Herne. Die Gruppe der „besorgten Bürger“, die seit August durch Herne zieht, soll sich aufgelöst haben. Das Projekt sei verbrannt, sagt ein Organisator.
Die Gruppierung „Stark für Herne“ soll sich offenbar aufgelöst haben. Das teilte am Freitagmittag ein Mitorganisator der Gruppe der WAZ mit. Seit vergangenem Sommer veranstalteten die sogenannten „besorgten Bürger“ fast wöchentlich „Spaziergänge“ in Herne-Mitte.
Seit Januar ließen sie Zahlen der „besorgten Bürger“, darunter Mitglieder der Rechtsextremen-, Hooligan- und Rocker-Szene, nach. Zuletzt waren es am vergangenen Donnerstag laut Polizeisprecher Volker Schütte nur noch 33 Personen, die durch die Innenstadt zogen. Damit soll jetzt Schluss sein, sagt Mitorganisator Jürgen, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Seit Januar sei er Mitglied des Organisationsteams von „Stark für Herne“. Von November bis Januar habe er jedoch selbst nicht mehr an den „Spaziergängen“ teilgenommen, „irgendwann wurde mir das alles zu Rechts“, erklärt er seine Entscheidung, die Gruppe aufzulösen.
Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe
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„Ich habe Dinge mitbekommen, die nicht schön waren“, sagt er. Nicht nur die Teilnahme von SS Siggi, einem bekannten Neonazi, habe ihm die Augen geöffnet. Immer wieder sollen auch während der „Spaziergänge“ rechte Hände gehoben worden sein. „Da war mir klar, dass das nicht der richtige Weg sein kann.“
Um daran etwas zu ändern, habe er sich in die Organisation miteingebracht. „Innerhalb der Orga-Gruppe hat es dann Unstimmigkeiten gegeben – einige haben sich rausgezogen.“ Von dem anfangs fünfköpfigen Team sei er nun als letzter übrig geblieben, berichtet Jürgen. „Ich sehe einfach keinen Sinn mehr darin, die Sache jetzt alleine weiterzumachen – das Projekt ist verbrannt.“
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„Es war nicht schön, als Nazi betitelt zu werden“, macht er deutlich. „Ich bin aber bereit, mit den anderen Gruppen in den Dialog zu treten.“ Ob es neue Projekte und Veranstaltungen geben wird, könne er bis jetzt noch nicht sagen. „Es gibt aber verschiedene Überlegungen.“
Auch „Die Sippe NRW“ verkündet Rückzug
Auch „Die Sippe NRW“ verkündete vor wenigen Tagen ihren Rückzug aus Herne auf Facebook. Mitglieder dieser Gruppierung hatten „Stark für Herne“ regelmäßig unterstützt. Auch das soll nun ein Ende haben. „Die Sippe NRW wird nicht weiter unterstützen. Das liegt nun in den Händen der Organisatoren von Stark für Herne“, heißt es in dem Facebook-Beitrag. Das bestätigt auch Jürgen: „Die Sippe wollte uns neu bewerben. Nachdem sie aber zu sehr in den Fokus geraten ist, wollte sie sich wieder rausziehen.“
Dass sich „Stark für Herne“ wirklich aufgelöst hat, konnte Polizeisprecher Volker Schütte am Freitag auf Anfrage der WAZ nicht bestätigen. „Bisher haben sie sich noch nicht für nächsten Donnerstag angemeldet. Anfang der Woche werden wir sehen, ob das so bleibt“, so Schütte.
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Das „Bündnis Herne“, das seit Wochen Demonstrationen gegen die „besorgten Bürger“ organisiert, wollte die angebliche Auflösung der Gruppe noch nicht kommentieren. „Wir warten jetzt erst mal ab, was die Versammlungsbehörde nächste Woche sagt“, so ein Sprecher des Bündnisses.