Heiligenhaus. Das Haus Selbeck sollte 2018 in Betrieb gehen. In WGs sollten hier intensivpflegebedürftige und dauerbeatmete Kinder und Jugendliche leben.

Wenn über manche Dinge Gras wächst, sind meistens alle Beteiligten froh – anders sieht das im Wohngebiet Selbeck aus. Hier wächst mittlerweile der Mohn rund um das Grundstück des Hauses Selbeck an der Rügenstraße, das auch von der Höseler Straße aus gut sichtbar ist. 2017 wurde der Grundstein mit Zeitkapsel gelegt, doch in Betrieb ging das Beatmungszentrum für Kinder und Jugendliche erst im April 2020. Nun berichtet der Betreiber, wieso auch seitdem quasi Stillstand herrscht.

Ein Werbebanner hängt an einem Bauzaun.
Ein Werbebanner hängt an einem Bauzaun. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Eine Wohngemeinschaft für intensivpflichtige und dauerbeatmete Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene, das ist im Haus Selbeck eigentlich vorgesehen. So heißt es auch auf einem Werbeschild vor dem Gebäude. Imposant über zwei Etagen in modernen Grau- und Brauntönen reiht es sich ein zwischen dem Selbecker Markt und weiteren Firmen ein. Doch von außen entsteht auch in letzter Zeit bei vielen WAZ-Lesern der Eindruck: „Warum passiert hier nichts? Ist es überhaupt an den Start gegangen?“

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Betriebsgenehmigung zum Start der Coronakrise

Ja, ist es, berichtet Bernd Franke nun auf WAZ-Nachfrage: „Die Genehmigung haben wir im April 2020 erhalten.“ Eigentlich hatte das Haus schon 2018 an den Start gehen sollen; doch es gab immer wieder Probleme, unter anderem aufgrund von Feuerschutzmängeln verzögerte sich die Bauabnahme immer wieder. Doch dann habe man endlich starten können, so Franke: „Aber als es endlich losging, begann die Coronazeit. Da haben sich die Eltern sehr schwer getan, ihre schwerkranken Kinder aus der häuslichen Pflege herauszugeben.“

21 Wohneinheiten gibt es hier, für Kinder bis zu 18 Jahren. Den kranken und pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen sollte die Möglichkeit gegeben werden, in einer familiären Wohnform kurz- oder längerfristig zu leben. Die Zimmer sind behinderten- und pflegegerecht eingerichtet, inklusive Bad. Zudem soll es die Möglichkeit für Eltern geben, entweder mit im Zimmer zu übernachten oder auch separate Elternzimmer zu nutzen.

Kosten für Miete und für die Pflege

21 Wohneinheiten gibt es im Haus Selbeck, hier der Blick in Richtung Höseler Straße.
21 Wohneinheiten gibt es im Haus Selbeck, hier der Blick in Richtung Höseler Straße. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

500 Euro Miete kostet ein Zimmer im Monat. Die medizinische Versorgung soll ambulant durch mobile Pflegedienste erfolgen, die diesen Dienst dann mit der Krankenkasse abrechnen; hauseigene Mitarbeiter kümmern sich um den Rest. „Leider ist es bislang leer geblieben. Wir hatten ein Kind, das hier wohnte, ein weiterer Interessent war leider schon mit 18 Jahren schon zu alt und wir erhielten keine Genehmigung“, bedauert Franke. Darüber sei er enttäuscht und wolle nun mit der Heimaufsicht noch einmal sprechen.

Doch ansonsten sei einfach das Interesse ausgeblieben, welches man sich noch zur Grundsteinlegung erhoffte. Damals sagte Bernd Franke, der sich jahrelang als Unternehmensberater mit karitativen Einrichtungen und Altenpflege beschäftigt hatte, gegenüber der WAZ: „Die Kinder werden immer ein bisschen vergessen. Der Bedarf an solchen Einrichtungen hat sich erhöht, wir wollen was für die Kinder machen.“

Hoffen auf mehr Interessenten

Zwischen den Moniereisen verschwand hier 2017 klimpernd die Zeitkapsel, mit der der damalige Bürgermeister Jan Heinisch (links) sowie Anna und Bernd Franke den Grundstein für das
Zwischen den Moniereisen verschwand hier 2017 klimpernd die Zeitkapsel, mit der der damalige Bürgermeister Jan Heinisch (links) sowie Anna und Bernd Franke den Grundstein für das "Haus Selbeck" legten. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Nun hofft der Unternehmer, dass sich mit den Lockerungen auch wieder mehr Eltern zu einer solchen Unterbringungsmöglichkeit durchringen können: „Wir wollen jetzt aktiv in die Vermittlung gehen, noch mal auf Einrichtungen und Pflegedienste zugehen“, so Franke. Das sei auch wichtig, um eine Zukunft zu sichern, berichtet er auf die Bauzäune und das noch nicht fertig gestellte Außengelände angesprochen: „Wir hatten keine Einnahmen und dadurch natürlich, wie viele andere Betriebe in der Krise auch, Liquiditätsprobleme.“ So habe man keinen Auftrag an Handwerker vergeben können, die in der Krise aber auch volle Auftragsbücher zu verzeichnen gehabt hätten und sowieso schwierig zu bekommen seien. Alles in einem sei die Coronazeit für das Haus Selbeck „eine absolute Katastrophe“ gewesen.

In die Schlagzeilen geraten waren Beatmungszentren erst kürzlich durch das Rechercheteam von Correctiv und dem ZDF-Magazin Frontal21, die teilweise dubiose Machenschaften und eine fehlende Überprüfung anprangerten. Ob auch das Interessenten möglicherweise davon abhielt? Nein, glaubt Franke, denn die Abrechnung der Pflegeleistungen erfolge ja zwischen Pflegedienst und Krankenkasse, auch die teilweisen teuren Geräte wie Pflegebett oder Beatmungsgerät würden die Bewohner auch selber mitbringen.

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Kontakt zum Haus Selbeck

Weitere Informationen zum Haus Selbeck gibt es im Internet unter www.haus-selbeck.de, per Mail an oder telefonisch unter 02056/5998970.

Im Haus Selbeck ist auch der ambulante Kinder- und Jugendhospizverein Mettmann tätig. Er sei vor allem da, um die Familien in der Zeit zu unterstützen. Ansprechpartnerin ist hier Kornelia Smailes, 0151/24085529.