Seit über zehn Jahren bietet Jens Rohlfing in seinem Weinhaus Wanne, Weine, Spirituosen und Feinkost an. Nun vollzieht er einen harten Schnitt.
Ende Februar hat Jens Rohlfing noch das Petersilien-Jubiläum (zwölfeinhalb Jahre) mit seinem Weinhaus Wanne gefeiert, doch inzwischen steht sein Entschluss fest: Er wird das Ladenlokal in Wanne-Süd aufgeben. Doch seiner Wein-Leidenschaft wird er treu bleiben.
Anfang 2019 war Rohlfing vom Christuskirchplatz an den Eickeler Bruch gezogen, doch spätestens Ende März 2024 ist auch dort Schluss. Im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion führt Rohlfing mehrere Gründe für seine Entscheidung an.
Hohe Kosten und Personalmangel
So spüre er hohe Raum- und Energiekosten, darüber hinaus hätten seine Lieferanten die Preise teilweise massiv erhöht, doch diese Steigerungen könne er nicht an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Der Grund: „Es gibt seit ein paar Monaten eine sehr große Kaufzurückhaltung“, so Rohlfing.
Daneben habe er mit einem großen Personalmangel zu kämpfen. Aufgrund von Krankheitsausfällen seiner Mitarbeiterinnen habe er auf den Sommerurlaub verzichten müssen. Auch habe er wegen des Krankenstands immer wieder den Laden tageweise schließen müssen. Abhilfe? Gibt es nicht. Zwei Jahre sei er auf Personalsuche gewesen - vergeblich.
Auch der Umbau der Bushaltestelle vor seiner Tür habe zu seiner Entscheidung beigetragen. Die schränke nun die Sichtbarkeit ein und habe die Parksituation zum Beladen der Autos verschlechtert. All das trage zu einer sinkenden Kundenfrequenz bei, so Rohlfing.
Attraktives Angebot, um in die Finanzbranche zurückzukehren
All diese Minuspunkte seien vor einigen Monaten auf ein „attraktives Abgebot“ getroffen, um in die Finanzbranche zurückzukehren. Dazu muss man wissen, dass Rohlfing diplomierter Betriebswirt ist. Am 1. September hat er seine neue Stelle angetreten, deshalb habe er auch seine Funktionen als Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte und als City-Manager für Wanne-Mitte in Diensten der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft niedergelegt.
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Trotz allem werde er dem Wein - und seinen Kunden - treu bleiben, betont Rohlfing. Denn das Geschäft laufe eigentlich sehr gut, allerdings nicht im Ladenlokal, sondern im Onlineshop und im Großhandel. Deshalb hat er folgenden Zeitplan erstellt: Bis zum 31. Dezember werde es am Eickeler Bruch das volle Getränke-Sortiment geben, danach finde bis zum 31. März ein Ausverkauf statt. Danach überführe er das Weinhaus in einen Onlinehandel und bediene weiter den Großhandel und die Gastronomie.
Verkostungen werden fortgesetzt
Feinkost und einen Teil des Spirituosensortiments wird Rohlfing nicht weiterführen, Weine könnten Kundinnen und Kunden im Onlineshop bestellen und an einem neuen Ort in der Stadt abholen. Auch die Verkostungen werde er fortsetzen. Die letzte Veranstaltung am Eickeler Bruch finde im Februar statt, danach in neuen Räumlichkeiten.
Von einem Abschied könne also nicht die Rede sein, so Rohlfing. „Ich erfinde mich eher neu.“