Herne. Herne geht ins Rennen um einen neuen Standort für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung. Möglicher Standort: eine alte Brache.

Herne geht ins Rennen um einen neuen Standort für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung. Der mögliche Standort ist eine Industriebrache, die seit rund 30 Jahren im Dornröschenschlaf schlummert.

Zunächst zum Verfahren: Das Landesinnenministerium hat vor einigen Wochen eine Art Interessenbekundungsverfahren gestartet, um einen neuen Standort für die Hochschule zu finden. Dabei hat sie allerdings nur in vier Städten angefragt: Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen - und eben Herne. Die Größe ist stattlich. Bis zu 4500 Studenten sowie 200 Mitarbeiter sollen Platz finden. Auch die Verwaltung soll an den neuen Standort ziehen. Bis zum Jahresende soll es eine endgültige Ausschreibung geben, die zum Beispiel den Raumbedarf und weitere Ausstattungsmerkmale definiert. Im Frühjahr könnte der Zuschlag erfolgen, der Einzug soll im Sommer 2025 erfolgen.

Kleyboldt-Brüder wollen Herne, aber auch das Ruhrgebiet weiterentwickeln

Herne geht mit dem sogenannten Funkenberg-Quartier ins Rennen. Dabei handelt es sich um jene Brache in der Nähe des Hernes Bahnhofs, die im Volksmund unter dem Begriff „Pumpen Müller“ bekannt ist. Die Brüder Ludger und Henrich Kleyboldt - Chef des NWB-Verlags und Chef des Industriedienstleisters Ifürel - haben das rund 30.000 Quadratmeter große Areal in der jüngeren Vergangenheit nach und nach gekauft, damals noch ohne eine konkrete Idee - doch mit einem Ziel: Als Herner, die ihre Unternehmen in der Nachbarschaft haben, schauen sie seit Jahren auf dieses große Nichts, nun soll sich endlich etwas tun.

Die Hochschule wär ein toller Startschuss für die Entwicklung des Quartiers. „Wir wollen Herne, aber auch das Ruhrgebiet weiterentwickeln“, sagen sie. Und da Bildung eine der wesentlichen Zukunftsaufgaben sei, eigne sich die Hochschule hervorragend.

OB: Landesregierung kann ein starkes Signal zur Stärkung des nördlichen Ruhrgebiets geben

Oberbürgermeister Frank Dudda sieht die Stadt für den Wettbewerb gut gerüstet - auch wenn Herne der deutlich kleinste Bewerber ist. Aber man habe mit dem erfolgreichen Start der Hochschul-Dependance in der Görresschule in Röhlinghausen schon bewiesen, was man kann. Für Herne spreche außerdem die Nähe zum Bahnhof - und vielleicht auch zur neuen Polizeiwache, die am Pestalozzi-Gymnasium gebaut wird. Dudda erwartet von der Landesregierung im Zuge des Wettbewerbs aber auch ein klares Signal zur Stärkung des nördlichen Ruhrgebiets. Die Landesregierung habe jetzt die Chance, das Herner Defizit, dass Herne keine Hochschule hat, abzustellen.

Erwacht die Brache, würde es von der Funkenbergstraße eine Erschließung des Geländes geben.
Erwacht die Brache, würde es von der Funkenbergstraße eine Erschließung des Geländes geben. © Bolsmann

Für die Planung hat sich Herne bereits Partner an seine Seite geholt. Dafür hat Hernes Wirtschaftsförderer Holger Stoye alte Kontakte in seiner früheren Wirkungsstätte Wolfsburg aktiviert und den Projektentwickler Blueorange Development Partner gewinnen können. Lukas Ritzka sieht großes Potenzial für das Grundstück, in der Entwicklung von Industriebrachen habe Blueorange Erfahrung. Zur Entwicklung würde auch gehören, dass direkt von der Funkenbergstraße eine Zufahrt zum Gelände entstünde. Noch gibt es keine Entwürfe, diese sollen von Stahm Architekten kommen. Zu dessen Referenzen zählt unter anderem der Masterplan für den Kruppgürtel in Essen.

Käme die Hochschule tatsächlich nach Herne, könne dies eine große Folgewirkung für die nördliche Innenstadt auslösen, da sind sich alle Beteiligten einig. So könnte die Fußgängerzone zwischen den Neuen Höfen und dem Bahnhof aufgewertet werden, Dudda stellte zudem in Aussicht, dass es demnächst Bewegung in Sachen Knipping-Dorn geben könnte.