Herne. Wissenschaft, Wohnen, Gastronomie, Wasser … – wie sich die Stadt Herne ein Zukunftsquartier am Bahnhof vorstellt und wie der Planungsstand ist.
Fünf-Standorte-Programm, Hochschulallianz, Excellence Departement, Forschungszentrum Nachbergbau …: Anna und Otto Normalverbraucher dürften angesichts der Stichworte, die sich Planer, Politiker, Professoren und bisweilen auch Pressevertreter bezüglich der (erhofften) Entwicklung des Funkenberg-Quartiers in Herne-Mitte um die Ohren hauen, ein wenig den Überblick verloren haben. Oberbürgermeister Frank Dudda bringt die Vorstellungen für die am Bahnhof gelegene Brache am Montag im Herner Rathaus mal etwas handfester auf den Punkt und spricht von einem „dicken Ding“.
Polizeihochschule könnte Eingangsbereich des Herner Quartiers bilden
Eine für die am Mittwoch beginnende Düsseldorfer Fachmesse „polis Convention“ erstellte erste Visualisierung für das Zukunftsquartier vermittelt einen spannenden Eindruck davon, was die Stadt mit dem rund 130.000 Quadratmeter großen Ex-Pumpen-Müller-Gelände anstrebt und wie „dick“ dieses „Ding“ mal werden könnte. Zwei grobe Eckdaten machen die Dimension deutlich: Investitionen von mehr als 500 Millionen Euro sowie Arbeits- und Wohnplätze für rund 1500 Menschen schweben der Herner Verwaltung vor.
Schritt für Schritt soll das Quartier in den nächsten Jahren um das „Forschungszentrum Nachbergbau“ und das „Excellence Department“ (Hochschulforschung für Mobilität, Energie und Digitalisierung) entwickelt werden. Beide Projekte sind „in Vorbereitung“ (OB) und sollen über das Fünf-Standorte-Programm von Land und Bund finanziert werden, sagt Dudda. Besiegelt seien sie aber noch nicht.
Das gilt zum Leidwesen Hernes bekanntlich auch für den Neubau der NRW-Polizeihochschule. Diese könne er sich natürlich „sehr gut als Eingangsbereich fürs Funkenberg-Quartier“ vorstellen, sagt Frank Dudda. Wie berichtet, ist der zunächst auf den Standort Herne zulaufende Wettbewerb nach einigen Scharmützeln hinter den Kulissen durch ein Veto der Konkurrenz aus Gelsenkirchen mindestens bis August in die Verlängerung gegangen. Einen neuen Stand gebe es nicht, aber er sei nach wie vor optimistisch, so der OB. Wohl und wehe des Funkenbergquartiers hinge davon aber nicht ab: „Wir werden das so oder so entwickeln.“
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„Innovationsboulevard“ mit Alleecharakter und Wasserelementen
Was sich um diese Fixpunkte herum auf dem Funkenberg-Areal entwickeln könnte, skizziert das von der Stadt beauftragte Büro Stahm Architekten (Braunschweig) am Montag anhand von bunten und bewegten Bildern. Von einer „kleinen Expo“ spricht Planerin Alexa Stahm, bei der jedes Gebäude eine „eigene Handschrift“ erhalten könnte und dem Klimaschutz durch CO2-Neutralität Rechnung getragen würde. Ein „Innovationsboulevard“ mit Alleecharakter könnte die Mittelachse des langgezogenen Quartiers bilden. Von nachhaltiger Logistik mit „Quartiers-Apps“ und „autonomen Shuttle-Verkehren“ ist im schönsten Planer-Sprech die Rede. Und davon, dass das durch Wohnbebauung ergänzte Areal auch am Abend mit Gesundheits- und Fitness-Angeboten, Gastronomie sowie Kultureinrichtungen ein Anziehungspunkt sein könnte.
Planungsamts-Chef Achim Wixforth bringt ein weiteres Element ins Spiel: Auch Wasser werde im Idealfall eine größere Rolle spielen. Die Emschergenossenschaft werde darauf ein besonderes Augenmerk legen. Denkbar sei beispielsweise, dass der unter dem Quartier in Röhren fließende Ostbach wieder „naturnah ans Licht“ gebracht werde.
Zukunftsmusik. Aktuell wirbt die Stadt am Mittwoch und Donnerstag bei der Messe „polis Convention“ erst einmal um potenzielle Investoren für dieses und zwei weitere Projekte („Rathaus-Carrée“ in Wanne, ehemaliges Katasteramt in Eickel). Wenn diese anbeißen sollten, die notwendigen Fördermittel aus dem bis zu 662 Millionen Euro schweren Landes- und Bundesprogramm für Herne und vier weitere ehemalige Bergbaustandorte (siehe unten) fließen sollten und dann noch die Farce um den Wettbewerb für den neuen Standort der Polizeihochschule ein gutes Ende nehmen sollte, dann könnte sich Herne in einigen Jahren tatsächlich über ein „dickes Ding“ am Bahnhof freuen.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Eine Million Euro für neues Personal
Die ersten Mittel aus dem bis zu 662 Millionen Euro schweren „Fünf-Standorte-Programm“ (Herne, Gelsenkirchen, Duisburg, Hamm und Kreis Unna) sind bereits geflossen.
Herne hat rund eine Million Euro erhalten, mit der nun „personelle Strukturen“ geschaffen werden sollen.