Herne. Herner Fußballcoach Markus Pieper-Grütering hat die 3000. Ehrenamtskarte bekommen. Wie er Flüchtlingskinder aus der Ukraine wieder lachen lässt.

Ehrenamt wird in Herne belohnt. So hat auch der Fußballtrainer Markus Pieper-Grütering vom BV Herne-Süd am Dienstag, 26. Juli, die 3000. Ehrenamtskarte als Ausdruck der Wertschätzung von der Stadt Herne überreicht bekommen. Mit der kann er nun einige Vorteile genießen.

Als der Ukraine-Krieg im Februar 2022 ausbrach, hat der Fußballverein unter der Leitung von Pieper-Grütering gleich die Initiative ergriffen und ein kostenloses Trainingsangebot für Kinder, die mit ihren Müttern aus der Ukraine flüchten mussten, ins Leben gerufen. In nur fünf Monaten konnte dadurch ein ganzes Ukraine-Fußballteam für Herne von rund 15 Kindern zusammengestellt werden. Die jungen Spieler, die laut dem Trainer anfangs noch schüchtern und verängstigt waren, sind heute kaum noch vom Fußballfeld runter zu kriegen. Wer fit genug ist, soll später bei den regulären Mannschaften mittrainieren.

Kostenloses Fußballtraining für ukrainische Kinder soll von Krieg in der Heimat ablenken

„Hello my friend! Wie geht es dir?“, hörte man den 58-jährigen Herner am Dienstag mehrmals laut über den Fußballplatz beim BV Herne-Süd rufen, als er jedes seiner neusten Talente mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Jeden Dienstag und Donnerstag findet hier von 16 bis 18 Uhr ein offenes Fußballtraining für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine statt, das nun langfristig bestehen soll. Nach getaner Arbeit gibt es neben kostenlosen Snacks und Getränken oftmals für alle auch eine warme Mahlzeit, die vom Restaurant Wildrose gestellt wird.

Kostenloses Fußballtraining für Kinder aus der Ukraine: Der BV Herne-Süd macht das zwei Mal pro Woche für jeweils zwei Stunden möglich.
Kostenloses Fußballtraining für Kinder aus der Ukraine: Der BV Herne-Süd macht das zwei Mal pro Woche für jeweils zwei Stunden möglich. © Stadt Herne | Frank Dieper

„Kinder und Mütter sollen hier wenigstens für ein paar Stunden vergessen können, was zur Zeit Schlimmes in ihrer Heimat passiert“, sagt Pieper-Grütering. Zu Anfang habe man den Betroffenen die schweren Traumata noch deutlich stärker angemerkt. Sobald ein Flugzeug über den Trainingsplatz flog, seien alle ängstlich zusammengezuckt.

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Herner Fußballcoach erhält die 3000. Ehrenamtskarte von der Stadt

Doch das Training scheint seine Wirkung zu zeigen. „Die Kinder lachen und werden frech – das ist ein gutes Zeichen“, so der Trainer. Seine Frau, die als Heilpädagogin tätig ist, gebe dem Trainer immer praktische Tipps für den Umgang mit den Kids. Seine 13-jährige Tochter, die in der Schule eine Einserkandidatin sei, biete in der Trainingszeit kostenlose Deutschkurse für die Mütter an. Man verständige sich mit einer Mischung aus ersten Deutschkenntnissen und Englisch oder über einen russisch-ukrainisch sprechenden Trainer.

Fußballcoach Markus Pieper-Grütering (58) hat von Armin Kurpanik aus dem Ehrenamtsbüro der Stadt Herne die 3000. Ehrenamtskarte überreicht bekommen.
Fußballcoach Markus Pieper-Grütering (58) hat von Armin Kurpanik aus dem Ehrenamtsbüro der Stadt Herne die 3000. Ehrenamtskarte überreicht bekommen. © Stadt Herne | Frank Dieper

Die 3000. Ehrenamtskarte wurde dem Fußballtrainer von Armin Kurpanik aus dem Ehrenamtsbüro übergeben. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Landes NRW in Kooperation mit zahlreichen Städten, Kreisen und Gemeinden. Wer sich mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich engagiert, kann die Karte beim Ehrenamtsbüro in Raum 115 des Herner Rathauses auf dem Friedrich-Ebert-Platz 2 beantragen und bekommt damit in ganz NRW Vergünstigungen in ausgewählten Geschäften, Restaurants, Schwimmbädern und für diverse Kulturveranstaltungen – davon 46 Stück in Herne.

Mütter und Töchter studierten eine traditionelle Tanzchoreographie ein

Damit das Fußballprojekt ehrenamtlich weiterlaufen kann, fand am Dienstag zudem eine kleine Spendenveranstaltung auf dem Fußballgelände des BV Herne-Süd statt. Vor dem regulären Training der Kids führten die Mütter und Töchter eine selbsteinstudierte traditionelle Tanzchoreographie auf. Außerdem organisierten sie einen Verkaufsstand mit handgemachten Bilderrahmen, Jutebeuteln, Kerzen und vielen weiteren Dingen. Von Christoph Nott wurden Würstchen für 1,50 Euro verkauft. Der Erlös soll an die Ukraine gespendet werden und dient als Finanzierung der neuen Fußballmannschaft.

Geflüchtete Mütter und Töchter aus der Ukraine führten am Dienstag beim BV Herne-Süd eine selbsteinstudierte Tanzchoreographie auf.
Geflüchtete Mütter und Töchter aus der Ukraine führten am Dienstag beim BV Herne-Süd eine selbsteinstudierte Tanzchoreographie auf. © Stadt Herne | Frank Dieper