Köln. Angesichts dessen, was heute im Computerspiel alles möglich ist, kann man den eckigen Ball bei Pong belächeln. Doch damals war er eine Sensation. Der Weg bis zum ausgewachsenen Supersoldaten bei Crysis war sehr lang.

Hätte man ja auch nicht gedacht, damals in den 1970ern. Dass man mal „Meilenstein“ sagen würde zu zwei langen und einem kurzen piependen und blinkenden Rechtecken, die man auf einer Fähre kennengelernt hat. Irgendwo zwischen Ostende und Calais. Wo sie sich auf einem Bildschirm bewegten, gleich neben der Theke mit den kalten Pommes und der warmen Cola. Pong heißt dieses Spiel, das damals ganze deutsche Schulklassen verarmen lässt, noch bevor sie einen Fuß auf englischen Boden gesetzt haben. Natürlich sieht das gut 40 Jahre später alles völlig lächerlich aus. Unvergessen bleibt es doch. Schon allein wegen der wohl kürzesten Anleitung der Videospielgeschichte. „Avoid Missing Ball for Highscore“. Vermeiden sie es, den Ball zu verpassen, um die Höchstpunktzahl zu bekommen.

Natürlich ist Pong nicht das erste Videospiel, wie oft behauptet wird. Aber es ist das erste, das in der Bevölkerung bekannt wird. Das erste, das man kennt, auch wenn man es selbst nie gespielt hat. Es ist das Spiel, das die Türen öffnet in die Wohn- und Kinderzimmer dieser Welt. Wo auf kleinen unscheinbaren Konsolen mit Namen wie Atari VCS oder Colecovision schon bald einmarschiert, was bis dahin nur in den Spielhallen zu Hause war.

Space Invaders zum Beispiel, diese Phalanx von Außerirdischen, die sich ständig horizontal und nach und nach immer weiter nach unten bewegt. Es gibt Menschen – und es sind nicht wenige – die sich ihre erste Videospielkonsole nur wegen dieses Spiels holen. Ähnlich wie bei Pac Man oder Donkey Kong, diesem großen Affen, der unschuldige Mädchen entführt.

So unterschiedlich diese Spiele auch sind, sie haben eines gemeinsam. Sie sind wie eine Tüte Kartoffel-Chips. Wer einmal damit anfängt, kann nicht mehr aufhören. So simpel die Grafik, so genial ist die Idee, die dahinter steckt. Leicht zu lernen ist die Aufgabe doch schwierig zu meistern. Aber auch nicht so schwierig, dass man aufgibt. Im Gegenteil. Zeigen will man es der Maschine. Noch ein letzter Versuch, noch ein kleines Level. Immer wieder. Bis der Morgen graut. Oder Papa den Strom abstellt.

Das ändert sich auch nicht, als die ersten Computer den Markt erobern. Als man bei den virtuellen Olympischen Spielen Summer Games die Joysticks durch Rütteln gleich reihenweise abbricht oder sich durch das Manic Mansion kämpft. Nichts ist unmöglich. Selbst unterwegs kann man – Game Boy sei Dank – nun spielen. Vom Himmel fallende Bauklötze stapeln etwa. Nennt sich Tetris. Erfunden hat es ein Russe. Hätte sich der Eiserne Vorhang nicht kurz zuvor gehoben, man hätte dieses Spiel für einen geschickten Angriff auf die westliche Welt halten können – so viel Zeit stiehlt es den Menschen.

Einige Spiele wurden zu Klassikern

Tausende Spiele überschwemmen den Markt. Viele hat man vergessen, einige bleiben bis heute in Erinnerung, werden zu Klassikern. Und bei jedem sind es – je nach Lieblingsgenre – andere. 2013 ist das Angebot so groß wie nie. Längst kämpfen neben Konsolen und Computern auch die Smartphones um die Spieler in aller Welt. Die einen locken mit „Angry Birds“, die anderen erschaffen eine „World of Warcraft“ oder folgen dem „Call Of Duty“.

Viel Durchschnitt gibt es in der Welt der Videospiele aber auch immer noch Programme, die alles andere überstrahlen. Wenn man Glück hat, dann ist man eingeladen in der kommenden Woche. Dann darf man Autos klauen und andere schlimme Dinge tun. Am helllichten Tag. In aller Öffentlichkeit und vor Zeugen. „GTAV“ heißt das Videospiel, das die Firma Rockstar auf der Video-und Computerspielmesse Gamescom vorstellt, und in dem Millionen Menschen von September an auf die schiefe Bahn geraten werden. Ein Spiel über das man redet, auch wenn man es nie gespielt hat. Weil es – nach allem was man gesehen und gehört hat – neue Maßstäbe setzt in der virtuellen Welt, so groß und so komplex ist es. Ein „Meilenstein“ eben. Wie einst Pong. Nur die Spielanleitung, die ist heutzutage umfangreicher.