Herne. Die HCR hat alleine in den ersten beiden Monaten 38.000 9-Euro-Tickets verkauft. Wie es nach August aus Herner Sicht weitergehen sollte.

Die HCR hat allein in den ersten beiden Monaten 38.000 9-Euro-Tickets verkauft. Davon entfallen 20.000 auf den Juni und 18.000 auf den Juli, teilt Sprecher Dirk Rogalla mit. „Im August rechnen wir wegen der Cranger Kirmes mit einem noch höheren Absatz.“ Das 9-Euro-Ticket sei aus Sicht der HCR „auf jeden Fall ein Erfolg – ohne Wenn und Aber“.

Durch die Aktion sei der Nahverkehr weiter in den Fokus gerückt, lobt Rogalla. Viele Menschen hätten so wieder in die Busse zurückgefunden. Und anders als bei den zum Teil überfüllten Regionalexpressen als Folge des vergünstigten Tickets, habe es solche Probleme bei der HCR nicht gegeben: „Die Kapazitäten, die zur Verfügung stehen, waren ausgelastet und gedeckt.“ Es seien aber immer noch nicht die Fahrgastzahlen erreicht, wie sie die HCR vor der Pandemie hatte. Zusätzlich zu den 38.000 Fahrgästen mit 9-Euro-Ticket nutzten derzeit noch mehr als 15.000 Abonnenten das Angebot der HCR.

HCR: Eine Million Euro Ausfälle pro Monat durch 9-Euro-Ticket

Doch wie soll es nach der Aktion ab September weitergehen? „Wir freuen uns über Maßnahmen jedweder Art, die uns Fahrgäste neu oder zurückbringen“, sagt Rogalla, betont aber auch: „Wichtig ist für uns, dass die Finanzierung gesichert ist. So gerne wir das 9-Euro-Ticket anbieten, müssen wir auch auf die Finanzierung unseres Unternehmens achten.“

„Durch das 9-Euro-Ticket entstehen uns Fahrgastausfälle von etwa eine Million Euro pro Monat“, sagt HCR-Sprecher Rogalla. Das Geld werde dem Unternehmen durch Bundesmittel derzeit ausgeglichen. Wie es ab September weitergeht, sei derzeit noch ein Blick in die Glaskugel. Es stünden zwei Szenarien im Raum: eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets für zwei Monate oder ein 69-Euro-Ticket, das wie das 9-Euro-Ticket bundesweit gilt, so Rogalla.

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„Beides sind sicherlich interessante Vorschläge“, so der HCR-Sprecher. „Es wäre natürlich eine Utopie zu glauben, dass alle, die ein 9-Euro-Ticket kaufen, auch auf das 69-Euro-Ticket zurückgreifen werden.“ Wichtig sei nun, im Anschluss an das 9-Euro-Ticket die Verkehrswende nachhaltig zu finanzieren – „wie das auch immer aussehen mag“. Der Nahverkehr müsse nachhaltig angetrieben werden. „Das 9-Euro-Ticket war gut. Dadurch sind beim Kunden aber auch Erwartungen entstanden, die nun bedient werden müssen.“

Gentilini: Preisfrage ist für Nahverkehr entscheidend

Dass die neun Euro dauerhaft nicht finanzierbar und zu halten seien, sagt auch Roberto Gentilini, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses in Herne. „Aber für eine vernünftige Mobilitätswende war das ein guter Aufschlag.“ Der Preisfrage komme für die Zukunft eine entscheidende Rolle zu. „Die Kunst ist jetzt, herauszufinden, wo die Schmerzgrenze der Leute liegt“, so das Mitglied des Aufsichtsrates der HCR weiter.

„Energiekrise, Hitze - wir bekommen die Klimakrise gar nicht mehr eingefangen“, sagt Gentilini. Deshalb sei das Ticket ein guter Ansatz – auch mit Blick auf die Energiekrise. „Wir brauchen wieder mehr Lebensqualität in der Stadt, wo die Leute das Auto stehenlassen“, sagt der SPD-Stadtverordnete.

Beim Preis Familien im Blick halten

Neben regionalen Ticket-Angeboten, die Menschen dazu bringen, das Auto innerhalb der Stadt öfter mal stehen zulassen, könnten durch deutschlandweit gültige Ticketvarianten die Autobahnen entlastet werden. Dafür müssten aber auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, so Gentilini. „Die Deutsche Bahn sollte von der Politik mit ins Boot geholt werden.“

Die häufig diskutierten 69 Euro pro Monat findet Gentilini zu hoch. „Besonders für Familien wird das zu viel, wenn mehrere Personen ein Ticket benötigen.“ Am liebsten wären ihm nach Einkommen gestaffelte Preise. Diese seien aber leider schwierig umzusetzen. Deshalb legt er sich fest: „Für mich persönlich sind 50 Euro die Schmerzgrenze.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Abo-Aktion

  • Das 9-Euro-Ticket können Bürgerinnen und Bürger als Teil des Energie-Entlastungspaketes der Bundesregierung in ganz Deutschland nutzen. Die Aktion gilt vom 1. Juni bis zum 31. August 2022.
  • Im Anschluss dürfen Inhaber von Abo-Tickets zudem im September und Oktober mit ihrem Nahverkehrsticket an allen Wochenenden, dem Tag der Deutschen Einheit sowie in den Sommerferien landesweit mit Bussen, Bahnen und Nahverkehrszügen fahren, teilt die HCR mit.