Herne. Diese Kurse in Aquafitness sind außergewöhnlich. Alexander Hennig (36) tanzt und brüllt wie ein Animateur am Beckenrand. Er ist ein Star im Lago.
So eine gute Laune muss man um diese Zeit erst einmal haben. Alexander Hennig läuft am Beckenrand auf und ab. Er springt auf, geht in die Knie, schüttelt den Allerwertesten und brüllt Kommandos zur eifrig tänzelnden Gruppe im Schwimmbecken. „Noch zehn Sekunden… Zehn, neun, acht...“ Die Frauen himmeln den 36-Jährigen geradezu an. Eigentlich ist das hier nur ein Aquafitnesskurs. Aber Alexander Hennig ist der Star im „Lago“ am Gysenbergpark in Herne.
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Alexander Hennig macht im Lago Aquatainment – die Unterhaltung im Wasser
Man müsse ehrlich sein, sagt der Coach: „Die Leute kommen nicht primär für die Bewegung, sondern für die Unterhaltung.“ Aber über die Unterhaltung lasse sich für viele Menschen eben auch die Bewegung schmackhaft machen. Und damit sei am Ende eben das Ziel erreicht, die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer fit zu halten. Alexander Hennig spricht von „Aquatainment“ – der Unterhaltung im Wasser.
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Es ist wieder einmal Montagmorgen um 10.15 Uhr. Der erste Kurs im Freiluftbecken (Wassertiefe 1,34 Meter) beginnt. Alexander Hennig hat die Musikbox aufgedreht. Es läuft 80er-Jahre-Beat. „Das höre ich selbst auch am liebsten“, sagt der 36-Jährige. Er strahlt gute Laune aus. „Das ist auch mein Job.“ Er könne ja nicht, bloß weil sein Kühlschrank zuhause mal nicht funktioniere, gleich schlechte Laune im Kurs verbreiten. „Das ist dann Professionalität.“ Und außerdem mache ihn der Job ja irgendwie glücklich.
Sportwissenschaften, Destinationsmanagement und Sporttourismus studiert
Der gebürtige Bochumer weiß, wovon er spricht. Als studierter Sportwissenschaftler hat er jede Menge fachlichen Hintergrund. Mit seinem Zweitfach Kunstgeschichte („Für Körper und Geist“) wäre er fast noch glatt als Lehrer in der Schule gelandet. Das sei aber nichts für ihn gewesen. „Nicht wegen der Kinder, wegen der Eltern!“
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Er habe dann zusätzlich zu Auslandsaufenthalten noch ein Studium im Destinationsmanagement und im Sporttourismus draufgesetzt. Hinter dem komplizierten Begriff Destinationsmanagement steckt die Frage: Wie lässt sich ein Standort geschickt vermarkten? Welche Angebote bedienen die Kundennachfrage? Welche stärken das Profil?
Mit diesen Qualifikationen rennt Alexander Hennig auch bei Bäderchef Lothar Przybyl offene Türen ein. Genau darum geht es am Gysenberg. Aquafitness sei ein Teil des Gesundheitsprofils. „Die Nachfrage ist extrem hoch“, sagt Przybyl. Viele der oft älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen die Kurse von der Kasse bezuschusst. „Viele bleiben auch danach“, sagt Hennig und zeigt sich sehr zufrieden. Das sei schon eine Auszeichnung. Er winkt einmal in Richtung der Menge. Der Kurs habe schon so zusammen bestanden, als er ihn übernahm. „Den habe ich gebraucht bekommen“, sagt er und zwinkert.
Wissenschaftler und Animateur: Im Robinson-Club würden sie vor Neid erblassen
Im Pool vom Robinson-Club oder auf der Aida würden sie wohl vor Neid erblassen, wenn sie Alexander Hennig durchs Lago wirbeln sähen. Die Zielgruppe Ü70 schwebt geradezu begeistert durchs Becken. Der Wissenschaftler macht den Animateur: „Gebt mal richtig Energie!“ Und noch mehr: „Vier, drei, zwei, eins… Power!“ Und etwas strenger: „Nicht schunkeln wie im Bayernzelt auf der Cranger Kirmes.“
Nach 45 Minuten ist die neunte von zehn Einheiten vorbei. „Er macht das so toll“, sagt eine der Damen und plant schon den nächsten Kurs. Alexander Hennig rät „meinen Lieben“ noch zu einem kleinen Kaltgetränk am Beckenrand. Soll ja Spaß machen so ein Vormittag.