Herne. Kneipen Restaurant sind wichtig für die Attraktivität von Innenstädten. Deshalb will Herne die Gastro-Szene systematisch managen lassen.
Die Herner Wirtschaftsförderung (WiFö) geht einen weiteren Schritt, um die Innenstädte in Wanne und Herne zu stärken. Nach der Einführung des Leerstands-Managements bringt sie nun ein Gastronomiemanagement auf den Weg.
Die Ausgangslage wird seit dem Erstarken des Onlinehandels und spätestens seit der Corona-Pandemie diskutiert. Die Innenstädte wandeln sich, der stationäre Einzelhandel allein reicht nicht mehr, um Innenstädte attraktiv für die Menschen zu machen. Es rücken wieder stärker Wohnen, aber auch Arbeiten in den Fokus. In der Herner City sind die Neuen Höfe ein Beispiel dafür. Dort sind nach der Sanierung mehrere hundert Büroarbeitsplätze entstanden.
„Im Zusammenhang mit der aktuell stattfindenden Transformation der Innenstädte sind attraktive Gastronomiebetriebe ein wesentliches Modul zur Steigerung der Besucherfrequenz und der Aufenthaltsqualität“, sagt Hernes Wirtschaftsförderungs-Chef Dirk Drenk auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Das jetzt von der WiFö beauftragte Gastronomiemanagement sei eine spezifische Ergänzung des bisher schon sehr erfolgreich realisierten Zentrenmanagements. Es ermögliche in Zukunft, bereits bestehende Unternehmen zu unterstützen und gewünschte Neuansiedlungen strategisch zu begleiten. Drenk: „Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu zukunftssicheren Stadtzentren!“
Progacon beleuchtet beide Zentren, um zu sehen, welche Angebote und Lücken es gibt
Den Auftrag für das Gastromanagement hat die Progacon GmbH aus Burscheid erhalten. Ein Blick auf die Internetseite des Unternehmens offenbart, dass es bundesweit (unter anderem Berlin und Hamburg) tätig ist, aber seinen Schwerpunkt in NRW und im Ruhrgebiet hat. „Wir beschäftigen uns mit Gastronomiekonzepten unter anderem in der Innenstadtplanung. Der Rückgang des Handelns führt dazu, dass sich die Beteiligten überlegen, wie Lücken kompensiert werden können und eine Entwicklung beeinflusst werden kann“, so Michael Harenberg aus der Progacon-Geschäftsleitung.
Er betont: „Wir sind keine Makler.“ Das heißt, dass man nicht wahllos jede Menge Gastronomen anspreche und versuche, sie nach Herne zu locken, um einfach Leerstände zu füllen. Progacon beleuchte Innenstädte, um festzustellen, welchen Angebotsmix es überhaupt gibt aus Handel, Kultur, Freizeit und bereits bestehender Gastronomie. So spiele eine Rolle, wo die meisten Arbeitsplätze angesiedelt sind, denn Mitarbeiter haben für ihre Mittagspause ganz andere Erfordernisse als Familien, die am Samstag einen Ausflug in die City machen.
Progacon nutzt ein langjähriges Netzwerk aus mehr als 100 Partnern
Erst auf Grundlage dieser Ergebnisse würden Gastro-Betreiber angesprochen und auf die Besonderheiten eines Standorts hingewiesen. Dafür nutze das Unternehmen ein langjähriges Netzwerk, zu dem mehr als hundert systemische- und Individual-Gastronomien oder der Getränkeindustrie gehören. Harenberg: „Wir wissen, was diese Partner suchen.“
Diese Herangehensweise könnte auch bei der Entwicklung des Funkenbergs-Quartiers seine Wirkung entfalten. Wenn dort die Polizeihochschule und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt werden, dann müsse das Thema Gastronomie - und die besonderen Voraussetzungen an diesem Standort - bei der Entwicklung gleich mitgedacht werden, so Harenberg.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- Kleingarten-Drama in Herne: Auch 22-jähriger Mann tot
- Schock für Fans: Großer Biergarten verlässt Cranger Kirmes
- Animateur für Fitness: Alexander Hennig ist ein Star im Lago
Die Arbeit von Progacon wird auch beinhalten, dass das Unternehmen auf die Schwächen in Wanne-Mitte und Herne hinweist, das offenbart ein Blick nach Essen. Dort ist Progacon 2021 mit der Erstellung eines Gastro-Konzepts für die Innenstadt beauftragt worden. Eine Umfrage ergab, dass für Gastrobetreiber Mieten und Investitionen zu hoch seien und die Aussicht auf auskömmliche Umsätze am Abend gering, weil die City leer sei. Auch fehlende Sicherheit wurde in Essen als Problem gesehen.
Land legt neues Programm für zukunftsfähige Innenstädte auf
In Herne hat das Progacon-Team begonnen, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Möglich wurde dies durch Restmittel des Landesprogramms gegen die Verödung der Innenstädte, das die NRW-Landesregierung nach der Pandemie aufgelegt hatte. Das läuft zum Jahresende aus, doch das NRW-Kommunalministerium hat bereits ein Nachfolgepaket aufgelegt: ZIO - Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren NRW. Insgesamt stehen 35 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung, die Herner Wirtschaftsförderung habe bereits Unterstützung beantragt, sagt Peter Muhss, der bei der WiFö für die ökonomische Stadtentwicklung zuständig ist. Muhss zeigt sich zuversichtlich, dass Herne wieder bedient wird. Mit der Landesförderung, die von 2024 bis 2026 läuft, könnten wieder Leerstände gefüllt, sie könnten aber auch für bauliche Maßnahmen oder Stadtmöblierung verwendet werden - oder für die Ansiedlung von Gastronomie. Interessant: Verlange das Land eine Priorisierung bei der Verwendung der Gelder, werde dies Wanne sein, so Muhss.