Herne. Der Herner Comedy-Abend konnte nach zweimaligem Aufschub endlich stattfinden. Die Comedians erheiterten das Publikum, obwohl der Stargast fehlte.
„Was lange währt, wird endlich gut“, heißt es im Volksmund – im Kulturzentrum fand dieses Sprichwort ein Mal mehr Bestätigung. Denn nachdem der 11. Herner Comedy-Abend zwei Jahre in Folge verschoben werden musste, konnte er endlich stattfinden.
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Der Musiker und Komiker Helmut Sanftenschneider führte bei vollem Haus mit Charme und Witz durch den Abend, musste aber gleich zu Beginn eine schlechte Nachricht überbringen. „Heute Morgen habe ich einen Anruf erhalten“, erzählt er ins Mikro. Am anderen Ende der Leitung habe sich eine krächzende Stimme gemeldet, die von Markus Krebs. „Leider kann er heute nicht auftreten, bedauert das sehr“, so Sanftenschneider. „Aber – und dafür stehe ich mit meinem Wort – wir haben tollen Ersatz gefunden!“ Anstelle des Einzeiler-Königs traten Matthias Jung und „La Signora“ Carmela de Feo auf.
Die Show eröffnete aber zunächst der Duisburger Kai Magnus Sting. Mit seiner trockenen Art und einem untrüglichen Gefühl für Timing brachte er das Publikum schnell in die richtige Stimmung für den Abend. Star seines von Anekdoten getragenen Auftritts war seine Omma, ein echtes Pott-Original. Gekleidet in geblümter Allzweckschürze (an Feiertagen auch mit Brosche), habe sie ihrem Enkel einige Weisheiten mit auf den Weg gegeben, manchmal aber auch Rätsel aufgegeben. „Wenn die Füße erstmal kalt sind...“, soll sie etwa gesagt haben, „Was dann, Omma, was dann?“ Und auch der Hausarzt des Kabarettisten – „durchtrainiert, braun gebrannt, kurzum: ein Arschloch“, bringe ihn immer wieder zur Weißglut. Mit seinem ins Mikro gerauntem und vermutlich nicht allzu ernst gemeintem „Hören ‘se auf zu klatschen“ konnte Sting das Publikum nicht davon abhalten, mit reichlich Applaus für seinen Auftritt belohnt zu werden.
Tegtmeier-Gewinner Hirdes liefert Mix aus Musik und Comedy
Musik, Comedy und einen Hauch von Poesie vereint Christian Hirdes. Der Preisträger von Tegtmeiers Erben (2005) bezeichnet sich selbst als Bochumer mit Migrationshintergrund. Denn geboren ist er in Mülheim an der Ruhr. Und als solcher nimmt er die Mundarten des Ruhrgebiets aufs Korn – etwa mit dem eingängigen Lied, das er in Solo-Begleitung an der Gitarre spielt: „Tu die wo die war“ (ausgesprochen als ein Wort). Darin geht es um eine Mutter, die ihrem Kind die Packung Kaugummi an der Supermarktkasse verwehrt. Eine Hommage an die Ruhrstadt Essen gibt es mit einem Duett von Sanftenschneider und Hirdes. „No Woman in Kray“ oder auch: Welche Stadtteile gibt es eigentlich so in Essen?
Eigens aus Zürich angereist ist die Münsteranerin Lisa Feller. Als Muter von zwei Jungs (11 und 15) begegnen ihr zwischen Aufklärungsversuchen und Gruppenchats bei Whatsapp allerhand Fettnäpfchen und Peinlichkeiten – große wie kleine. Mit ihrer verspielt-lockeren Art erzählt sie von den Erlebnissen und Begegnungen auf eine Weise, dass man selbst schon fast das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. Nebenbei gelingt es Feller, das Publikum spontan in ihren Auftritt einzubinden, ohne dass es erzwungen wirkt.
Volles Haus beim Comedy-Abend im Kulturzentrum
Kulturzentrum Herne: Wenn die Pubertät nur noch zum Lachen ist
Stichwort authentisch: Aus erster Hand berichtet auch Matthias Jung. Als zweifacher Vater und Pädagoge weiß er, wovon er spricht, wenn es um die Pubertät als besonders herausfordernde Zeit geht. Mit der Kommunikation sei es nicht einfach, ein „chill mal“ die gefühlte Antwort auf alles und das Chaos im „Pumakäfig“, alias dem Kinderzimmer, sei kaum noch in Worte zu fassen. Das Monster unter dem Bett, das dort vor einigen Jahren noch lebte, „muss mittlerweile einen Getränkehandel führen, so viele Flaschen liegen da“. Der Mainzer scheint dem Publikum aus der Seele zu sprechen: Denn entweder ist die eigene Pubertät noch nicht so lange her, oder man steht schon längst auf der anderen Seite im Kampf mit einem „Pubertier“.
Für den musikalischen Abschluss des Abends sorgte Carmela de Feo, auch als La Signora bekannt. Mehrfach entschuldigte sie sich dafür, dass die Gäste statt mit Markus Krebs, nun mit ihr vorlieb nehmen müssten. Um das wettzumachen, fegte sie zu Gloria Estefans und Miami Sound Machines „Conga“ über die Bühne im Kulturzentrum. Die ulkige Tanzeinlage quittierte sie außer Atem mit einem süffisanten: „Ich könnte noch Stunden so weitermachen!“ Quirlig und sich dabei selbst nicht so ernst nehmen: Die Oberhausenerin schaffte einen Gegenpol zu ihren Vorrednern und ihrer Vorrednerin.
Und auch wenn der Abend mit schlechten Neuigkeiten angefangen hat, so wird wohl niemand das Kulturzentrum verlassen haben, ohne mindestens ein Mal laut gelacht zu haben.