Herne. Der Herner Verein Insert Coins hat im alten Karstadt-Haus in Wanne-Mitte sein neues Vereinsheim eröffnet. Es ist einzigartiges Spieleparadies.

Was für eine Untertreibung: Der Herner Verein Insert Coins hat am Samstag zur Eröffnung seines neuen Vereinsheims im alten Karstadt-Haus auf der Wanner Hauptstraße geladen. Vereinsheim? Das Ergebnis ist eine Mischung aus Spieleparadies, Raritätensammlung und Museum, die im Ruhrgebiet - und wahrscheinlich darüber hinaus - einzigartig sein dürfte. Die Herner WAZ hat auch gezockt.

Der 2014 gegründete Verein Insert Coins hat es sich mit seinen knapp 100 Mitgliedern zum Ziel gesetzt, „die Entwicklung und den Erhalt der Videospielkultur zu fördern.“ Dazu gehören die bekannten Spielekonsolen, alte Computer, Automaten aus alten Spielhallen – die mit der Unterhaltung, nicht die mit den einarmigen Banditen – sowie Flipper und vergleichbare Geräte.

Die Mario-Kart-Wand stand bei der Eröffnung bei den Besuchern hoch im Kurs.
Die Mario-Kart-Wand stand bei der Eröffnung bei den Besuchern hoch im Kurs. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Längst war der alte Standort im Keller eines Seniorenheims zu klein geworden. Da war es ein Glücksfall, dass Sascha Wurm, Besitzer des Karstadt-Gebäudes, dem Verein eine Zwischennutzung anbot, bis sich die Immobilie zum Urban Arts Center wandelt. Wo in grauer Kaufhausvorzeit Herrensocken oder Geschirr angeboten wurde, präsentiert der Verein nun auf rund 1500 Quadratmetern so etwas wie das „Who is Who“ der Spielewelt.

Mit „Pong“ ist auch das Urspiel aller Videospiele vertreten

Besucher können einen Streifzug durch ein halbes Jahrhundert Videospiele unternehmen. Es ist ein passender Zufall, dass „Pong“, das Urspiel aller Videospiele, im November seinen 50. Geburtstag feiert. Selbstverständlich ist es Teil der Sammlung, doch Insert Coins kann „Pong“ auch Couchtisch-Version präsentieren, bei dem die Spieler echte Klötzchen steuern können, um den Würfel-Spielball abzuwehren und zurückzuspielen. Aber auch Klassiker wie „Frogger“ oder „Asteroids“ stehen Baby-Boomern zur Verfügung, um sich in die eigene Jugend zurückzuversetzen. Eine Erkenntnis: Die frühere Fingerfertigkeit ist etwas eingerostet.

Der Verein hat seine Schätze thematisch geordnet. So flimmern Besuchern in einem Raum verschiedene Spiele aus alten Röhrenbildschirmen entgegen. Wie konnte man früher stundenlang auf dieses bunte Flackern starren? In allen Geräten stecke nur alte Technik, versichert Axel Böving. Und es ist wie in anderen Museen: Ein Großteil der Sammlung befindet sich im Depot.

Felix, Franka und Tanja (v.l.) gehören zur Fraktion der Flipper-Fans.
Felix, Franka und Tanja (v.l.) gehören zur Fraktion der Flipper-Fans. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zu den Höhepunkten der Sammlung - und am Eröffnungstag sehr begehrt - zählt die Mario-Kart-Videowand, an der mehrere Spieler miteinander Rennen fahren können. Zwei Reihen mit ausgemusterten Kinosesseln sorgen für die richtige Rennatmosphäre. „Mario Kart war für uns auch der Impuls, den Verein zu gründen“, erzählt Vereinsmitglied Ingo Behlau im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Daddelhalle mit Retro-Charme

Tanja.
Tanja. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Retro-Computerspiel.
Retro-Computerspiel. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Controller.
Controller. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Franka.
Franka. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Besucher spielen Mario Kart.
Besucher spielen Mario Kart. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Besucher spielen an Flipper-Automaten.
Besucher spielen an Flipper-Automaten. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Joysticks.
Joysticks. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Joystick.
Joystick. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Franka.
Franka. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Miriam, links, und Johanna.
Miriam, links, und Johanna. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Joysticks.
Joysticks. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Miriam, links, und Johanna.
Miriam, links, und Johanna. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Haugo, links, und Moritz.
Haugo, links, und Moritz. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Frank, Aviva und Daniel.
Frank, Aviva und Daniel. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Janine.
Janine. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Felix, Franka und Tanja.
Felix, Franka und Tanja. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Besucher spielen Mario Kart.
Besucher spielen Mario Kart. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Davinia.
Davinia. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Dennis.
Dennis. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Frank, Aviva und Daniel.
Frank, Aviva und Daniel. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Arcade-Automat.
Arcade-Automat. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Janine.
Janine. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Moritz.
Moritz. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Flipper.
Flipper. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
Annika.
Annika. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann
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Dass der Verein inzwischen diverse Raritäten besitzt, liege daran, dass man in der Szene recht gut vernetzt sei. So erhalte man immer wieder Angebote aus privaten Sammlungen. Zu den Raritäten zählt „Samba de Amigo“, eine Art Tanzspiel. Neben dem Exemplar in Wanne-Eickel gibt es nur noch ein weiteres in ganz Europa.

Flipper von 1964 ist das älteste Exponat

Optisch und akustisch kommt jener Raum einer Spielhalle am nächsten, in dem unter anderem mehr als 40 Flipperautomaten und viele weitere Videospielautomaten versammelt sind. Im Halbdunkel blinkt und leuchtet es überall verlockend, an die Ohren dringt ein Gewirr aus Tönen und computeranimierten Stimmen. Sofort ist die Erinnerung an Kindertage zurück, als man sich über jede Kugel geärgert hat, die man verpasste und jedes Freispiel gefeiert hat. Anhand der Flippersammlung kann man die technische Entwicklung der Geräte verfolgen - vom mechanischen Oldie aus dem Jahr 1964 bis zu aktuellen Flippern, bei denen man gar nicht weiß, wo man die Kugel zuerst hinschießen soll.

Im Flipperraum blinkt es für jeden Fan verführerisch.
Im Flipperraum blinkt es für jeden Fan verführerisch. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zu den Premierengästen gehört auch Annika Gerstner. Sie ist Mitglied des Vereins Retro Games in Karlsruhe, da sie aber in Düsseldorf wohnt, war es für sie eine Selbstverständlichkeit, Insert Coins zu besuchen. Sie zollt den Hernern großes Lob. Die Räume seien sehr schön eingerichtet, die thematische Unterteilung gut durchdacht. Franka, Finn, Tanja und Felix Weis aus Bochum sind bereits seit einiger Zeit Stammgäste bei den Öffnungstagen von Insert Coins, ein Arbeitskollege von Felix ist Vereinsvorsitzender. Da sei es keine Frage gewesen, die neuen Räume zu besichtigen - und die Spiele auszuprobieren.

Die Resonanz auf das neue Vereinsheim sei schon jetzt „überwältigend“, so Behlau. Längst seien die Öffnungstage in den kommenden Monaten ausverkauft, „wir suchen nach weiteren Terminen“. Darüber hinaus sei es möglich, Firmenfeste und private Feiern bei Insert Coins zu veranstalten. Ein Vereinsmitglied werde demnächst zwischen Flippern und Spielekonsolen seine Hochzeit feiern.

Ausführliche Informationen zum Verein gibt es unter www.insert-coins.com