Herne. Der Herner Comedy-Abend hat das Dutzend voll gemacht. Für das Publikum gab es jede Menge Lacher - vom Humor bei der Post bis zur Menstruation.

Das Dutzend ist voll. Das ausverkaufte Herner Kulturzentrum hat am Mittwochabend zum zwölften Mal die Bühne für den Herner Comedy-Abend geboten. Dabei reihten drei Vertreter aus der ersten Reihe der deutschen Stand-up-Komik Pointe an Pointe, die überraschendsten Lacher kamen allerdings quasi mit amtlichem Brief und Siegel.

René Steinberg: Hömma, samma, womma

Keinen weiten Weg hatte René Steinberg. Aus Mülheim kurz über die A40 oder die A42 - je nachdem, wo der Stau gerade kürzer ist - nach Herne. Glücklich und froh sei er, dass die Pandemie vorbei ist und er wieder unter Leute dürfe. Denn für Steinberg sind die Alltagsbegegnungen ein nicht enden wollender Fundus an Lachern. Im Grunde sei Humor eine der Kernkompetenzen im Ruhrgebiet, die Oppas seien die besten Gagautoren. Die Pandemie verbindet Steinberg mit Champions-Lieg - weil sein Sohn quasi nur im Bett gelegen habe - und mit dem Thermomix. Mit dem könne man Eierlikör herstellen. Ja, es soll nicht wenige gegeben haben, die sich die Pandemie schön gesoffen haben. Für Komiker aus dem Ruhrgebiet liegt es immer nahe, mit unserem „filigranen Slang“ zu spielen. Ist das nicht irgendwann ausgelutscht? Nö! „Hömma, samma, womma“ auf die Musik von Mister Boombastic gerappt - wunderbar.

Abdelkarim: Deutsche Nationalhymne als Klingelton

Nicht aus dem Ruhrgebiet, sondern aus Bielefeld kommt Abdelkarim. Mit der Kombination aus seinem Namen und Aussehen und seinem Geburtsort spielt der selbst ernannte Marokkaner mit Herz. Wenn er gefragt werde, woher er komme, und mit „Bielefeld“ antworte, komme die Nachfrage: „Woher kommst Du wirklich?“ Das sei allerdings verständlich, wenn man aus Bielefeld komme - der Stadt, wird nachgesagt, dass es sie gar nicht gibt. Wenn Abdelkarim so seine Erlebnisse schildert, etwa die Reaktion von anderen Bahnfahrgästen darauf, dass er sein Klingelton die deutsche Nationalhymne ist, dann ist das zwar im ersten Moment witzig, doch beim zweiten Nachdenken erschließt sich, wie hoch politisch Abdelkarims Satire eigentlich ist.

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Mirja Boes zu Menstruation und Wechseljahren

Ebenfalls „bekannt aus Film, Funk und Fernsehen“: Mirja Boes. Sie widmete sich zwei Themen, bei dem die Frauen im Publikum wissend nickten und lachten - und die Männer lachten, aber zusätzlich pointenreichen Erkenntnisgewinn hatten: Menstruation und Wechseljahre. Boes gelingt es, beides humorvoll aus der Tabuzone zu holen.

Hans-Hermann Thielke: Humor wird bei der Post groß geschrieben

Und dann war der noch Helmut Hoffmann alias Hans-Hermann Thielke. Der verkörpert mit froschgrünem Strickpullunder einen ehemaligen Beamten, der aus seinem Leben bei der Post erzählt. In diesem Fall von einem „Spaßaufbaulehrgang“ bei der Post, damit man beim Bedienvorgang am Schalter durchlächeln kann. „Humor wird bei der Post groß geschrieben“, so Thielke. Aha. Es folgen weitere Weisheiten, etwa über die bewusste Ernährung, durch halbstündiges Kauen von Brokkoli oder über die leisen Elektroautos der Post. Die seien gefährlich, weil sie so leise sind. Wenn man damit überfahren würde, sei der einzige Trost, dass es umweltschonend gewesen sei.

Helmut Sanftenschneider: Mehr als nur Moderator

Durch den Abend führte, wie in den Vorjahren, Helmut Sanftenschneider. Allerdings würde ihm die Bezeichnung als Moderator nicht gerecht, er hat von seiner letzten Reise reichlich komisches Material mitgebracht. Dazu muss man wissen, dass Sanftenschneider mal wieder auf Kreuzfahrt war, diesmal auf der AS Amadea - während der Dreharbeiten für eine neue Traumschifffolge. Seine Beobachtungen hat er musikalisch verarbeitet und präsentierte die besten sechs Songs auf Kreuzfahrten. So wird aus Helene Fischers Hit „Atemlos“ ein „Abendbrot um halb acht, zweiten Teller mitgebracht...“ Das Element Wasser spielte auch bei seinem Duell mit René Steinberg eine zentrale Rolle. Beide gurgelten Hits der Neuen Deutschen Welle, das Publikum musste sie erraten.