Herne. Herne soll grüner werden: Das ist das Ziel der Stadt. Sie will knapp 1500 neue Bäume pflanzen. So sehen die Pläne aus und darum wird Kritik laut.

Herne ist grün und soll noch grüner werden: Das ist das Ziel der Stadt Herne. Um dies zu erreichen hat sie ein neues Baumpflanzkonzept erarbeitet. Das Ergebnis: Bis 2027 sollen in Herne knapp 1500 neue Bäume gepflanzt werden. Die Kosten dafür lägen bei etwa 250.000 Euro, erklärt Heinz-Jürgen Kuhl, Leiter des Fachbereichs Stadtgrün, bei der Vorstellung des Konzepts.

Gepflanzt werden sollen die neuen Bäume in Park- und Grünanlagen, sowie auf Friedhofsflächen. Derzeit gebe es einen Baumbestand von 12.663 Bäumen in den genannten Flächen. 1447 sollen hinzukommen, so dass der Bestand auf 14.110 ansteige, so Kuhl. Die durchschnittliche Zuwachsrate in allen ausgewählten Anlagen liege so bei circa 11 Prozent.

Einzeln aufgeteilt liege das Pflanzpotenzial ab 2021 in den 23 ausgewählten Parkanlagen bei 578 Bäumen, in den 42 Grünanlagen bei 198 Bäumen und bei 671 Bäume in allen Friedhofsanlagen. Das alles auf einer Fläche von insgesamt 250 Hektar. „Das ist etwa so viel wie 250 Fußballfelder“, betont Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs. „Herne ist eine grüne Stadt, es kommt nur immer auf die Betrachtung an“, sagt Kuhl. Im Vergleich zur Einwohnerzahl gebe es wenig Bäume, bezogen auf die Stadtfläche sehe das ganz anders aus, erklärt er.

Herner Bürger sind dazu aufgerufen, Bäume zu pflanzen

Unter anderem soll eine Grünfläche in Horsthausen, ein etwa 11.000 Quadratmeter großes Gebiet im Gysenberg oder auch eine Fläche am Ostbach aufgeforstet und erweitert werden. Hinzu kommen unter anderem 3000 Bäume auf einer 3500 Quadratmeter großen Fläche „Am Freibad“ und Waldverjüngungen mit 2000 Jungbäumen im Gysenbergpark und Constantin.

Doch neben den Neupflanzungen der Stadt seien auch die Bürger dazu aufgerufen, sich zu beteiligen und die Kosten für einen Baum zu übernehmen. Als eine mögliche Fläche dafür schwebt der Stadt der Südfriedhof in Herne vor. Dieser sei an einigen Stellen zwar schon sehr grün, habe aber dennoch einige Freiflächen, die die Bürger für ihre Bäume nutzen könnten, so Kuhl.

5000 Bäume durch Sturm Ela zerstört oder beschädigt

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Mit den Neupflanzungen wolle die Stadt unter anderem die Schäden reparieren, die in den letzten Jahren durch Stürme entstanden seien, erklärt Friedrichs. Alleine der Sturm Ela im Jahr 2014 habe 2500 Bäume im Stadtgebiet zerstört und zusätzliche 2500 seien stark beschädigt worden, so Kuhl.

Aber auch die Baumerhaltung sei genauso wichtig wie das Neupflanzen. Die Kosten für die Pflanzung eines Baums lägen bei 800 Euro, hinzu kämen 125 Euro pro Jahr für die Wässerung und durchschnittlich 35 Euro Folgekosten im Jahr. „Eigentlich fangen die Kosten erst so richtig an, wenn der Baum schon in der Erde ist“, sagt Kuhl.

„Je mehr Bürger mitmachen und sich dafür entscheiden, einen Baum zu übernehmen, desto geringer wird die Belastung für den Haushalt“, sagt Oberbürgermeister Frank Dudda. Noch sei die Idee nur ein Vorschlag, der vom Rat abgesegnet werden müsse.

BUND: Realität ist in Herne eine andere

BUND-Sprecherin Ingrid Reckmeier - hier bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Dicke Luft -  kritisiert die Stadt.
BUND-Sprecherin Ingrid Reckmeier - hier bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Dicke Luft - kritisiert die Stadt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

In einer ersten Reaktion auf die Pläne übt die Herner Kreisgruppe des Naturschutzverbandes BUND Kritik an der Stadt: „Konzepte sind das eine, die Realität ist das andere“, sagt Sprecherin Ingrid Reckmeier zur WAZ. Das verabschiedete Klimaschutzkonzept werde in Herne kaum beachtet. Und: Die Zahl der Neupflanzungen werde nach ihrer Einschätzung nicht annähernd die Zahl der in vergangenen Jahren gefällten Bäume kompensieren.

Und Realität sei auch, dass nun an der Schaeferstraße viele Bäume für ein neues Wohngebiet gefällt würden. „Die Fläche hätte dem Stadtgarten zugeschlagen werden müssen. Diese Entscheidung ist für mich unbegreiflich“, so Reckmeier.

Grüne sprechen von „dreistem Wahlkampfmanöver“

In eine ähnliche Richtung zielt eine erste Stellungnahme der größten Oppositionspartei im Rat: „Die rot-schwarze Stadtpolitik hat in den letzten Jahren für viele Baumfällungen und neue Versiegelung von Grünflächen gesorgt“, sagt Grünen-Umweltpolitiker und OB-Kandidat Pascal Krüger auf Anfrage. Neue Bäume seien gut, aber ökologisch wertvoller seien vor allem Baumschutz und Pflege der großen Bäume. Denn: Die angekündigten Jungbäume glichen den Verlust der jahrelangen Betonpolitik und Sturmschäden nicht aus.

„Daher brauchen wir durchgängig eine glaubwürdige Baumpolitik statt durchschaubarer Inszenierungen kurz vor dem Urnengang am 13. September. Das ist ein dreistes Wahlkampfmanöver“, so Krüger.

Lob aus der Herner CDU

Lob gibt es dagegen aus der CDU. „Das klingt sehr vielversprechend“, sagt CDU-Vorsitzender Timon Radicke über die Pläne der Stadt. Und: Es sei löblich, dass Bürger eingebunden werden sollen. Das sei in anderen Städten aber bereits umgesetzt worden - und stehe auch im CDU-Kommunalwahlprogramm. Unklar sei ihm jedoch noch, wie die Stadt ihr Konzept finanzieren wolle.

Auch das betont der OB-Kandidat der CDU: Die Behauptung, dass es in Herne in den vergangenen Jahren einen Kahlschlag gegeben habe, sei falsch. „Hier muss ich die Stadt und Rot-Schwarz im Rat ausdrücklich in Schutz nehmen“, so Radicke.

Wer Interesse daran hat, einen Baum zu pflanzen, kann sich beim Fachbereich Stadtgrün auf der Internetseite der Stadt (www.herne.de) melden.

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