Herne. In Herne-Mitte nimmt der Autoverkehr immer weiter zu. Die Stadt plant deshalb einen Tunnel und einen Kreisverkehr am Herner Bahnhof.
Am Herner Bahnhof kündigt sich eine Großbaustelle an. Die schon heute durch den Verkehr stark belastete Kreuzung Westring/Cranger Straße/Bahnhofsplatz muss umgebaut werden, schlägt ein Gutachter vor. Der Verkehr nehme dort immer stärker zu, vor allem durch das geplante Funkenbergquartier. Die Kreuzung aber sei für diesen Ansturm an Fahrzeugen nicht mehr gerüstet. Der Gutachter schlägt deshalb einen Tunnel und darüber einen Kreisverkehr vor.
Die Stadt Herne hat nun der Politik einen ersten Entwurf für den Tunnel und den Kreisverkehr vorgestellt. Die Verwaltung will hinter dem Bahnhof auf einer rund 130.000 Quadratmeter großen Brache den Weg für ein Zukunftsquartier, das Funkenbergquartier, freimachen. Die Hochschule für Polizei und Verwaltung soll dorthin, dazu weitere Forschungseinrichtungen sowie andere Arbeits-, aber auch Wohnflächen. Im Zuge der Planverfahren wurden auch mehrere Gutachter beauftragt, darunter das Bochumer Büro Brilon/Bondzio/Weiser, das ein Verkehrsgutachten erarbeitete.
Herne: Überbelastung an Kreuzung Westring/Cranger Straße/Bahnhofsplatz
Das Büro hat nun eine „erhebliche Mehrbelastung des umliegenden Straßenverkehrsnetzes insbesondere zu den Spitzenstunden morgens und nachmittags“ prognostiziert, wie es im Bebauungsplan der Stadt heißt. Besonders betroffen: Westring, Bahnhofsplatz und Funkenbergstraße, aber auch Bismarck-, Bahnhof-, Horsthauser-, Roon-, Victoria- und Schüchtermann- beziehungsweise Eschstraße. Für zwei Kreuzungen sagt der Gutachter sogar eine Überlastung voraus: am Westring/Cranger Straße/Bahnhofsplatz zur Spitzenstunde morgens und nachmittags sowie an der Horsthauser Straße/Roonstraße/Von-Waldthausen-Straße zur Spitzenstunde morgens. Während an letzterer Kreuzung laut Gutachter eine zusätzliche Rechtsabbiegespur von der Horsthauser- in die Roonstraße reicht, um den zusätzlichen Verkehr zu stemmen, so seien am Herner Bahnhof große Umbauarbeiten nötig.
Im Kern schlagen die Gutachter vor, dass der Durchgangsverkehr auf dem Westring in eine Unterführung unter die Kreuzung Westring/Cranger Straße/Bahnhofsplatz gelegt wird. Fahrzeuge würden dazu in ihrer Richtung die innere der beiden Fahrspuren des Westrings nutzen und so unter der Kreuzung durchfahren. Die äußer Spur des Westrings soll oberirdisch in einen Kreisverkehr münden, von dem die Verkehrsteilnehmer auf die Cranger Straße und den Bahnhofsvorplatz oder wieder auf den Westring geleitet werden. Durch diese Verkehrsführung würde der Verkehr oben auf der Kreuzung in den Spitzenstunden um rund 40 Prozent reduziert, sagen die Gutachter.
Auch der Verkehrslärm würde sinken
Diese Ideen, so heißt es im Bebauungsplan, seien von der Stadt Herne bereits diskutiert und geprüft worden – „und werden derzeit mit Nachdruck weiterverfolgt und konkretisiert“. So weitreichend der Eingriff auch wäre, er sei dringend nötig, heißt es im Rathaus. Schon jetzt sei die Kreuzung Westring/Cranger Straße/ Bahnhofsplatzstark stark belastet. Neben dem Individualverkehr kreuzten auch Schülerinnen und Schüler der benachbarten Schulen die Straßen, Busse führen am Busbahnhof vor und von dort aus ab, Reisende gingen zum Bahnhof oder verließen ihn. Die gesamte Gemengelage sei „schlicht unbefriedigend“. Denn: „Im Ergebnis leiden Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs in diesem Bereich erheblich.“
Die vorgeschlagene Umbaulösung biete dagegen die Möglichkeit, alle genannten Probleme spürbar zu beheben. Abgesehen davon würde mehr Raum für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie und Radfahrerinnen und Radfahrer zurückgewonnen, und durch die unter die Oberfläche verbannten Autos würde auch die Belastung durch Verkehrslärm spürbar sinken, wirbt die Stadt weiter für diese Pläne.
Wie der Tunnel und der Kreisverkehr genau aussehen könnten, wie lang und wie tief er sein soll, wo genau er startet und endet, wann gebaut werden soll, das alles ist noch nicht klar. Nach der Sommerpause, kündigte Baudezernent Karlheinz Friedrichs an, will die Stadt genauere Pläne vorlegen, damit sie in der Politik, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden können. Klar sei schon jetzt: „Wir werden im großen Rahmen in die Verkehrsgestaltung eingreifen müssen“, kündigt er an.