Bochum/Herne. Nach dem Macheten-Angriff auf einen Herner Familienvater hat das Landgericht die Urteile gesprochen: Ehefrau und Söhne des Opfers müssen in Haft.
- Nach einem Macheten-Angriff auf einen Herner hat das Gericht nun Urteile gesprochen.
- Der Mann verlor damals einen Teil seines Fingers.
- Die Frau und die Söhne müssen in Haft.
Vor fast genau einem Jahr hätte ein Herner Familienvater beinahe sein Leben verloren. Er lag im Bett und schlief, als er plötzlich mit einer Machete attackiert und schwer verletzt wurde. Unter anderem wurde ihm der Teil eines Fingers abgetrennt. Nun wurden im Prozess die Urteile gesprochen.
Was den 55-Jährigen bis heute sprachlos macht: Es war seine eigene Familie, die ihm so sehr nach dem Leben trachtete. Die beiden Söhne sollen die Bluttat von langer Hand geplant haben und die Ehefrau – obwohl sie von dem Vorhaben wusste – nicht eingeschritten sein. Jetzt müssen alle Beteiligten ins Gefängnis. Das gilt auch für einen Freund der Familie, der wegen Beihilfe zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.
Macheten-Angriff: Finger abgetrennt
Das Bochumer Landgericht hat die Söhne zu Jugendstrafen von sechs Jahren beziehungsweise vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Obwohl sie die Machete selbst nicht in der Hand hatten, sondern eine Bekannte des Jüngeren zuschlagen ließen, bestraften die Richter die Jugendlichen als Mittäter eines versuchten Mordes. „Sie wollten sich des Vaters entledigen, um eine mögliche Versöhnung der Eltern zu verhindern“, hieß es in der Urteilsbegründung.
Die Mutter erhielt wegen Beihilfe eine Haftstrafe von drei Jahren. „Sie wusste, was läuft. Sie kannte zwar keine Details, aber das grundsätzliche Ziel ihrer Kinder. Und sie hätte die Pflicht gehabt, ihren Mann zu beschützen“, sagte der Vorsitzende Nils Feldhaus.
Herne: Ehe war zerrüttet
Dass die Ehe des Kioskbetreibers und seiner Frau schon lange zerrüttet war, steht für die Richter fest. Der heute 55-Jährige habe seine Frau geschlagen, bedroht und in diversen Kurznachrichten massiv beleidigt. „Du Schlange“, stand in einer dieser Nachrichten. Und in einer anderen: „Du bist eine ekelhafte Frau.“ Der Richter konnte jedoch nicht feststellen, dass der Mann ein jähzorniger Haustyrann war, der seine ganze Familie in Angst und Schrecken versetzte. Genau das hatten beide Söhne und die Ehefrau vor Gericht erklärt. „Aber wir sind nicht verpflichtet, alles hinzunehmen, was uns serviert wird“, so der Vorsitzende.
Tatsache ist, dass kein Zeuge in derlei Hinsicht gegen den 55-Jährigen ausgesagt hat. Und fest steht auch, dass der Mann von einem baldigen Neuanfang mit seiner Frau in Berlin ausging. Genau diesen Umzug habe der 17-Jährige jedoch verhindern wollen, so Feldhaus. „Der Vater musste weg, weil der Angeklagte in Herne bleiben und hier seine Geschäfte fortsetzen wollte“, hieß es in der Urteilsbegründung. Sehr wahrscheinlich sei der Jugendliche in Falschgeld- oder Drogengeschäfte verwickelt gewesen.
Jugendliche führt sich als „Killer-Braut“ auf
Im Oktober 2022 baten die Brüder schließlich eine Bekannte aus Berlin nach Herne, damit diese den Macheten-Angriff durchführte. Die damals 14-Jährige soll sich in mehreren Gesprächen zuvor als „Killer-Braut“ aufgeführt haben, so der Vorsitzende. „Sie gab an, dass sie unbedingt mal einen Menschen töten wolle.“ Mitten in der Nacht ließ der ältere Bruder die Jugendliche schließlich heimlich in die Wohnung. Zuvor hatte er ihr eine Nachricht geschickt: „Kannst kommen, der schnarcht.“ Im Schlafzimmer schlug die 14-Jährige dann viermal mit der Machete zu. Als der Familienvater jedoch aufsprang und laut brüllte, rannte sie davon und versteckte sich auf dem Dachboden des Hauses an der Poststraße.
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DNA der Schülerin auf der Machete
Die Schülerin musste sich wegen der Vorwürfe in einem gesonderten Prozess in Berlin verantworten. Gegen Jugendliche wird in der Regel an ihrem Wohnort und nicht am Ort des Verbrechens verhandelt. In nicht-öffentlicher Sitzung soll sie dort den Verdacht doch auf einen der Brüder gelenkt haben. „Wir glauben ihr das aber nicht“, sagten nun die Bochumer Richter. Immerhin gibt es auch von der 14-Jährigen unzählige Chat-Nachrichten, die eine eindeutige Sprache sprechen. „Und außerdem haben wir ihre DNA an der Machete sichergestellt“, so Feldhaus.
Die Schülerin ist in Berlin zu viereinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Auch dieses Urteil ist, wie die jetzt in Bochum verkündeten, noch nicht rechtskräftig. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Mordanschlag auch noch den Bundesgerichtshof beschäftigen wird.