Köln. Einmal im Leben Mario Kart sein. Dieser Traum geht in der Motorworld Köln jetzt in Erfüllung. Was genau Besucherinnen und Besucher dort erwartet.
Auf einmal ruckelt und vibriert es im Kart, ich stehe quer auf der Fahrbahn und es geht nicht mehr voran. Der Grund: Ich wurde von einer Rakete getroffen! Was ich bislang nur aus dem Videospiel Mario Kart kannte, wird beim „Battle Kart“ zur knallharten Realität. Mit tatsächlich motorisierten Elektro-Flitzern geht es unter anderem darum, auf einer virtuell auf den Boden projizierten Strecke möglichst viele Runden zu fahren und die Gegnerinnen und Gegner mithilfe von sammelbaren Gegenständen, sogenannten Items, zu behindern – wie zum Beispiel einer Rakete.
In der Motorworld Köln hat die erste „Battle Kart“-Strecke Nordrhein-Westfalens eröffnet. Das heißt: Spieler tauchen in die Welt der populären Nintendo-Reihe „Mario Kart“ ein und können als Fahrer das beliebte Videospiel einmal hautnah erleben. Für den einen oder anderen werden dabei Kindheitsträume wahr.
Items bremsen Gegner aus
Zurück zum Start: Langsam setzen die Karts aus der Parkposition zurück, ein Pfeil auf dem Boden weist zum Startplatz und dann heißt es: „3,2,1. Go!“ Wie auf der Spielkonsole schnellt auch beim Battle-Kart mein Puls in die Höhe, geht der Countdown viel zu schnell gegen Null. Gelingt mir der richtige Start? Wie gut sind meine Gegner? Zugegeben: Diese Gedanken sind nach den ersten Metern schon wieder verflogen, denn alle Teilnehmenden müssen sich beim „Battle Race“ – eins von fünf möglichen Spielen – auf einiges konzentrieren, sobald der Fuß das Gaspedal durchtritt.
Zunächst einmal überrascht die Schnelligkeit der E-Karts. An die ersten Kurven taste ich mich noch etwas vorsichtig heran, dann aber macht es immer mehr Spaß und ich werde mutiger. Die Karts liegen perfekt auf der Strecke, die engen Kurven gehen Runde für Runde immer leichter von der Hand, die Reifen quietschen auf dem gummiartigen Boden. So kommt auch ohne die klassischen Motorengeräusche ordentlich Rennstimmung auf. Für Motivation sorgt die laute Musik in dem umgebauten Hangar.
Auf der Strecke kann ich die virtuellen, auf den Boden projizierten Items mit dem „Battle Kart“-Logo einsammeln, indem ich drüberfahre. Dabei ist Präzision gefragt. Es gibt Raketen, den Auspuff für ordentlich Turbo oder Ölflecken, die den anderen Fahrerinnen und Fahrern Probleme bereiten. Ein kleiner Bildschirm am Kart zeigt, was ich ergattern konnte. Viel Zeit bleibt aber nicht, darüber nachzudenken, wie ich die „Waffen“ am besten einsetzen kann. Deswegen heißt es irgendwann nur noch: Feuer frei! Und das ist nicht nur so dahingesagt. Es sieht spektakulär aus, wenn ich die Rakete selbst abschieße und sehe, wie sie über den Boden fliegt und dem Gegner vor mir das Tempo nimmt. Treffer! Zielen muss aber gelernt sein, ansonsten landet das Geschoss irgendwo im Nirwana.
Auch bei den Ölflecken geht es kurzzeitig nicht mehr voran. Die sind besonders nervig, da sie auf der dunklen Strecke nur schwer zu erkennen sind und ich ständig reinfahre. Richtig Spaß macht es, wenn der Turbo zündet: Der Fahrtwind peitscht mir ins Gesicht und ich habe das Gefühl, dass die Reifen gleich anfangen zu glühen. Doch Vorsicht! Immer wieder stehen die Gegner auf der Strecke. Ausweichen ist angesagt. Zwar ist die Software mit einem Antikollisionssystem ausgestattet, harmlose Crashs sind aber nicht ausgeschlossen.
Insgesamt 38 Beamer und 24 Sensoren an der Decke sorgen dafür, dass die Karts geortet und die Strecke auf den Boden von Hangar 4 der Motorworld Köln projiziert wird. Verantwortlich für den „Videospielspaß in echt“ ist Sébastien Millecam. Der Belgier hat das Ganze entwickelt: „Die Idee ist mir bei einer Zugfahrt zu meinem Studienort gekommen.“ Das war im Jahr 2010. Als er sein Studium 2012 beendete, widmete er sich seinem Einfall in Vollzeit. 2015 ging dann die erste „Battle-Kart“-Strecke an den Start. Mittlerweile gibt es neun Standorte – in Deutschland können Rennfans neben Köln auch im niedersächsischen Bispingen in die Welt von „Mario Kart“ eintauchen.
Erfinder Millecam, der sich selbst in ein Kart geschwungen hat, stellt meine Geduld beim Rennen allerdings ganz schön auf die Probe. Es wird nämlich genau angezeigt, wessen Hindernis mich kurzzeitig aus dem Verkehr zieht. Wenn Seb, so sein Spitzname, dafür sorgt, dass ich dreimal stehen bleibe, werden die Nerven schon strapaziert. Hinzu kommt, dass eine tiefe Computerstimme den sogenannten „Double“- oder „Triple“-Kill nahezu euphorisch kommentiert – nicht so schön, wenn ich der Leidtragende bin.
Also gilt es, selbst Items zu sammeln, Seb über die Bahn zu jagen und ihm ein Hindernis in den Weg zu legen. Sollte kein Problem sein, denn schwer zu erkennen sind die Gegner trotz der dunklen Atmosphäre nicht. Die Namen aller Teilnehmenden leuchten hinten auf den Karts in lila, gelb, blau, grün oder orange.
Aus „Battle Race“ wird „Battle Foot“
Das Schöne an dieser Attraktion ist, dass sie alle Generationen anspricht, findet Sven Klappert, Geschäftsführer von „Battle Kart“: „Es können bei uns Firmenevents stattfinden oder der Sohn kann mit dem Papa Fußball spielen.“ Fußballspielen? Spieler fahren nicht nur Rennen, sondern schubsen mit ihren Karts auch virtuelle Bälle über das Spielfeld. Kurzerhand formiert sich die Strecke für das zweite der insgesamt fünf Spiele neu. Aus „Battle Race“ wird „Battle Foot“. Jetzt spielen zwei Teams gegeneinander. Das Ziel: Einen überdimensionalen, ebenfalls virtuellen Ball ins Tor des Gegners schießen bzw. fahren.
Bei unserem Selbstversuch sah das zugegeben noch etwas unkoordiniert aus und erinnerte eher an ein Fußballspiel der Minikicker. Ganz nach dem Motto: Alle auf den Ball. Lustig wird es, wenn die Kugel selbst nicht mehr weiß, wo sie hin soll und zwischen dem Knäuel an Fahrzeugen eingeklemmt ist. Überraschend, wenn sie dann auf einmal im Tor liegt und ein Treffer angezeigt wird, ohne dass jemand weiß, was gerade eigentlich passiert ist. Na ja, jubeln wird wohl trotzdem erlaubt sein.
Und die Strecke hat noch mehr zu bieten: Neben dem Rennen und Fußball spielen warten das „Battle Snake“, „Battle Virus“ und „Battle Color“ auf die Spieler. Zeit dafür bleibt allerdings nicht mehr, aber der Motorworld Köln statte ich sicher noch mal einen Besuch ab.