Herne. Hernes OB Frank Dudda kassiert die Tunnelpläne am Herner Bahnhof. Für den Westring will er stattdessen eine „moderne Variante“.

  • OB Frank Dudda stellt im WAZ-Interview klar: „Einen Tunnel wird es nicht geben.“
  • Für steigende Zahl an Autos will er am Herner Bahnhof „eine moderne Variante“.
  • Warten auf Richterspruch für Hochschule für Polizei und Verwaltung.

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) hat die Pläne für das XXL-Tunnelprojekt am Westring in Herne-Mitte beerdigt. „Einen Tunnel wird es nicht geben. Da lege ich mich jetzt mal fest“, sagt der 59-Jährige im Interview mit der WAZ. Mit welcher anderen Lösung der Fahrzeugverkehr auf der vierspurigen, stark befahrenen Nord-Süd-Verbindung flüssiger rollen soll, stehe aber noch nicht fest.

Das Tunnel-Großprojekt hatte im Frühjahr für viel Wirbel gesorgt. Weil es rund um den Herner Bahnhof immer voller und unübersichtlicher wird, hat ein von der Stadt beauftragter Gutachter vorgeschlagen, den Westring auf einem Abschnitt am Herner Bahnhof in einen Tunnel legen. Darüber soll ein Kreisverkehr gebaut werden. Der unterirdische Abschnitt und der Kreisel seien nötig, weil der Verkehr wegen des Baus des Funkenbergquartiers mit Polizeihochschule, Forschungseinrichtungen, Firmen und Wohnhäusern in den kommenden Jahren noch weiter zunehme, so das Büro Brilon/Bondzio/Weiser (Bochum) in dem Verkehrsgutachten.

Herne: SPD und Grüne reagierten ablehnend

„Wir wollen aber ausdrücklich eine moderne Variante“: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda im Interview mit der WAZ.
„Wir wollen aber ausdrücklich eine moderne Variante“: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda im Interview mit der WAZ. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Experten haben vorgeschlagen, dass der Durchgangsverkehr auf dem Westring von Norden nach Süden am Bahnhof in eine Unterführung unter die Kreuzung Westring/Cranger Straße/Bahnhofsplatz gelegt wird. Über einen oberirdischen Kreisverkehr darüber sollen Autos in die umliegenden Straßen, etwa ins Funkenbergquartier, geleitet werden. Durch diesen Umbau der Kreuzung würde der Verkehr oberirdisch in den Spitzenstunden um rund 40 Prozent reduziert, so das Bochumer Büro.

SPD und Grüne reagierten ablehnend. „Die Tunnellösung ist das letzte, was ich mir vorstellen kann“, sagte etwa SPD-Ratsherr Ulrich Syberg. Grünen-Vertreter Gerhard Kalus sprach sogar von einem „Horrorzenario“. Tenor: Viel Beton, kein Grün, und in Zeiten der Verkehrswende dürfe man Autos keine freie Fahrt mehr verschaffen. Außerdem wäre so ein Mega-Projekt viel zu teuer, und während der Bauarbeiten würde der Verkehr an dieser Stelle für Jahre erst mal lahm gelegt. Lob für die Pläne gab es dagegen von CDU-Fraktionschef Timon Radicke.

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Hernes Baudezernent Karlheinz Friedrichs hatte den Tunnel noch verteidigt. Er sei eine gute Idee, weil er oberirdisch für mehr Platz und mehr Ruhe sorge. Als Alternative zum Fahrzeug-Tunnel käme allenfalls ein Fußgänger-Tunnel in Frage, so der Dezernent.

Nun also die Kehrtwende. Der Tunnel, so der Oberbürgermeister zur WAZ, sei „keine Lösung, die einer modernen Verkehrsplanung entspricht“. Er stellt klar: „Wir wollen aber ausdrücklich eine moderne Variante“. Dazu sei die Verwaltung auch im Gespräch mit der Bürgerinitiative, die sich für das Funkenbergquartier gegründet hat. Wie diese moderne Variante aussehen könnte, sei noch nicht klar. Zunächst müsse abgewartet werden, ob Herne den Zuschlag für die Hochschule für Polizei und Verwaltung im Funkenbergquartier bekommt. Nachdem Gelsenkirchen, unterlegen im Standort-Wettbewerb, ein Veto eingelegt hatte, erwartet der OB einen Richterspruch bis „spätestens Ende März“. Komme die Hochschule nicht, dann werde das Gelände anders entwickelt. „Und das hat wiederum Auswirkungen auf das Verkehrskonzept“, so Dudda.

Dennoch hofft er weiter auf den Zuschlag: „Wir wollen Herne in der Hochschullandschaft etablieren“, stellt der 59-Jährige klar. Hochschulen seien ein Garant für ständigen Nachwuchs: „Viele junge Menschen kommen in die Stadt, außerdem gute, vom Staat bezahlte Arbeitsplätze für Professoren und deren Mitarbeiter – mithin Kaufkraft und mithin Nachfrage nach neuen Wohnformen.“ Alle zusammen seien auch Bürgerinnen und Bürger, die einen neuen Blick auf die Stadt mitbringen würden.

Das komplette Interview mit Oberbürgermeister Frank Dudda lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben