Herne. Das Bauunternehmen Heitkamp, die Stadt Herne und die Mongolei haben eine Kooperation geschlossen. Alle Seiten sollen davon profitieren.

Das Treffen hatte Züge eines Staatsbesuchs: In der Zentrale der Unternehmensgruppe Heitkamp in Herne haben Vertreter des Bauunternehmens, der Mongolei und der Stadt Herne eine Kooperation über einen wirtschaftlichen, aber auch kulturellen und politischen Austausch besiegelt. Heitkamp hofft nun auf Aufträge in Millionenhöhe in der Mongolei, aber auch auf Arbeitskräfte aus Ostasien.

An der Wilhelmstraße, auf dem ehemaligen Plutogelände, gab es einen großen Bahnhof. Der Botschafter der Mongolei, Mandakhbileg, kam am Freitag eigens aus Berlin in die neue Heitkamp-Zentrale in Wanne-Eickel, um die Vereinbarung mitzuunterzeichnen. Angereist waren auch Byambaa, Präsident des mongolischen Straßenbauverbandes, und Enkhzaya, Beraterin und Dozentin an der Deutsch-Mongolischen Hochschule in der Hauptstadt Ulaanbaatar. Der Rahmen war feierlich: Viele Reden wurden gehalten, viele Geschenke überreicht, dann viele Verträge unterschrieben – alles vor den Flaggen Deutschlands und der

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Mongolei will Nord-Süd-Verbindung quer durch das Land bauen

Vertreter von Heitkamp präsentierten den Gästen aus der Mongolei am Wochenende Bauprojekte des Traditionsunternehmens.
Vertreter von Heitkamp präsentierten den Gästen aus der Mongolei am Wochenende Bauprojekte des Traditionsunternehmens. © Heitkamp

Die Infrastruktur der Mongolei, so berichtete Botschafter Mandakhbileg den Gästen, sei noch nicht gut erschlossen. Das 3,2 Millionen Einwohner zählende Land plane deshalb eine 1000 Kilometer lange Nord-Süd-Verbindung quer durch das Land – einen Lückenschluss von der russischen zur chinesischen Grenze. Um dieses große Straßenbauprojekt in Höhe mehrerer Milliarden Euro stemmen zu können, soll auch Heitkamp mit ins Boot. Das Bauunternehmen soll in Südostasien Straßenabschnitte, vor allem aber Brücken bauen.

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Die Wanne-Eickeler Unternehmensgruppe hat Verfahren für Schnellbaubrücken entwickelt, mit dem die Bauwerke in dreieinhalb Monaten errichtet werden können – unter anderem nach dem Prinzip einer „Lego-Brücke“. Das will sich die Mongolei zunutze machen, um viele Brücken möglichst schnell fertig stellen zu können. Heitkamp winken also nun Millionen-Aufträge im Osten. Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz denkt aber nicht in großen Dimensionen. Es gehe darum, sich an dem Straßenbauprojekt zu beteiligen, nicht darum, dabei eine führende Rolle zu spielen, sagte er zur WAZ. Er erhofft sich von den „neuen Wegen“ seines Hauses vor allem auch neue Arbeitskräfte, die aus der Mongolei nach Herne kommen, hier zu Straßen- oder Brückenbauern ausgebildet werden und den Fachkräftemangel lindern. Geplant seien unter anderem auch Hospitationen und der Austausch von Spezialisten.

Mongolischer Botschafter bietet Herne Städtepartnerschaft an

Geschenk: Heitkamp-Chef Jörg Kranz (r.) überreichte Byambaa, Präsident des mongolischen Straßenbauverbandes, schon mal symbolisch eine „Lego-Brücke“.
Geschenk: Heitkamp-Chef Jörg Kranz (r.) überreichte Byambaa, Präsident des mongolischen Straßenbauverbandes, schon mal symbolisch eine „Lego-Brücke“. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Aus den wirtschaftlichen Beziehungen sollen auch kulturelle und politische entstehen. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) begrüßte das: Herne sei eine internationale Stadt, und es sei gut, wenn Kulturen voneinander lernen könnten, sagte er in seinem Grußwort. Gemeinsames Ideal müsse es sei, friedlich zusammen zu leben, das Wohl der Familie stehe dabei im Mittelpunkt. Bis wohin die Reise bei der Zusammenarbeit gehen könnte, skizzierte Botschafter Mandakhbileg: Er schlug eine Städtepartnerschaft vor, die dann ebenfalls bei Heitkamp besiegelt werden sollte. OB Dudda antwortete vorsichtig, er sagte zu, dass Herne in Sachen Kooperation „in die Debatte einsteigen werde“. Gegenseitige Besuche wurden schon mal anvisiert: Die Mongolen wurden zur Cranger Kirmes im August eingeladen, der OB zu einer Reise nach Ulaanbaatar.

Und so formell die Vertragsunterzeichnung auch war: Hinterher ging’s in der Unternehmenszentrale nach nebenan an die Bar – zu Pils und Currywurst. Das Ende des Treffens war aber erst am Sonntag: Am Wochenende präsentierte Heitkamp den Gästen verschiedene Bauprojekte.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Heitkamp-Unternehmensgruppe

Die Unternehmensgruppe Heitkamp mit Sitz an der Wilhelmstraße in Wanne-Eickel besteht aus den Einheiten Erd- und Straßenbau, Umwelttechnik, Brückenbau, Productions und dem Heitkampus. In den vergangenen Jahren hat Heitkamp mit verschiedenen Projekten von sich Reden gemacht.

Das Traditionsunternehmen hat unter anderem den Bau von sogenannten Lego-Brücken erfunden und patentiert. Auf der A 3 hat Heitkamp zudem ein weiteres Pilotprojekt umgesetzt, mit dem der Bau von Brücken deutlich beschleunigt wird. Eine weitere Spezialität ist die Renovierung von Start- und Landebahnen auf Flughäfen in kürzester Zeit. Auch nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat sich Heitkamp beim Wiederaufbau eingebracht.