Herne. Eine Runde Daddeln gefällig? Der Verein „Insert Coins“ aus Herne sammelt Flipper, Automaten und Konsolen. Mitspielen ist ausdrücklich erwünscht.

Es ist ruhig im Seniorenzentrum St. Georg in Herne. Ab und an laufen ältere Herrschaften über die leeren Flure, verschwinden kurz darauf in ihren Zimmern. Ein idyllisches Zuhause für Menschen im besten Alter. Doch wer die kleine graue Treppe im Haus hinuntersteigt, vernimmt plötzlich ganz andere Geräusche.

Nostalgie pur: Herner Verein sammelt Flipper und Konsolen

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    Elektronisches Piepsen, monotone Ohrwurm-Musik und animalische Kampfansagen auf Englisch dringen aus dem Keller. Dort hat der Verein „Insert Coins“ sein Zuhause gefunden. Auf 450 Quadratmetern erstreckt sich die quietschbunte Historie der Videospielkultur – von ganz früher bis fast genau jetzt.

    Flipper, Arcade, Konsole und PC zum Anfassen

    Spielhallen-Feeling im Keller. Im Vereinsheim darf alles angefasst und bespielt werden, zum Beispiel ein gehütetes altes Schätzchen:  Der Commodore C64.
    Spielhallen-Feeling im Keller. Im Vereinsheim darf alles angefasst und bespielt werden, zum Beispiel ein gehütetes altes Schätzchen: Der Commodore C64. © Olaf Fuhrmann

    In den verschachtelten Gängen und dunklen Räumen stehen tirilierende und blinkende Flipper, Arcade-Automaten, Heimkonsolen und Retro-PCs – von Atari bis Apple, über Commodore und Vectrex, bis Nintendo und MB. Und anfassen darf man sie auch noch!

    Seit 2014 ist der Verein tätig, angefangen hatte alles mit zwei Nintendo-Konsolen. „Unsere Sammlung wuchs immer weiter, der Verein auch“, erzählt Vorstandsvorsitzender Heiko Kendzia (42). Über 50 Mitglieder hegen und pflegen die teils antiken Spielgeräte, die gespendet, gekauft oder geliehen wurden. Erst im März ist der Verein in den Keller des Seniorenzentrums gezogen, den „Hotspot für alle Retro-People“.

    Jeden Mittwochabend wird geputzt und gezockt

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    Aus Platzgründen. Im alten Heim hatten die Jäger der verlorenen Schätze gerade einmal 150 Quadratmeter. Und dennoch: Der Raum für die Kostbarkeiten wird auch nach dem Umzug schon wieder knapp. „Zum Glück hat ein Kollege eine große Lagerhalle, da verstauen wir auch noch einige Automaten und Flipper“, sagt Kendzia.

    Dorthin werden die wöchentlichen Vereinstreffen auch gerne schon einmal hinverlegt, um den Liebschaften einen Besuch abzustatten. Ansonsten gilt im Vereinsheim jeden Mittwochabend: Gemeinsam reparieren, putzen, aufbauen, abbauen, fachsimpeln.

    Ein Highlight: Die selbstgebaute Mario-Kart-Wall

    Willkommen im Flipper und Arcade-Paradies! Hier wird wohl jeder fündig.
    Willkommen im Flipper und Arcade-Paradies! Hier wird wohl jeder fündig. © Olaf Fuhrmann

    Der Vereinsname „Insert Coins“ kommt aus dem Englischen („Münzeinwurf“). Der Hinweis ist an jedem Automaten zu finden, schließlich gilt beim Spielvergnügen: Ohne Moos nix los. Anders bei den Vereinsgeräten. Durch das Umbauen der Automaten darf ganz ohne Münze gedaddelt werden.

    An 50 Videospielautomaten, rund 40 Konsolen und 15 Flippern. Dazu kommen ständig neue Projekte der Mitglieder. Das größte bisher: Die Mario-Kart-Wall. Zwei Jahre wurde daran geschraubt und getüftelt. Jetzt ist die Wand eins der beliebtesten Anlaufziele für Mitglieder und Besucher, eine Jahresmeisterschaft wird seit Februar ausgefochten.

    Mehrgenerationen-Zocken im Verein

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    So vielfältig wie die Spiele und Geräte, sind auch die Mitglieder. Vom Schreiner bis zum Software-Entwickler macht hier fast jeder mit; der Jüngste ist 20, der Älteste über 60. „Die Leidenschaft verbindet“, meint der Jüngste, Jendrik Pohl. Über seine alte N64 kommt bis heute nichts, generell schätzt er die alte Technik, bringt sich gerade bei, mit den anderen Stücken umzugehen. Als Azubi zum Elektroniker ist er mit seiner Expertise hier natürlich gern gesehen. „Jeder kann sich irgendwie einbringen. Wir sind wie eine Familie.“

    Beim ganzen Schrauben darf aber auch das Spielen nicht zu kurz kommen. Schließlich gilt bei „Insert Coins“ die Philosophie, Geschichte anfassbar zu machen. Alle zwei bis drei Monate darf deshalb auch der allgemeine Zocker ausprobieren.

    Erinnerungen fürs Leben

    Für Mitglied Ingo Behlau (50) ist der Raum mit Flippern und Arcade-Automaten seine persönliche Wohlfühlzone. „Über diese Automaten holt man sich ein bisschen seine Jugend zurück“, sagt er. „Früher bin ich mit 10 Groschen in der Tasche in die Stadt gefahren, als noch in jedem Kaufhaus und in jeder Pommesbude so ein Ding stand. Ich habe alles verspielt und dann anderen dabei zugeguckt, um zu lernen.“

    Es sind Erinnerungen, die so viele Menschen mit der mal kleinen, mal großen, mal guten, mal weniger guten Technik verbinden. Erinnerungen, die hier mit viel Herzblut gepflegt und noch immer gelebt werden.

    Alte Spielautomaten

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