Herne. Zum 1. September treten für den Einzelhandel Vorgaben zum Energiesparen in Kraft. Die WAZ hat Herner Händler nach ihren Maßnahmen gefragt.

Deutschland macht sich bereit zum Energiesparen. So muss sich der Handel darauf einstellen, dass ab 1. September Ladentüren nicht mehr dauerhaft offenstehen dürfen und Leuchtreklamen ab 22 Uhr erlöschen müssen. Die WAZ hat Herner Einzelhändler gefragt, welche Maßnahme sie umsetzen.

Der Schuhhändler Deichmann – mit Filialen in Herne und Wanne – sieht sich gut vorbereitet auf die kommenden Monate. „Wir arbeiten bereits seit einigen Wochen an einem internen Maßnahmenpaket mit Blick auf alle Unternehmensbereiche, um systematisch Energie einzusparen“, teilt ein Sprecher auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mit. Um im Tagesgeschäft Heizenergie zu sparen, würden während der Heizperiode mit entsprechend angepasster Raumtemperatur die Türen durchweg geschlossen gehalten und automatisch bei Bedarf geöffnet, wie das auch sonst der Fall sei. In der Herner Filiale sei im Zuge ihrer turnusgemäßen Renovierung im vergangenen Jahr eine energieeffiziente LED-Beleuchtung mit entsprechendem Einsparpotenzial installiert worden. Bei der Außenwerbung folge Deichmann der Vorgabe, dass sie nur noch zwischen 6 und 22 Uhr in Betrieb sein wird, und leiste damit einen Beitrag zum Energiesparen.

Bei Backwerk brennt nach 22 Uhr kein Licht mehr.
Bei Backwerk brennt nach 22 Uhr kein Licht mehr. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Auch Woolworth – mit Filiale im City Center – hat bereits einen umfangreichen Maßnahmenkatalog entwickelt. Dazu gehören laut Unternehmensangabe: die Herabsenkung der Temperatur für die Heißluftanlagen im Eingangsbereich; die Minderung der Heiztemperatur auf ein für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die Kundschaft vertretbares Maß; das Einschalten der Vollbeleuchtung erst kurz vor Öffnung des Kaufhauses – und damit verbunden die möglichst lange Nutzung der sogenannten Putzbeleuchtung. Diese entspreche etwa einem Drittel der vorhandenen Beleuchtung; das Einschalten der Rolltreppen erst kurz vor Öffnung; auch eine größere Achtsamkeit beim Betrieb von Elektrogeräten und der Beleuchtung in den Personal- und Nebenräumen gehöre dazu. Um weitere Energiesparpotenziale aufzudecken, sei zudem ein Energiesparwettbewerb ins Leben gerufen worden. Jedes Kaufhausteam sei dazu aufgerufen, möglichst energiesparend zu handeln.

C&A: Keine Schaufensterbeleuchtung außerhalb der Öffnungszeiten

Auch das Textilunternehmen C&A hat bereits ein Konzept entwickelt: Zu den Maßnahmen zählten unter anderem der reduzierte Betrieb der Kälte- und Wärmeanlagen während der Öffnungszeiten sowie das Abschalten der Rolltreppen und der Schaufensterbeleuchtung außerhalb der Öffnungszeiten.

Für das Modehaus Reiter Fashion in der Herner Bahnhofstraße sei die neue Verordnung zum Energiesparen keine große Umstellung. So lange das Wetter noch warm sei, könne das Geschäft die Türen offenlassen. „Im Sommer heizen wir drinnen nicht“, erklärt Eigentümerin Nehle Reiter-Gies. Zur kalten Jahreszeit habe das Modegeschäft die Türen seit Jahren durchgehend geschlossen. „Wir haben die Tür im Winter immer zu, weil wir im Geschäft keinen Luftschleier benutzen, der den Bereich vorne an der Tür wärmt“, sagt Reiter-Gies. Auch mit der Schaufensterbeleuchtung gehe Reiter Fashion schon seit einigen Jahren sparsam um, denn ab 20 Uhr seien die Lichter im Schaufenster aus. Zusätzlich nutze das Geschäft energiesparende LED-Lampen.

Elisabeth Röttsches hat bereits verschiedene Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt.
Elisabeth Röttsches hat bereits verschiedene Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Elisabeth Röttsches von der Buchhandlung Koethers & Röttsches hat sich schon vor dem 1. September Gedanken übers Energiesparen gemacht. „Wir haben unsere Zeitschaltuhren umgestellt, die Beleuchtung reduziert, die Klimaanlage heruntergedreht und achten verstärkt darauf, dass in ungenutzten Räumen kein Licht brennt“, erklärt Röttsches. Komplett ausschalten möchte sie das Licht im Innenraum nachts aber nicht. „Hier in der Innenstadt ist Licht gerade nachts ja auch ein Faktor für die Sicherheit.“

dm will Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern der Märkte vorantreiben

Auch der Filialist dm – in Herne, Wanne und Eickel mit insgesamt vier Filialen vertreten – hat sich nach eigenen Angaben längst auf den Weg gemacht beim Thema Energiesparen. „Wir beschäftigen uns bereits seit vielen Jahren damit, wie wir unseren Energieverbrauch an unseren Standorten reduzieren und Ressourcen schonen können“, so Markus Trojansky, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Expansion. Der Energiebedarf der dm-Märkte werde beispielsweise durch den Einsatz moderner Gebäudetechnik optimiert. Derzeit seien bereits mehr als 1500 dm-Märkte mit ressourcenschonender Klimatechnik ausgestattet. Zudem würden dm-Märkte und Verteilzentren konsequent auf LED-Technik umgestellt.

Die Außenbeleuchtung der dm-Märkte werde überwiegend mit intelligenter Zeit- und Lichtsteuerung gesteuert, sodass sie nur dann eingeschalten seien, wenn es sinnvoll ist. Darüber hinaus wolle dm den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der dm-Märkte vorantreiben. Dafür sei man bereits in Gesprächen mit den jeweiligen Vermietern

Ernsting’s Family: Raumtemperaturen auf arbeitsrechtliche Mindestwerte

Der deutschlandweit aktive Bekleidungseinzelhändler Ernsting’s family habe „diverse Maßnahmen“ zum Energiesparen auf den Weg gebracht, so Pressesprecher Marcello Concilio. Die gelten also auch für die beiden Filialen in Herne und Wanne – auch, wenn es „durch den Zuschnitt oder die Lage der Filialen zu lokalen Ausnahmen kommen“ könne. So würden manuell betätigte Eingangstüren ab einer Außentemperatur von 10 Grad oder niedriger geschlossen – oder, wenn es noch einmal warm werden sollte, ab 25 Grad oder mehr.

Beleuchtete Werbeanlagen werden von 22 bis 16 Uhr abgeschaltet, automatisch von einer Zentrale aus gesteuert. Außerdem werden „die Raumtemperaturen auf die arbeitsrechtlichen Mindestwerte angepasst“, also im Heizbetrieb auf 19 Grad und im Kühlbetrieb auf 25 Grad.

>>> OFFENE FRAGE: WEIHNACHTSBELEUCHTUNG

Jens Rohlfing, Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte, plädiert dafür, dass Schaufenster- und Außenbeleuchtung der Geschäfte bis 23 Uhr erleuchtet bleiben. Als Grund dafür nennt er den Sicherheitsaspekt. Und sein Blick richtet sich bereits auf die Adventszeit – mit der Frage, ob Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt werden darf. Die Werbegemeinschaft Wanne-Mitte habe bereits vor Jahren LED-Beleuchtung angeschafft, die energiesparend sei. Darüber hinaus sei neben dem Stromverbrauch auch der Wärmebedarf ein Faktor. Gerade in Wanne-Mitte gebe es noch viele Geschäfte mit Einfachverglasung, dort sei eine energetische Sanierung dringend geboten.