Heiligenhaus. Beim Wohneigentum ist die Nachfrage höher als das Angebot. Die CDU bringt ein Verfahren ins Spiel, das Heiligenhausern zugutekommen könnte.

Wie knapp das Angebot an Wohneigentum in Heiligenhaus ist, weiß jeder, der in den letzten Jahren versucht hat, ein Haus oder eine Wohnung zu erwerben. Doch die Stadt kann nicht endlos wachsen – das weiß man in Politik und Verwaltung. Bei der Vergabe künftiger Grundstücke wollen die Christdemokraten jedoch auch junge Heiligenhauser Familien bedenken und wagen nun einen Vorstoß: Mit einem Punktesystem sollen diese vergeben werden.

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Wer sich im Internet umsieht, stellt schnell fest: Derzeit gibt es wenig Optionen für ein Eigenheim in Heljens. 13 Häuser findet man auf einer der größten Internetimmobilienseiten – doch die Hälfte davon ist noch gar nicht gebaut. Zwei Immobilien kosten um die 2,5 Millionen Euro, zwei kriegt man für etwas über eine Million Euro, die weiteren liegen zwischen 500.000 und 800.000 Euro – ein Schnäppchen scheint die Zwangsversteigerung einer Doppelhaushälfte in der Beuthener Straße für 265.000 Euro zu sein. Was die Immobilie am Ende bringt, steht bei den derzeitigen Immobilienpreisen jedoch in den Sternen.

Heiligenhauser Bauland ist heiß begehrt

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„Wir hatten unser Haus keine paar Stunden online, da hatten wir schon 60 Anfragen“, berichtet ein Ehepaar aus der Spessartstraße in der Oberilp. „Wir hatten da die Qual der Wahl, wem wir das Haus für welchen Preis geben.“ Unvorstellbar, was sich manche hätten einfallen lassen, um das Ehepaar zu überzeugen, „wir haben schon gehofft, dass wir das Haus schnell verkauft bekommen – aber so schnell, das ist der Wahnsinn. Man darf wirklich erst verkaufen, wenn man selber was Neues gefunden hat.“

Nicht ins Unendliche kann Heiligenhaus noch weiter wachsen. Das zeigt eine Machbarkeitsstudie.
Nicht ins Unendliche kann Heiligenhaus noch weiter wachsen. Das zeigt eine Machbarkeitsstudie. © FFS | Hans Blossey

800 Anfragen für Bauland sind bei der Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) bereits verzeichnet, und sobald ein Investor ein neues Wohnprojekt bekannt gibt, ist das Interesse riesig. Heiß ersehnt wurde dann die Machbarkeitsstudie der Stadtverwaltung, die weitere Möglichkeiten für eine Bebauung untersuchte – nicht immer zur Freude aller Anwohnerinnen und Anwohner um die Grünflächen drum herum, wie an der Grubenstraße oder der Rixdorfstraße.

CDU bedauert Wegzug junger Heiligenhauser Familien

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Grund genug, dass die Heiligenhauser CDU nun über die Vergabe der Grundstücke nachdenkt: Neubaugebiete wie Grün-Selbeck und Panoramagarten hätten viele Neubürger in die Stadt gebracht. „Wir freuen uns, dass Heiligenhaus in den letzten Jahren sehr gewachsen ist“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Herre. Zuletzt hätten die Christdemokraten nach eigenen Angaben jedoch bemerkt, dass vor allem junge Heiligenhauser Familien weggezogen seien, da sie bei Grundstücksvergaben in der Vergangenheit nicht berücksichtigt werden konnten.

Neubaugebiete, wie hier am Nordring, könnten auch am Südring entstehen.
Neubaugebiete, wie hier am Nordring, könnten auch am Südring entstehen. © FFS | Hans Blossey

In einem Gespräch zwischen Bürgermeister Michael Beck und der CDU-Fraktion haben die Christdemokraten, wie sie nun berichten, dem Verwaltungschef einen Vorschlag unterbreitet: „Wir haben den Bürgermeister gebeten, ein Vermarktungsmodell einzurichten, dass bei künftigen Grundstücksvergaben der Stadt und der städtischen Tochtergesellschaften sicherstellen soll, dass bestimmte Gruppen vorrangig beim Baulanderwerb berücksichtigt werden“, so Herre. „Bei der Vermarktung durch Investoren können wir uns in Zukunft eine vertraglich zugesicherte Übernahme dieses Vermarktungsmodells vorstellen“, ergänzt CDU-Pressesprecher Stefan Propach.

Punktesystem zur Vergabe von Grundstücken

Die Christdemokraten stellen sich unter dem Vermarktungsmodell ein Punktesystem vor. „Der Familienstand, die Anzahl der zum Haushalt zugehörigen minderjährigen Kinder, eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Stadt sowie die Dauer der Gemeindezugehörigkeit oder auch familiäre Gründe könnten hier berücksichtigt werden“, erklärt Propach weiter. Ziel sei es, die Verdrängung der ortsansässigen Bevölkerung zu vermeiden und bestehende Sozialstrukturen (Vereine etc.) in der Gemeinde zu stärken.

„Uns ist sehr wichtig, der Abwanderung ortsansässiger Personen, die vor allem ehrenamtlich engagiert sind entgegenzuwirken. Eine Stadt wie Heiligenhaus lebt vom Ehrenamt. Dies gilt es insbesondere zu erhalten“, macht Propach weiter deutlich. „Wer also mehrere Kriterien in diesem Punktesystem erfüllt, sollte dann auch mehr Chancen haben, bei der Grundstücksvergabe berücksichtigt zu werden“, so Herre abschließend.

>>> Bürgermeister Beck begrüßt den Vorstoß

  • In anderen Städten gebe es bereits ähnliche Modelle, berichtet Bürgermeister Michael Beck. So wolle die Stadt nun prüfen, unter welchen Rahmenbedingungen ein Vergabesystem rechtlich möglich sei.
  • Abgesehen von der Rechtslage sei die grundsätzliche Idee der CDU unterstützenswert, vor allem, ehrenamtliches Engagement in der Betrachtung mit einzubeziehen. Dass der Stein nun ins Rollen gebracht worden sei, sei wünschenswert, nun müsse man gucken, was für Heiligenhaus realisierbar sei.