Herne. Die Unabhängigen Bürger sprechen von „Pferdequälerei“: Sie fordern ein Pferde-Verbot auf dem Cranger-Kirmes-Umzug. Was der Veranstalter sagt.
- Die Unabhängigen Bürger in Herne fordern ein Verbot von Pferden auf dem Kirmesumzug.
- In der Stadt, darunter in Geschäften, wollen sie 50 Plakate aufhängen.
- Stadtmarketing Herne beschwichtigt: Die Pferde sind Umzüge gewohnt.
In Herne ist die Diskussion über die Teilnahme von Pferden auf dem Cranger-Kirmes-Umzug neu entbrannt. Hintergrund ist ein tragischer Vorfall vor zehn Tagen in Düsseldorf. Beim Umzug eines Schützenvereins auf der Königsallee brach ein Pferd zusammen. Das Tier schlug mit dem Kopf auf den Asphalt und starb. Die Unabhängigen Bürger (UB) untermauern deshalb ihre Forderung: Pferde gehören nicht auf den Kirmesumzug: Dieser findet diesmal am Samstag, 6. August, statt. Daran nehmen 13 Pferde teil.
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Schon beim vorletzten Kirmesumzug 2018 hatte Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger, ein Pferdeverbot gefordert. Hintergrund damals: Im Kölner Rosenmontagszug gingen Pferde einer Kutsche durch, fünf Menschen wurden nach Polizeiangaben „leicht bis mittelschwer“ verletzt. Auch in Herne, so erinnert Blech, gab es 2012 in Herne einen Vorfall. Beim Kirmesumzug scheute ein Pferd, das Tier brach aus und verletzte auf dem Gehweg der Hauptstraße zwei Zuschauer; eine Frau (82) kam ins Krankenhaus; ein Junge (9) konnte vor Ort behandelt werden. Ein entsprechender Antrag im Rat auf ein Pferdeverbot scheiterte aber an der Mehrheit.
Herner Partei fordert: „Festumzug frei von Pferdequälerei“
Nach den Vorfällen in Düsseldorf starten die Unabhängigen Bürger, die sich auch als Tierschutzpartei verstehen, nun einen neuen Vorstoß, um Pferde vom Kirmesumzug zu verbannen. Die Tiere, sagt Blech, haben dort einfach nichts zu suchen. Der Stress sei für sie viel zu groß. Das Ganze sei Tierquälerei. Mit einer Plakatkampagne will die Partei, die im Rat mit einem Sitz vertreten ist, das klarstellen.
Das Plakat, das Heiko Schulze für die UB entworfen hat, zeigt ein Pferd am Boden, offensichtlich völlig erschöpft, mit heraushängender Zunge und weinend. In stilisierter Blut-Schrift ist drüber die Forderung zu lesen: „Festumzug frei von Pferdequälerei“, drunter steht: „Wir fordern Koppel statt Kirmes“ und „Euer Spaß – Meine Angst“.
Das leidende Pferd, so die UB-Tierschutzbeauftrage Sabine Mielke, erinnere nicht von ungefähr an das Emscherbrücher-Pferd, das im Stadtwappen ist, und an Fritz, das Kirmes-Maskottchen. Auf der einen Seite halte die Stadt Herne die Pferde-Tradition hoch, veranstalte vor dem Kirmesstart auch sogar einen Pferdemarkt, auf der anderen Seite würden Pferde aber beim Umzug über die Straße gehetzt. Das sei ein Unding. Der Kirmesumzug sei extrem lang, oft sei es an dem Tag heiß. Für Pferde, die vor rund 100.000 Besucherinnen und Besuchern am Straßenrad auf der Strecke unterwegs seien, sei das nur schwer auszuhalten.
Die Unabhängigen Bürger hätten nun den Druck von 50 DIN-A2-Plakaten in Auftrag gegeben, sagt Mielke. Sie sollen in Kürze in Läden auf der Umzugsstrecke aufgehängt werden. „Viele Geschäfte auf der Hauptstraße wollen mitmachen“, sagt sie; auch Ladenbesitzerinnen und -besitzer kritisierten die Teilnahme von Pferden. Auch T-Shirts würden mit dem Motiv bedruckt. Möglich mache die Kampagne eine Spende, erzählt sie.
Veranstalter beruhigt: Reiter und Pferd sind an Umzüge gewohnt
Und was sagt der Veranstalter der Kirmes? Stadtmarketing Herne sieht keine Probleme. „Reiter und Pferd sind miteinander eng vertraut und an solche Umzüge und die begleitende Musik gewöhnt“, sagt Kirmessprecher Alexander Christian. Um die Sicherheit zusätzlich zu erhöhen, würden die Pferde seitens des Fanfarenzugs durch Personen an den Seiten des Zuges begleitet. „Die Pferde laufen außerdem an der ersten Position des Festumzugs, sodass es keine lange Wartezeit für die Tiere gibt und die Belastung reduziert wird“, fügt er an.
Zeige ein Tier Anzeichen von Stress, dann könne es so ohne Schwierigkeiten aus dem Zug genommen werden, sagt Christian. Auf den Reiterfanfarenzug folgten mit dem nötigen Abstand der Prunkwagen der Kirmeskönigin und ein Wagen der Wewole-Stiftung. Nicht zuletzt: Vor dem Zug gebe es eine strenge Prüfung der Pferde durch das Veterinäramt. Dafür sind die Bedingungen zuletzt in NRW verschärft worden.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Nur noch eine Gruppe
In diesem Jahr nimmt nach Auskunft von Stadtmarketing nur noch eine Gruppe mit 13 Pferden am Festumzug der Cranger Kirmes teil: der Reiterfanfarenzug Höven.
Der Festwagen mit Brauereipferden nimmt nicht mehr am Umzug teil. Zum Vergleich: Am Rosenmontagszug in Köln nahmen laut Stadtmarketing zuletzt rund 300 Pferde teil.