Herne. Das Herner Bauunternehmen Heitkamp leistet Aufbauhilfe im Flutgebiet. Die Firma baut drei Brücken und ist auch an der A1 und A61 im Einsatz.

Nachdem das Herner Bauunternehmen Heitkamp bereits bei den Aufräumarbeiten im Hochwasser-Katastrophengebiet mitgeholfen hat, wird es auch am Wiederaufbau in den gebeutelten Gebieten beteiligt sein. Dabei kann Heitkamp auch sein neues Brückenbausystem einsetzen.

Rückblende: Ende Juli erhielt Heitkamp die Anfrage des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, ob die Wanne-Eickeler Firma bei der ersten Beseitigung von Schäden helfen könne. Daraufhin wurden Mitarbeiter und schweres Gerät von anderen Baustellen abgezogen und nach Dernau geschickt. Dort habe man zweieinhalb Wochen den Abschnitt der Ahr zwischen Dernau und Mariental aufgeräumt, erzählt Geschäftsführer Jörg Kranz im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Mit Baggern seien Böschungen geräumt und der Fluss gesäubert worden. Dieser Einsatz sei zunächst beendet worden, nun werde man abwarten, ob in den nächsten Wochen und Monaten weitere Einsätze anstehen.

Herne: Arbeiten an den unterspülten A1 und A61 haben bereits begonnen

An anderer Stelle stehen bereits weitere Einsätze - und Aufträge - fest. So wird das Unternehmen den Bereich der A1 und A61, in dem die Erft die Fahrbahn unterspült und Schutzwände weggerissen hat, erneuern. Die Arbeiten an der Stelle hätten bereits begonnen, so würden Betonteile aus dem Fluss geborgen.

Die Flutkatastrophe hat auch Landes- und Bundesstraßen sowie zahlreiche Brücken zerstört. Heitkamp sei damit beauftragt worden, drei Brücken zu erneuern. Und zwar mit dem Schnellbausystem. „Es freut uns, dass wir nach unserem System bauen können, aber es ist traurig, dass es nach diesem traurigen Ereignis passiert“, so Jörg Kranz.

Im November 2019 wurde die erste Brücke mit dem Heitkamp-Schnellbausystem fertiggestellt.
Im November 2019 wurde die erste Brücke mit dem Heitkamp-Schnellbausystem fertiggestellt. © FUNKE Foto Services | Christian Creon

Heitkamp setzt dieses Verfahren als erste Baufirma in Deutschland ein. Das funktioniert skizzenhaft so: Statt Beton kommen beim Bau der Brückenpfeiler Kunststoffgitter zum Einsatz. Sie werden Lage für Lage übereinandergeschichtet, dazwischen liegt Erdreich, das maximal verdichtet wird. „Das spart erheblich Zeit, da das Material nicht erhärten muss wie Beton“, erläutert Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz. Zum Vergleich: Die Kunststoffkonstruktion war in zehn Tagen fertiggestellt, laut Kranz hätte es bei Beton rund drei Monate gedauert. Auch die Einschränkungen für den fließenden Verkehr seien im Vergleich zu herkömmlicher Bauweise deutlich geringer.

Heitkamp-Chef sieht großes Potenzial im Brücken-Schnellbausystem

Ende 2019 realisierte Heitkamp ein entsprechendes Pilotprojekt auf der A3 bei Emmerich. Seitdem hätten verschiedene Messungen an dem Bauwerk stattgefunden. Das Ergebnis: Es sei sogar wesentlich stabiler als die Berechnungen im Vorfeld ergeben hätten. Jörg Kranz bezeichnet dies als einen Durchbruch, denn nun gebe es bei Bund und Land keine Bedenken mehr gegen diese Bauweise, und sie werde als Regelbauweise anerkannt.

Im Katastrophengebiet sollen die Vorteile dieser Technik sichtbar werden. Kranz plant, dass der Bau von zwei Brücken Mitte Oktober startet und beide bereits vor Weihnachten befahrbar sind. Beim Pilotprojekt seien die Brückenpfeiler in zehn Tagen fertiggestellt worden.

Kein Wunder, dass der Heitkamp-Chef großes Wachstumspotenzial sieht. In Deutschland gebe es rund 10.000 Brücken über Autobahnen und Straßen, davon seien ein Drittel marode. Davon wiederum seien 80 Prozent für die die neue Bautechnik geeignet.

Ganz aktuell leistet Heitkamp auch an einer anderen Verkehrsader „erste Hilfe“. Nach dem Großbrand in einem Reifenlager in Bochum-Hamme hat die Wanner Firma den Auftrag zur Ertüchtigung der Stützwand erhalten. Die Arbeiten hätten bereits begonnen, so Kranz.

>>> SPEZIALIST FÜR SANIERUNG VON START- UND LANDEBAHNEN

Neben dem Brückenbau hat sich Heitkamp mit der Sanierung von Start- und Landebahnen auf Flughäfen bundesweit einen Namen gemacht. So hat Heitkamp 2015 die zentrale Piste des Frankfurter Flughafens saniert. Zuvor war das Unternehmen in Bremen und Paderborn tätig.