Herne. Das Herner Bauunternehmen Heitkamp macht mit einer innovativen Brückenbautechnik von sich reden. Nun winkt eine besondere Auszeichnung.

Das Herner Bauunternehmen Heitkamp macht seit drei Jahren mit einer innovativen Brückenbautechnik von sich reden. Die könnte einen weiteren Schub erhalten – durch eine besondere Auszeichnung.

Konkret: Die Brücke Stokkumer Straße bei Emmerich, die über die A3 führt – sie war 2020 Heitkamps Pilotprojekt für das neue System – ist für den Deutschen Brückenbaupreis nominiert, der Ende des Monats verliehen wird. In der Begründung zur Nominierung heißt es: „Die Brücke demonstriert, dass Verkehrsbauwerke nicht im Widerspruch zu Umwelt- und Klimaschutz stehen müssen. Geokunststoffbewehrte Erde ersetzt Beton, was die CO2-Emission beim Bau reduziert und den Baustoff nach Nutzungsende rückgewinnbar macht. Die schnelle, wirtschaftliche Bauweise minimierte Eingriffe in den Verkehr und verkürzte die Bauzeit enorm.“ Wenn man nun weiß, dass die Jury erstmals einen Sonderpreis für eine herausragende Lösung oder Entwicklung auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen, vergibt, darf Heitkamp als heißer Favorit gelten.

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Und so funktioniert das System: Um die Brückenpfeiler zu errichten, wird kein Beton verwendet, sondern sogenannte bewehrte Erde. Dabei werden Kunststoffgitter Lage für Lage aufeinandergeschichtet, die Erde dazwischen maximal verdichtet. Dieses System, was Heitkamp inzwischen hat patentieren lassen, bietet nach den Worten von Geschäftsführer Jörg Kranz eine Reihe von Vorteilen: Die Bauzeit verkürzt sich erheblich, da das Material im Gegensatz zu Beton nicht aushärten muss. Beim Pilotprojekt war die Kunststoffkonstruktion innerhalb von zehn Tagen fertiggestellt, mit Beton hätte es drei Monate gedauert. Außerdem gebe es während der Bauzeit keine Eingriffe in den fließenden Verkehr – keine Tempobegrenzung, keine Einspurigkeit, keine Warnbaken.

Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz sieht ein riesiges Potenzial für das patentierte Brückenbausystem.
Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz sieht ein riesiges Potenzial für das patentierte Brückenbausystem. © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Nach dem erfolgreich realisierten Pilotprojekt folgte 2021 der Einsatz unter maximalen Realbedingungen: In der Region, die von der Jahrhundertflut betroffen war, baute Heitkamp drei Brücken innerhalb von wenigen Monaten neu – nicht als Übergangslösung, sondern als vollwertiges Bauwerk. Nun wird das System auch beim Ausbau der A43 und der A40 bei Duisburg zum Einsatz kommen.

Dass bei der „bewehrten Erde“ die CO2-Bilanz deutlich besser ausfällt als beim Einsatz von Beton, hat Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz von Uni-Instituten in Essen und Münster wissenschaftlich untersuchen lassen. Beide seien unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gekommen, dass auf diese Weise rund zwei Drittel an CO2-Emissionen eingespart werden können.

Kranz bezeichnet diese Ergebnisse als Meilenstein für diese Bauweise. „So kann man nicht nur schnell, sondern auch nachhaltig bauen.“ Kranz sieht ein riesiges Potenzial. 85 Prozent aller maroden Straßenbrücken könnten auf diese Weise erneuert werden, hinzu kämen Eisenbahnbrücken. Heitkamp hatte vor einigen Jahren auch den Brückenbau nach dem Legosteinprinzip ausprobiert, doch dieses System rücke angesichts der neuen Technik klar in den Hintergrund.

>>> DER BRÜCKENBAUPREIS

• Der Brückenbaupreis wird im Rahmen des Brückenbausymposiums in Dresden am 30. Mai vergeben. Zur Preisverleihung wird auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing kommen.

• Der Preis wird seit 2006 von Bundesingenieurkammer (BINK) und dem Verband Beratender Ingenieure (VBI) ausgelobt. Die Schirmherrschaft hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr inne.