf 32 Millionen Euro schätzt der Gutachter die Baukosten; das gelte allerdings nur für eine „funktionale Ausführung“ ohne architektonische Gestaltung von Stationsbauwerken und Stützenkonstruktionen. Die jährlichen Betriebskosten werden mit rund 500.000 Euro beziffert.
Ausgegangen wird von zwei Pendelbahnen mit Kabinen für jeweils 40 Personen (15 Sitzplätze) und einer Förderkapazität von maximal 500 Menschen pro Stunde und Richtung. Dreieinhalb Minuten würde die Fahrzeit der etwa 1050 Meter langen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Blumenthal-Areal betragen, heißt es weiter.
Am Hauptbahnhof könnten Ein- und Ausstieg auf der Park & Ride Anlage an der Berliner Straße erfolgen. Die Stationen würden aufgeständert, so dass ein Einstieg in einer, etwa viereinhalb Meter hohen „Plus-1-Ebene“ erfolgen könnte. Vorteil wäre, dass die Flächen darunter weiterhin genutzt werden könnten, heißt es. Und: Ein barrierefreier Zugang würde sichergestellt.
Die Stadt betont, dass es sich hier zunächst nur um eine vereinfachte Nutzen-Kosten-Untersuchung handelt. Das für eine Bundes- und Landesförderung vorgeschriebene formelle Verfahren der „Standardisierten Bewertung“ könne aufgrund des frühen Planungsstandes für die Entwicklung des früheren Geländes der Zeche Blumenthal zurzeit noch nicht durchgeführt werden.
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Auf der Zechenbrache soll nach dem Willen der Stadtverwaltung eine Technologiewelt mit einem Mix aus Unternehmen, Forschung, Wohnen und Grün sowie etwa 3500 neuen Arbeitsplätzen entstehen. Die Seilbahn über den Gleisanlagen am Hauptbahnhof soll in den öffentlichen Nahverkehr eingebunden werden – als erste und damit bislang einzige in Deutschland, so die Stadtspitze.
Kritiker, die sich an den Millionen-Kosten stoßen oder die Seilbahn gar für ein Hirngespinst halten, entgegnete OB Dudda jüngst im WAZ-Gespräch: „Die Kritiker müssen verstehen, dass sich die Mobilität der Zukunft ganz anders darstellt als heute.“. Es gehe darum, sich möglichst klimaschonend fortzubewegen. „Die Seilbahn ist das klimafreundlichste Verkehrsmittel der Welt“, so der Oberbürgermeister.
Wie geht es nun weiter? In einer gemeinsamen Sondersitzung der Bezirksvertretungen Wanne und Eickel sowie von zwei Ratsausschüssen am Dienstag, 17. Oktober, stellen OB Frank Dudda und die Verwaltung die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor. Die öffentliche Sitzung beginnt um 16 Uhr im Volkshaus Röhlinghausen, Am Alten Hof 28.
Am 31. Oktober soll der Rat durch einen Beschluss den nächsten Schritt besiegeln. So sollen unter anderem weitere (Vor-)Gutachten in Auftrag gegeben und nicht zuletzt Fördermöglichkeiten abgeklopft werden. Denn: Ohne Geld von Bund und Land wäre das Projekt für Herne nicht zu stemmen.