Herne. . Eine Behauptung von OB Frank Dudda schlägt Wellen: „Herne ist die grünste Stadt im Ruhrgebiet.“ Warum die Aussage auf harsche Kritik stößt.

„Herne ist die grünste Stadt im Ruhrgebiet.“ Dieser überraschende Satz in einem Brief von OB Frank Dudda hat einen Streit entfacht, der am Mittwochabend seinen bisherigen Höhepunkt fand.

Der Auslöser

In einem Antwortbrief an die Bürgerinitiative Stadtwald (BI) hatte Dudda die Behauptung aufgestellt, dass Herne die grünste Stadt im Revier sei. Die BI fordert bekanntlich Grün statt Gewerbe auf dem Gelände von General Blumenthal.

Die Gegenrede

In einer Anfrage für den Umweltausschuss forderte der Grünen-Ratsherr Pascal Krüger Belege für diese Aussage und bestreitet die Behauptung. Seine Gegenrede: Im Statistikportal Ruhr des RVR belege Herne bei der Vegetationsfläche mit 22,2 Prozent den letzten Rang mit der niedrigsten Gesamtfläche für Flora und Fauna. Auch in der Kategorie Erholungsfläche sei die Stadt nicht Spitze. Dagegen gebe es in Herne viel Fläche für den Verkehr, überdurchschnittlich viele Störfallbetriebe und eine hohe Bevölkerungsdichte.

Die Begründung der Stadt

In der Sitzung des Umweltausschusses am Mittwoch berief sich die Stadt auf Zahlen der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA). Demnach liege Herne laut der GPA-Zahlen in der Rubrik „Städtische Parks und Gärten“ mit 20,6 Quadratmeter pro Bürger auf Platz 1 im Ruhrgebiet.

Stimmt denn das?

Die von Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs angeführte Zahl ist korrekt, doch liest man den kompletten Bericht der GPA, so ergibt sich bereits ein anderes Bild. So heißt es in der Gesamtbetrachtung dieser Landesbehörde über die Herner Park- und Gartenanlagen: „Der Anteil aller Grün- und Erholungsflächen ist im Verhältnis zur Gemeindefläche minimal. Die kommunalen Grünflächen je Einwohner sind gering.“ Und: Im September 2018 veröffentlichte Zahlen des Landesstatistikamtes besagen, dass Herne bei diesem Thema zwar nicht in allen Kategorien die rote Laterne hat, aber in keinem Bereich die grünste Stadt im Revier ist - auch nicht beim Anteil der Grünanlagen in Freizeit- und Erholungsstätten.

Der Disput

Im Umweltausschuss „lobte“ Pascal Krüger die Stadt: „Es ist ein großes Kunststück, eine Grün-Statistik gefunden zu haben, in der Herne auf Platz 1 steht.“ Er stellte einen Bezug zur Verbraucherzentrale her, die wegen grober Irreführung regelmäßig das „Goldene Brett vorm Kopf“ verleihe. Friedrichs verwahrte sich gegen solche Vergleiche. Er räumte ein, dass es unterschiedliche Statistiken gebe, es aber immer auf den „jeweiligen Zuschnitt“ ankomme.

Das Auge

SPD-Ratsherr Ulrich Syberg geißelte „die beleidigenden Worte“ Krügers. Er äußerte sich aber auch zum Thema und führte ein neues Kriterium ein: das Auge. „Ich war gestern auf der Halde Hoheward. Beim Blick auf Herne sieht man viel Grün.“ Auch das sei ein Indiz dafür, dass Stadt und Politik beim Austarieren der Flächennutzung „viel richtig gemacht hat“.

Die Bürger

„Das ist eine politische Aussage. Damit sollen Andersdenkende abgebügelt werden.“ Das sagt Heinrich Kill, Sprecher der BI Stadtwald, über die Bewertung von OB Dudda. Selbst die Zahlen auf der Stadt-Homepage widersprächen der Aussage. Die Argumentation der Stadt und der SPD im Ausschuss könne er nicht nachvollziehen. Es nütze aber grundsätzlich nichts, über Statistiken und Definitionen von Grün zu streiten, sondern man müsse sich den Fakten stellen, so Kill zur WAZ. Und die besagten: Insbesondere in Wanne gebe es viel zu wenig Grün.