Herne. In Wanne-Mitte stehen offenbar viele Wohnungen leer. Die Herner Wirtschaftsförderung will nun die Ursachen für den Leerstand analysieren.

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist offenkundig: Um Innenstädte lebenswert zu erhalten, reicht der Einzelhandel nicht mehr aus. Auch die Faktoren Gastronomie, Büros und Wohnen spielen eine Rolle bei der Belebung der Zentren. Die Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) nimmt deshalb den Wohnungsbestand auf der Hauptstraße in Wanne-Mitte genauer unter die Lupe.

Der erste Schritt sei gemacht, so Dirk Drenk, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft: Über die Aktivitäten im Rahmen des NRW-Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte habe man die ersten Kontakte zu den Immobilieneigentümern hergestellt, um herauszufinden, wie der Vermietungsstand ist und um eventuell dabei zu helfen, leere Ladenlokale wieder zu vermieten.

WFG-Geschäftsführer Dirk Drenk lässt den Wohnungsleerstand in Wanne-Mitte erheben. Der Hintergrund: Zu einer funktionierenden Innenstadt gehört neben dem Einzelhandel immer stärker auch das Thema Wohnen.
WFG-Geschäftsführer Dirk Drenk lässt den Wohnungsleerstand in Wanne-Mitte erheben. Der Hintergrund: Zu einer funktionierenden Innenstadt gehört neben dem Einzelhandel immer stärker auch das Thema Wohnen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Wie haben aber auch festgestellt: Wenn man vor den Häusern steht und hochschaut, stellt man fest, dass viele Wohnungen nicht bewohnt sind“, so Drenk im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Nun wolle man herausfinden, wo die Ursachen für den Leerstand liegen. Deshalb werde Jens Rohlfing, der bereits seit einigen Jahren in Wanne-Mitte als Quartiersmanager für die WFG fungiert, die Eigentümerinnen und Eigentümer ansprechen, um zunächst herauszufinden, wie viele Wohnungen tatsächlich nicht vermietet sind. Und er wird fragen, welche Barrieren und Hemmnisse es gebe, die einer Vermietung im Wege stehen. Es könne eine Reihe von Gründen geben. Im weiteren Verlauf dieses Testballons solle nach Wegen gesucht werden, wie man die Eigentümer bei einer Vermietung unterstützen kann. „Wir werden als WFG selbstverständlich nicht als Makler auftreten, aber wir können den Besitzern verschiedene Wege zeigen, die sie gehen können“, so Drenk.

Jens Rohlfing, seit einigen Jahren auch Quartiersmanager Wanne-Mitte für die Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft, wird in den kommenden Wochen und Monaten Hauseigentümer in der Wanner Innenstadt ansprechen, um den Umfang und die Gründe für den Wohnungsleerstand zu analysieren.
Jens Rohlfing, seit einigen Jahren auch Quartiersmanager Wanne-Mitte für die Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft, wird in den kommenden Wochen und Monaten Hauseigentümer in der Wanner Innenstadt ansprechen, um den Umfang und die Gründe für den Wohnungsleerstand zu analysieren. © Lars Heidrich

Aus seiner Tätigkeit als Quartiersmanager kennt Rohlfing bereits eine Reihe von Eigentümerinnen und Eigentümer in Wanne-Mitte – und weiß deshalb, dass es teilweise massive Wohnungsleerstände gibt. „Es ist tragisch: In einigen Häusern ist nicht eine einzige Wohnung vermietet“, erzählt er im Gespräch mit der WAZ. Und er nennt einige mögliche Gründe: In manchen Fällen erzielten Eigentümer so viel Gewerbemiete, dass sie gar nicht auf Einnahmen aus Wohnungsmieten angewiesen seien. Auch der Zustand der Wohnungen könne ein Grund sein, weshalb sie nicht nachgefragt würden. So seien Bäder, Fenster oder Böden nicht mehr zeitgemäß, da habe sich über viele Jahre ein Sanierungsstau gebildet, vor dem die Besitzer womöglich zurückschreckten. Ein weiteres Problem sieht Rohlfing darin, dass in der Wanner Innenstadt viel zu wenig Wohngebäude im Besitz von Genossenschaften seien – denn diese kümmerten sich um ihren Bestand.

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Er werde in den kommenden Wochen und Monaten alle Hausbesitzer kontaktieren und fragen, wo sie der Schuh drückt. Denn fest stehe: „Wir brauchen den Wohnraum.“ Und angesichts unter anderem der Nähe zum St. Anna Hospital mit mehreren Hundert Mitarbeitern werde immer wieder der Bedarf nach hochwertigem Wohnraum geäußert.