Bochum/Herne. Ein Schüler überfällt in Herne eine Spielhalle, ein Freund steht Schmiere. Für die Flucht wird ein Taxi bestellt – bezahlt aus der Beutetüte.
Nach einem bewaffneten Raubüberfall auf eine Spielhalle in Horsthausen müssen sich zwei 16 und 21 Jahre alte Freunde aus Herne seit Mittwoch vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Das Duo gab den Coup sofort zu – und enthüllte dabei fast schon beiläufig ein Verbrechen der Kategorie „ganz dickes Ding“: Denn während der jüngere Angeklagte die Kassiererin mit einem Messer bedroht hatte, hatte der ältere draußen Schmiere gestanden – und für die bevorstehende Flucht extra ein Taxi zu einer nahen Straßenecke bestellt.
„Ich wusste ja, wann das Taxi in etwa da sein wird, kurz vorher bin ich dann rein in die Spielhalle“, erinnerte sich der 16-jährige Angeklagte. Während er maskiert und mit einem Küchenmesser in der Hand von der Kassiererin Geld gefordert habe, seien zwei Männer noch hektisch an ihm vorbei nach draußen geflüchtet. Ein anderer Automatenspieler habe nur einmal kurz mit dem Kopf geschüttelt und dann weitergespielt, so der 16-Jährige. Mit knapp 600 Euro Beute (in kleinen Scheinen und Münzen) sei er schließlich nach draußen gerannt. Um die Ecke habe das bestellte Taxi gewartet.
Taxifahrt wird Herner Räubern zum Verhängnis
„Er kam angelaufen, wir sind eingestiegen und in Richtung Innenstadt gefahren“, sagte der 21-jährige Angeklagte. „Auf dem Weg in die Stadt kamen uns dann die ganzen Polizeiwagen entgegen.“ Und der Taxifahrer? Ist der nicht stutzig geworden? Der Mann habe nichts geahnt und auch nichts gefragt, versicherten die beiden Herner. „Ich hatte vor dem Einsteigen auch noch einen kleinen Bogen genommen, damit der denkt, ich komme aus der anderen Richtung“, so der 16-Jährige. Bezahlt worden sei die Taxi-Fluchtfahrt (9,70 Euro) bis zu einem Discounter-Parkplatz an der Von-der-Heydt-Straße am Ende mit einem Geldschein aus der Beutetüte.
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Noch in der Tatnacht auf den 25. Juli 2021 waren die beiden Herner ins Visier der Polizei geraten. Denn das Duo hatte sich von dem Taxi nur wenige Hundert Meter entfernt vom Wohnort des 16-Jährigen absetzen lassen. Als der ältere Herner nach der hälftigen Aufteilung der Beute das dortige Kellerversteck verlassen hatte, war er festgenommen worden. Die Beute hatte er in der Unterhose versteckt.
Geldprobleme trieben Räuber zur Tat
Auch der 16-Jährige war danach von der Polizei befragt worden. Gegen den Teenager reichten die Beweise anfangs aber noch nicht aus. Auch, weil der 21-Jährige ihn zunächst nicht verriet. Inzwischen sitzt der 16-Jährige („Seit ich elf bin, nehme ich Drogen“) aber bereits im Jugendgefängnis eine ältere, zweijährige Jugendhaftstrafe ab. Weil im Anschluss an diesen Prozess auch noch ein weiteres Verfahren wegen eines bewaffneten Raubüberfalls in Wuppertal auf ihn wartet, droht dem Teenager am Ende eine empfindliche Gesamtstrafe.
Zum Motiv gaben die beiden Räuber aus Herne massive Geldprobleme an. „Ich hatte Schulden bei mehreren Dealern, brauchte unbedingt Geld“, sagte der 16-Jährige an der Seite seines Verteidigers Martin Gentz. Daraufhin habe er seinen mitangeklagten Kumpel angerufen und ihm von den Überfallplänen auf die Horsthauser Spielhalle („Die kannte ich schon.“) berichtet. „Weil ich auch Geldprobleme hatte, kam das für mich ganz passend“, sagte der 21-Jährige. Heute schäme er sich dafür, was sie getan haben. Urteil: voraussichtlich am 21. September.