Bochum/Herne. In Herne werden zwei Männer gefesselt und geschlagen, damit sie Drogengeheimnisse preisgeben. Jetzt stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht.
Nach einem mutmaßlichen Raubüberfall in einem Wohnkomplex unweit vom Schlosspark Strünkede in Herne müssen sich seit Dienstag fünf Männer (25, 29, 32, 33 und 36) aus Düsseldorf und Herne vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Es geht um maskierte Täter, Fesselungen mit Kabelbindern und an den Rücken gedrückte Küchenmesser. Ziel des „Alptraum-Überfalls“ soll die Preisgabe von Drogenverstecken gewesen sein.
Vorwurf: Messerspitzen an Arme, Beine und Rücken gedrückt
Laut Staatsanwaltschaft sollen drei der fünf Angeklagten am 23. Mai 2021 um fünf Uhr nachts maskiert über die Balkontür in eine Wohnung in Baukau gestürmt sein, den Mieter und dessen befreundeten Besucher mit Kabelbindern gefesselt und mit aus der Küche herbeigeholten Messern bedroht haben. Ein vierter Angeklagter soll zwischendurch hinzugekommen sein. Die Messerspitzen sollen den zwei gefesselten Männern abwechselnd an die Arme, die Beine und den Rücken gedrückt worden sein, immer verbunden mit der Aufforderung, sich bloß nicht zu bewegen. Dem Wohnungsinhaber sollen die Männer darüber hinaus mehrfach ins Gesicht geschlagen und mit dem Knie ins Gesicht getreten haben.
Dann sollen die Angreifer dazu übergegangen sein, von den mutmaßlichen Opfern Informationen über einen Dealer sowie Kenntnisse über etwaige Drogenverstecke zu erhalten. Ob ihnen das gelungen ist, bleibt nach der Anklageschrift unklar. Verschwunden sein sollen die Räuber am Ende mit 100 Euro Bargeld, einer Spielkonsole, Kopfhörern und zwei Smartphones.
Laut Staatsanwaltschaft wurde der Raubzug in der Wohnung des fünften Angeklagten geplant. Der Herner soll den anderen Männern während und nach der Tat auch seine Wohnung als Unterschlupf zur Verfügung gestellt haben.
Bei Verurteilung wegen besonders schweren Raubs drohen mindestens fünf Jahre Haft
Zum Prozessauftakt vor der 4. Strafkammer erklärten sich vier Angeklagte zur Aussage bereit. Drei Männer sitzen seit dem 5. April in U-Haft. Ein 29-jähriger Angeklagter signalisierte ein Geständnis und berichtete, dass er sich im fraglichen Tatzeitraum nach einem privaten Schicksalsschlag „in einem desolaten Zustand“ befunden habe. „Ich konnte mich nur durch Drogen betäuben“, sagte der Angeklagte. Marihuana und Kokain hätten seinen Tagesablauf bestimmt. Wegen einer akut drohenden Abschiebung in sein Heimatland habe er sich damals ständig woanders versteckt gehabt.
Bei Verurteilungen nach Anklage (besonders schwerer Raub) drohen den Angeklagten Haftstrafen von mindestens fünf Jahren. Obendrein sollen mögliche Unterbringungen in geschlossenen Entziehungsanstalten geprüft werden. Für den Prozess sind noch fünf weitere Sitzungstage bis zum 27. September anberaumt.