Herne. Herne erhält ein Forschungszentrum mit internationaler Bedeutung. Was hinter dem Projekt steht, das mit 44 Millionen Euro gefördert wird.

• Herne ist die erste Stadt, die im Rahmen des 5-Standorte-Programms eine konkrete Projektförderung erhält

• Forschungszentrum für Nachbergbau ist national und international anerkannt

• Mehr als 80 Wissenschaftler könnten 2028 einziehen

Ein Forschungszentrum kommt nach Herne: Bergbau wird nach dem offiziellen Abschied vom Steinkohlebergbau Ende 2018 in Deutschland in erster Linie als Abwicklungsthema gesehen, doch für Herne beginnt ein neues, zukunftsweisendes Bergbau-Kapitel: Im Rahmen des sogenannten 5-Standorte-Programms profitiert Herne als erste der fünf Städte von einer konkreten Projektförderung. Mit der Summe von 44 Millionen Euro soll ein „Transformationszentrum für Georessourcen und Ökologie“ (TGÖ) entstehen.

Damit erhält Herne eine national und international anerkannte Forschungseinrichtung, die zurzeit noch unter der Bezeichnung Forschungszentrum für Nachbergbau an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum angesiedelt ist. Als weltweit erste Institution erforsche das Zentrum ganzheitlich die Folgen des Bergbaus in den vier Forschungsfeldern Wassermanagement, Geomonitoring, Materialwissenschaften sowie Reaktivierung und Umwandlung von Flächen, so Professor Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums. Die Forscher würden aber auch einen Blick auf eine langfristige Versorgungssicherheit werfen.

Professor Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau an der THGA, freut sich, dass das Zentrum in Herne weiterentwickelt werden kann.
Professor Christian Melchers, Leiter des Forschungszentrums Nachbergbau an der THGA, freut sich, dass das Zentrum in Herne weiterentwickelt werden kann. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Mit einem Neubau in Herne sollen die räumlichen und wirtschaftlichen Kompetenzen gebündelt und ausgebaut werden. Entstehen soll das TGÖ im sogenannten Funkenberg-Quartier nahe der Herner Innenstadt und nahe des Bahnhofs. Wo genau, hängt von der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Düsseldorf zur Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung ab. Eigentlich war die Entscheidung für Herne gefallen, doch dagegen klagt der unterlegene Bewerber aus Gelsenkirchen.

Baubeginn könnte 2024 sein, fast 90 direkte Arbeitsplätze entstehen

Die Bauphase könnte im Herbst 2024 beginnen, die Fertigstellung nach jetzigem Stand für 2028 vorgesehen. Der reine Bau würde rund 30 Millionen Euro kosten, die drei geplanten Labore würden mit ihrer Ausstattung mit etwa 14 Millionen Euro zu Buche schlagen. 88 direkte Arbeitsplätze sollen entstehen.

Im Zuge der Antragsprozesses mussten die Technische Hochschule und die DMT Gesellschaft für Lehre und Bildung als Antragsteller nachweisen, welche Wirkung dieses Transformationszentrum entfalten kann. Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft würde jeder der 88 direkten Arbeitsplätze 2,4 neue schaffen, bis 2040 könnten auch Investitionen in Höhe von 110 Millionen Euro nach Herne fließen.

„Neues Zentrum steht für Innovationskraft made in NRW“

Dementsprechend glücklich zeigte Oberbürgermeister Frank Dudda bei der Verkündung der Förderung. So könne in Herne ein Ort der Wissenschaft mit internationaler Strahlkraft entstehen. Das Transformationszentrum gebe dem Ziel, aus dem vom Bergbau geprägten Ruhrgebiet die grünste Industrieregion Deutschlands zu machen, einen neuen Schub.

Für Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, rückt mit der Förderung das Gesamtziel näher, das Transformationszentrum noch breiter aufzustellen. Dies sei umso wichtiger, weil der Abbau von Rohstoffen weltweit zunehmen werde, um den wachsenden Energie- und Rohstoffbedarf zu decken. Das Zentrum leiste einen wichtigen Beitrag, die Folgen, die sich daraus ergeben, wissenschaftlich zu begleiten und steht für Innovationskraft „made in NRW“.

Professorin Susanne Lengyel, Direktorin der Technischen Hochschule, sieht das TGÖ ebenfalls als richtungsweisend für die Region und darüber hinaus. Es habe die Chance, nationale und internationale Reputation auf dem Gebiet des Nachbergbaus zu erreichen.

Nach diesem Erfolg macht sich Herne bereits auf den Weg zur Antragsstellung für das nächste Projekt: General Blumenthal. Nach Einschätzung des OB steht das Areal ab Mitte des kommenden Jahres nicht mehr unter Bergrecht. Mit einer Summe von 3,5 Millionen Euro aus dem 5-Standorte Programm sollen Gutachten finanziert werden, um festzustellen, welche Teile des Geländes für eine Planung zur Verfügung stehen.

>>> DAS 5-STANDORTE-PROGRAMM

Um den vom Kohleausstieg besonders betroffenen Kommunen Perspektiven im Strukturwandel zu eröffnen, unterstützt die Bundesregierung in NRW fünf Standorte von Steinkohlekraftwerken bis 2038 mit maximal 662 Millionen Euro. Herne ist einer der Standorte. Weitere sind Gelsenkirchen, Duisburg, Hamm und der Kreis Unna. Die Umsetzung des Programms und die Fördermittelzusagen erfolgen durch das Land NRW. Ein strategischer Beirat und ein Strukturstärkungsrat bewerten entsprechende Vorschläge.