Herne. Zum Start des neuen Kita-Jahres stehen Hunderte Familien in Herne ohne Betreuungsplatz da. Die Stadt prüft, wo Überbelegungen möglich sind.
Zum Beginn des neuen Kita-Jahres bleiben in Herne Hunderte Kinder ohne einen Betreuungsplatz. Laut Angaben der Stadt konnten Eltern von 1159 Kindern keinen Vertrag in einer Kindertageseinrichtung unterzeichnen. Damit fehlen noch mehr Betreuungsplätze, als aus der geplanten Angebotsstruktur hervorging, die im Ausschuss Kinder-Jugend-Familie im Februar vorgestellt wurde, und wonach zum neuen Kita-Jahr mit einem Minus von 700 Plätzen gerechnet wurde.
„Laut Kita-Navigator sind derzeit 1159 Herner Kinder im System vorgemerkt, für die bis einschließlich 30. September dieses Jahres ein Kita-Platz gewünscht wird, darunter 538 u3-Kinder und 621 ü3-Kinder“, so Stadtsprecher Christoph Hüsken. Sie sind bei der Platz-Vergabe bisher leer ausgegangen.
Herne: Verzweifelte Eltern warten auf Kita-Platz
Gabriele Awiszio, Geschäftsführerin von Lebenshilfe Kids, hat immer wieder Kontakt zu verzweifelten Eltern, die noch dringend einen Platz für ihr Kind suchen. „Wir haben unsere Überbelegung aber schon vollständig ausgereizt“, bedauert sie. Besonders in Zusammenhang mit der Inklusion habe die Kita wenig Spielraum für zusätzliche Plätze. Die Kitas der Lebenshilfe erhielten regelmäßig rund 150 Anmeldungen auf 35 bis 40 frei werdende Plätze. „Es bleibt in Herne bei den Kita-Plätzen eine prekäre Situation“, so Gabriele Awiszio.
Insgesamt stehen für das Kita-Jahr 2022/2023 in den Kindertageseinrichtungen in Herne 5337 Plätze zur Verfügung – darunter 1212 für unter Dreijährige und 4125 für über Dreijährige, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Zum Kita-Jahr 2022/23 wurden 193 neue Kita-Plätze geschaffen (62 davon für unter Dreijährige) und zwar an der neu gebauten Kita Wörthstraße (93 neue Plätze), der Kita Europagarten (20 neue Plätze), am Pantrings Hof (20) und Lackmanns Hof (30) sowie am Veilchenweg (30 Plätze).
Kita-Träger in Zwickmühle wegen Überbelegungen
Bei den evangelischen Kitas starten im August 342 Kinder mit der Eingewöhnung – davon seien 191 jünger als drei Jahre, teilt Geschäftsführer Markus Mieberg mit. Auch die evangelischen Kitas seien schon jetzt teilweise in der Überbelegung. „Wir gucken uns jede Anfrage der Stadt an, aber wir können und wollen nicht in jeder Einrichtung mit zwei bis drei Kindern in die Überbelegung gehen“, so Mieberg. Man habe schließlich den Eltern gegenüber Qualitätsstandards versprochen und zudem müsse man an die Mitarbeiter denken, die seit mehr als zwei Jahren unter schwierigsten Corona-Bedingungen arbeiteten.
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Für jeden Standort müsse individuell geprüft werden, ob noch Kapazitäten zur Verfügung stehen. Dabei spielten verschiedene Faktoren eine Rolle: „In sozial schwachen Regionen tun wir den Kindern keinen Gefallen, überzubelegen“, sagt Mieberg etwa. In anderen Kitas reiche die Personaldecke nicht aus. „Die vom Kibiz geforderte Mindestbesetzung haben wir überall.“ Es sei aber schwierig, fähige Fachkräfte als zusätzliche Unterstützung zu finden, sagt der Chef der evangelischen Kitas in Herne.
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Trotz Platz-Not haben 1521 Mädchen und Jungen Glück: Für sie beginnt im August ein neuer Lebensabschnitt. Dabei laufe die Eingewöhnung - anders als noch im Vorjahr - normal ab. „Die Eltern dürfen wieder dabei sein. Es wird nur gebeten, eine Maske zu tragen“, sagt Awiszio. Bisher sei die Situation in den Kitas der Lebenshilfe noch entspannt. „Wir rechnen frühestens nach der Cranger Kirmes mit einigen Ausfällen“, sagt sie.
Generell rechne sie mit einer höheren Krankheitsquote in diesem Jahr. Die Eltern dürfen Kinder nun auch mit einer Schnupfnase mit einem selbst durchgeführten negativen Corona-Schnelltest in die Betreuung schicken. „Wir bauen dabei alle auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit“, so Awiszio, betont aber auch: „Kranke Kinder sollen zu Hause bleiben.“ Schließlich hätten alle ein Interesse daran, dass die Einrichtungen geöffnet bleiben können.
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Bedarf anmelden
- Betroffene Eltern, deren Kind trotz Rechtsanspruch keinen Kita-Platz bekommen habe, können nun ihren dringlichen Bedarf anmelden.
- Es werde dann versucht, individuelle Lösungen zu finden, gibt die Stadt an. Alle Kinder werden aber nicht versorgt werden können.