Heiligenhaus. Was genau mit der Immobilie Haus Selbeck in Heiligenhaus passiert, ist noch unklar. Fest steht jetzt aber nur: Es wird keine Beatmungs-WG werden.

Aus der Traum von der geplanten Beatmungs-WG für Kinder und Jugendliche in Grün-Selbeck: Das Projekt, das einst groß beworben wurde und dessen Grundsteinlegung unter großem Tamtam samt Stadtspitze im Jahr 2017 an der Rügenstraße stattfand, ist nun endgültig vom Tisch – und das, noch bevor es überhaupt an den Start ging.

Immer wieder fragten WAZ-Leserinnen und Leser nach: Was passiert eigentlich mit dem Haus Selbeck? Fertig gebaut – oder zumindest so gut wie fertig – steht es bereits seit einigen Jahren dort. An den Start gehen sollte es eigentlich im Jahr 2018. „Alles gut, bald geht es los“, teilte der Projektverantwortliche Bernd Franke 2021 im Gespräch mit dieser Zeitung mit. So habe es zwar bedauerlicherweise Verzögerungen gegeben, doch bald, so zeigte er sich zu dem Zeitpunkt zuversichtlich, sollen die ersten pflegebedürftigen Kinder und Jugendlichen einziehen: „Wir wollen jetzt aktiv in die Vermittlung gehen, noch mal auf Einrichtungen und Pflegedienste zugehen“, sagte Franke damals.

Vorwürfe gegen den Unternehmer des Heiligenhauser Pflegeprojekts

Anwohner sorgen sich: Was soll mit dem Haus Selbeck geschehen?
Anwohner sorgen sich: Was soll mit dem Haus Selbeck geschehen? © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Das sei auch wichtig, um eine Zukunft zu sichern, berichtet er auf die Bauzäune und das noch nicht fertiggestellte Außengelände angesprochen: „Wir hatten keine Einnahmen und dadurch natürlich, wie viele andere Betriebe in der Krise auch, Liquiditätsprobleme.“ So habe man keinen Auftrag an Handwerker vergeben können, die in der Krise aber auch volle Auftragsbücher zu verzeichnen gehabt hätten und sowieso schwierig zu bekommen seien. Alles in allem sei die Coronazeit für das Haus Selbeck „eine absolute Katastrophe“ gewesen.

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Doch Bewohner kamen nie. Der LVR gab auf Nachfrage dieser Zeitung bekannt: Die Betriebserlaubnis sei dem Unternehmer zum Ende des Jahres 2021 bereits wieder entzogen worden, da die Auflagen nicht erfüllt worden seien. Somit fehlte die Grundlage, hier überhaupt eine Beatmungs-WG betreiben zu können. In dem Haus sollte es 21 Wohneinheiten geben, in denen die pflegebedürftigen Kinder und Jugendliche untergebracht werden und von einem Pflegedienst betreut werden sollten.

Ermittlungen gegen Unternehmer laufen, Haus soll verkauft werden

Von der Rügenstraße aus ist noch immer der Bauzaun aufgestellt.
Von der Rügenstraße aus ist noch immer der Bauzaun aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Nun bestätigt die Staatsanwaltschaft Wuppertal auf WAZ-Nachfrage, dass gegen Franke als faktischen Geschäftsführer eines Pflegedienstes Ermittlungen laufen. Ob es zu einer Anklageerhebung kommt, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht ersichtlich. Für Nachfragen dieser Zeitung war der Unternehmer nicht erreichbar, weder telefonisch noch per Mail.

Im Raum stehen nun nicht nur Vorwürfe gegen das gesamte Projekt, auch immer mehr Gerüchte machen sich breit in Heiligenhaus: „Im Wohngebiet geht nun das stark wahrheitsbehaftete Gerücht um, dass die Stadt Heiligenhaus für Millionen von Euro das Gebäude kaufen möchte und in ein Flüchtlingsheim umwandeln möchte“, meldet sich Anwohner Michael Burkhardt zu Wort. Das Gebäude, so Burkhardt, werde wohl von der Sparkasse Düsseldorf vermarktet, der mögliche Kauf der Stadt schüre Unsicherheit im Wohngebiet.

Stadt Heiligenhaus sucht Objekte zur Unterbringung von Geflüchteten

Die Kreissparkasse Düsseldorf als Finanzierer des Projekts teilt dazu mit: „Hier ist seit einem Jahr ein Insolvenzverwalter beschäftigt. Aktuell geht es um das Thema Zwangsversteigerung.“ Das Haus eins sei komplett fertig, das Haus zwei zu 80 Prozent. Die Kreissparkasse habe das Objekt instand gehalten über die Jahre.

Ob es zur Zwangsversteigerung kommt, ist derzeit jedoch unklar, denn bereits jetzt könnten die Gläubiger das Objekt an einen Interessenten veräußern. Ob die Stadt Heiligenhaus Interesse an dem Gebäude habe und das als mögliche Unterkunft für Geflüchtete? „Wir müssen uns in der aktuellen Situation mit jeder Option auseinandersetzen, wir sind am absoluten Limit, was die derzeitigen Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete angeht“, teilt der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann auf WAZ-Nachfrage mit.

Karl-Heinz-Klein-Halle ist wieder nutzbar

Bei dem Haus Selbeck sei die Sachlage jedoch derzeit in Teilen noch unklar, „deswegen können wir da derzeit nichts zu sagen. Klar ist aber, sollte es auf dem Markt sein, werden wir sicher, wie bei allen anderen Immobilien auch, aus genannten Gründen einen Kauf prüfen müssen“, so Kerkmann weiter. Denn gerade erst seien weitere Plätze zur Unterbringung weggefallen: „Wir haben die kleine Halle der Karl-Heinz-Klein-Halle wieder für Schulen und Vereine nutzbar gemacht und die dortige Notunterkunft vorerst abgebaut. Was noch auf uns zukommt, und wie viele Geflüchtete wir noch unterbringen müssen, können wir derzeit nicht abschätzen.“ Klar sei nur, dass es mit Sicherheit mehr werden würden.