Herne. Fast exakt zwei Jahre nach dem Beginn des Umbaus stehen in den Neuen Höfen in Herne nur noch Restflächen für eine Vermietung zur Verfügung.

Ziemlich genau zwei Jahre, nachdem die Aachener Landmarken AG mit dem Umbau des ehemaligen Hertie-Hauses begonnen hat, stehen in dem Gebäude nur noch Restflächen für die Vermietung zur Verfügung. Das sagte Thomas Binsfeld, Mitglied der Geschäftsleitung der Landmarken AG, am Dienstag bei einem Rundgang über die Baustelle.

So seien die Büroflächen in den oberen Etagen bis auf eine vermietet. Auch ein Gastronomiebetreiber für das Erdgeschoss stehe fest, so Binsfeld. Den Namen könne er allerdings urlaubsbedingt erst in ein paar Tagen verkünden. Auch für die restlichen Einzelhandelsflächen sei man in guten Gesprächen.

Fläkt sieht großen Vorteil durch die gute ÖPNV-Anbindung

Für die beiden großen Mieter rückt der Einzugstermin immer näher. Am 1. Oktober wollen der Büroflächenanbieter Regus sowie die Fläkt Group einziehen. Letztere ist ein weltweit agierender und führender Anbieter von Be- und Entlüftungssystemen. Noch sitzt das Unternehmen an der Südstraße, „doch die Mitarbeiter können es kaum erwarten, umzuziehen“, so Finanzvorstand Jens Heymann im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Rund 200 Mitarbeiter werden umziehen.

Dass Fläkt in die Neuen Höfe ziehe, sei einerseits ein Bekenntnis zum Standort, andererseits biete gerade die Lage sehr große Vorteile. Die Neuen Höfe seien sehr gut an den ÖPNV angebunden. Das Unternehmen habe viel Besuch aus dem Ausland, da biete der nahe Herner Bahnhof eine gute Anbindung an den Düsseldorfer Flughafen. Fläkt nutzt die Neuen Höfe quasi auch als „Schaufenster“, denn alle Be- und Entlüftungssysteme im Gebäude kommen von Fläkt.

An vielen Stellen sind zwar noch Kabel und nackter Beton sichtbar, doch die Arbeiten schreiten schnell voran.
An vielen Stellen sind zwar noch Kabel und nackter Beton sichtbar, doch die Arbeiten schreiten schnell voran. © Tobias Bolsmann

107 Lamellen müssen montiert werden

Die Bauarbeiten sind inzwischen in eine neue Phase eingetreten. Die großen Kräne sind verschwunden, dafür sind mobile Kräne angerückt. Nachdem fast die gesamte Fassade frisch gekachelt worden ist, werden seit Dienstag die charakteristischen Lamellen montiert. Den Monteuren steht reichlich Arbeit bevor. 107 tonnenschwere Lamellen müssen befestigt werden. Die neuen Exemplare sind nicht mehr 90, sondern nur noch 45 Zentimeter tief. So kann mehr Licht in die Büros fallen. Die Denkmalschutzbehörde hat ihr Okay zu dieser Veränderung der Fassade gegeben.

Im Inneren des Gebäudes sind Dutzende Handwerker damit beschäftigt, Kabel zu verlegen oder Decken abzuhängen. Was auffällt: Landmarken hat dem ehemals abweisenden - weil geschlossenen - Gebäude eine Lichttherapie verpasst. Fenster sind hinzugekommen, und gerade die beiden Innenhöfe sorgen für eine große Helligkeit.

OB: Neue Höfe sind Beitrag zur Stadtentwicklung

Oberbürgermeister Frank Dudda durfte sich symbolisch an der Montage einer Lamelle beteiligen. Die Neuen Höfe seien eine echte Landmarke. Er dankte dem Unternehmen Landmarken AG für sein Durchhaltevermögen – der Umbau unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes war eine große Herausforderung. Die Neuen Höfe leisteten einen Beitrag zur Stadtentwicklung. Dudda sagte voraus, dass es dabei zwar Rückschläge geben werde, weil die Pandemie nicht spurlos an Herne vorbeigehen werde, aber es gebe genug Akteure, die sich gegen die Pandemie stemmen.

Emil Fahrenkamp hat das Gebäude entworfen

Entworfen vom Architekten Emil Fahrenkamp, entstand das Kaufhaus von 1959 bis 1961. Das Fassadenmaterial wurde so gewählt, dass es leicht zu reinigen ist. Zur Bergbauzeit ein wichtiger Faktor.

Das Gebäude in Herne ist eins der letzten, das er entworfen hat. Er starb 1966. Fahrenkamp war von 1937 bis 1946 Leiter der Kunstakademie Düsseldorf. Sein wohl bekanntester Bau ist das 1930 bis 1932 erbaute Shell-Haus in Berlin.

Dass die Neuen Höfe schon jetzt positiv auf das Umfeld ausstrahlen, dafür sind gleich drei Baugerüste gegenüber ein Indiz. Dudda deutete an, dass man schon bald mit einem weiteren Projekt jenseits der Bahnhofsunterführung die Entwicklung der Innenstadt weiterverfolge.