Herne. Eine weitere uralte Herner Brache erwacht aus dem städtebaulichen Koma. Auf dem Knipping-Dorn-Gelände sollen 98 Reihenhäuser entstehen.

Am Tag nach seiner Wiederwahl hatte Oberbürgermeister Frank Dudda signifikante Impulse für das Umfeld des Herner Bahnhofs angekündigt. Schon am Dienstag offenbarte sich, was er damit meinte: Die Deutsche Reihenhaus wird auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik Knipping-Dorn eine Wohnanlage mit 98 Reihenhäusern errichten. Damit erwacht eine weitere Brache, die jahrelang im städtebaulichen Koma gelegen hat, zu neuem Leben.

So sehen die Pläne des Unternehmens aus: Auf dem rund 29.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen drei verschiedene Haustypen entstehen - mit 85, 120 und 145 Quadratmetern Wohnfläche. „Wir wollen günstigen Wohnraum für junge Familien anbieten“, erläuterte Lutz Zander, Regionalleiter des Unternehmens, den Ansatz. Die Wohneinheiten sollen in lockerer Bebauung entstehen. Die Anlage soll über die Eschstraße erschlossen werden, der innere Bereich wird verkehrsberuhigt sein. In der Mitte entsteht ein Gemeinschaftsplatz mit Spielgeräten. Richtung des benachbarten Gewerbes (Lidl und Toom) könnte eine Lärmschutzwand errichtet werden.

Grünflächenanteil wird bei über 50 Prozent liegen

Was Zander betont: Der Grünflächenanteil werde bei mehr als 50 Prozent liegen, zurzeit sei die Fläche fast komplett versiegelt. Interessant: In Bottrop ist die Deutsche Reihenhaus mit ihren Reihenhäusern Mustersiedlung für Innovation City. Da auch in Herne offenbar alle Anforderungen erfüllt sind und die Siedlung im Herner Projektgebiet von Innovation City liegt, hat sie das Potenzial als zweiter Vorzeigestandort.

Der Abbruch der alten Hallen könnte noch in diesem Jahr erfolgen, die Fertigstellung wird aber wohl zwei bis drei Jahre dauern.

Auf dem ehemaligen Pumpen-Müller-Areal soll das Funkenberg-Quartier entstehen. Herne hofft, dort die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung ansiedeln zu können.
Auf dem ehemaligen Pumpen-Müller-Areal soll das Funkenberg-Quartier entstehen. Herne hofft, dort die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung ansiedeln zu können. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Für OB Dudda, der dem Grundstückseigentümer Knipping dafür dankt, dass er Partner bei diesem Projekt ist, hat das Vorhaben eine große Strahlkraft mit Blick auf das Erscheinungsbild des Quartiers, die Kaufkraft und die Demografie der Gesellschaft. Es trage dazu bei, dass junge Familien nach Herne kommen oder in der Stadt bleiben.

Das Bild des Quartiers nördlich des Bahnhofs wandelt sich deutlich

Für Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs schließt sich eine Jahre alte städtebauliche Wunde. Nun werde dieser Standort gerade mit Blick auf die Mobilität wegweisend, denn Bahnhof und U-Bahn seien in Laufentfernung.

Zeichnet man ein größeres Bild, so verändert sich der Bereich nördlich des Bahnhofs deutlich. Das Wohngebäude K111 steht kurz vor der Fertigstellung, der Grundstein für die Ifürel-Unternehmenszentrale wurde vor wenigen Tagen gelegt. Die neue Polizeiwache zieht zum Pestalozzi-Gymnasium, zusätzlich hofft Herne darauf, den Wettbewerb um den Standort der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung zu gewinnen. Dann würde das Funkenberg-Quartier entstehen. Inzwischen sind auch alle Baugenehmigungen für das Bauvorhaben der Heinz Mayer GmbH für den zweiten Teil der Knipping-Dorn-Fläche (Richtung Bahnhofstraße) erteilt worden, teilte Karlheinz Friedrichs auf Anfrage der WAZ mit. Dort entstehen also weitere rund 30 Reihenhäuser sowie zwei Mehrfamilienhäuser.

65 Reihenhäuser an der Horsthauser Straße

Die Deutsche Reihenhaus hat in Herne bereits ein anderes Projekt auf den Weg gebracht. An der Horsthauser Straße wird sie auf einem ehemaligen Bahngelände 65 Reihenhäuser bauen.

Auch dort wird sie drei Haustypen anbieten - mit 85, 120 und 145 Quadratmetern. Nach den Worten von Regionalleiter Lutz Zander könnte die Vermarktung im kommenden Jahr beginnen. Weitere Informationen unter www.reihenhaus.de

Das heißt in der Gesamtbetrachtung, dass mehrere hundert Menschen zusätzlich in unmittelbarer Innenstadtnähe wohnen werden, und sollte die Hochschule an Herne gehen, käme eine vierstellige Anzahl an Menschen hinzu. Die Hoffnung besteht darin, dass diese auch in die Innenstadt streben. OB Dudda unterstrich erneut, dass er ganz sicher davon ausgeht, dass sich auf der unteren Bahnhofstraße - zwischen Neuen Höfen und Unterführung - etwas tun wird. Doch damit ist die Umgestaltung des Viertels offenbar aus Sicht der Stadt noch nicht abgeschlossen. Dudda: „Wir sind an einigen Standorten, die auf eine Revitalisierung warten, mit Partnern in aussichtsreichen Gesprächen.“

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