Heiligenhaus. Das Heljenser Stadtmarketing will Menschen, die helfen wollen, und Menschen, die Hilfe brauchen, zusammenbringen. Netzwerk der Akteure angedacht.
Die Situation in der Ukraine bewegt Menschen weltweit: Viele wollen helfen, wissen aber oftmals nicht genau, wie. Auch in Heiligenhaus ist die Spenden- und Hilfsbereitschaft enorm. Um die verschiedenen Akteure zusammenzubringen, die sich nun engagieren wollen, hat das Stadtmarketing die Koordination der Ukraine-Flüchtlingshilfe in Heiligenhaus übernommen.
Wenn Rostyslava Holthaus morgens an ihrem Rechner sitzt, dann kommen ihr erstmal die Tränen: „Der Arbeitstag fängt erstmal mit einer Runde Weinen an“, gibt die gebürtige Ukrainerin einen emotionalen Einblick in ihren Alltag. Seit 2001 lebt sie bereits in Deutschland, seit 2012 in Heiligenhaus. Sie und ihr Mann sind Unternehmensberater und haben auch eine Niederlassung in der Ukraine. „Seit Kriegsbeginn haben wir aber auf Krisenmanagement umgestellt“, berichtet sie. „Wir sagen auch nicht, heute ist Montag oder Dienstag, sondern Tag X nach Kriegsbeginn.“
Heiligenhauser wollen mehr als nur Spendenaktionen organisieren
Auch wenn der Konflikt viele Kilometer weit weg stattfindet, ist er gefühlt dennoch sehr nah: Fünf Tage dauerte die Flucht ihrer Eltern nach Heiligenhaus, berichtet sie, und die Anfragen aus ihrem Umfeld, wie man in der Ukraine helfen könne, stiegen von Tag zu Tag. Einer von denen, die helfen wollten, ist Taner Egin-Richter: „Ich habe mich schon 2015 bei der Flüchtlingswelle engagiert und für mich war schnell klar, dass ich nicht nur spenden möchte.“ So mobilisierte er sein Netzwerk, das nun unter dem Namen „Heljens hilft Ukraine“ fungiert (die WAZ berichtete). Viele Spenden kamen nach einem ersten Aufruf zusammen, ein Transporter hat bereits Hilfsgüter an die Grenze zu Polen gebracht, ein weiterer soll diese Woche folgen: „Die Spendenbereitschaft in Heiligenhaus hat mich überwältigt“, so Egin-Richter.
Damit die Hilfsgüter, die benötigt werden, auch dort ankommen, wo sie benötigt werden, ist Holthaus in Kontakt mit Menschen in der Ukraine, dort steht sie auch in Kontakt zu Behörden und Krankenhäusern: „Wir führen eine Liste, was dort gebraucht wird. Dann können wir das gezielt nach Lwiv bringen, es sind vor allem medizinische Produkte gefragt derzeit.“ Doch man wolle nicht nur Spenden sammeln, sondern auch konkret Hilfe vor Ort organisieren, erklärt Egin-Richter: „Wir wollen uns mit der Stadt vernetzten, denn wenn man Hilfe abgekoppelt von der Stadt organisiert, ist das nicht zielführend.“
Stadtmarketing ist Experte beim Thema Netzwerken
Dinge und Menschen zusammenbringen, die gemeinsam etwas bewegen wollen, das sei schon immer Sache des Heiligenhauser Stadtmarketings gewesen, berichtet Fördervereinsvorsitzender Jan Heinisch: „Wir wollen Menschen, die helfen wollen, mit denen zusammenbringen, die Hilfe brauchen, und das möglichst schnell und unkompliziert.“ Das Stadtmarketing wolle die Koordination der Ukraine-Flüchtlingshilfe übernehmen und wie eine Drehscheibe Netzwerke, Akteure und Suchende verbinden. So wolle man gezielt den Flüchtlingen, die bereits in Heiligenhaus angekommen sind, und denen, die noch kommen werden, helfen. „Wir wollen auch eine Datenbank führen, wo Menschen angeben können, was sie leisten könnten und Betroffene sagen, wo man ihnen helfen kann“, erklärt Frank Jacobs.
Ebenfalls könne man dem Stadtmarketing als Förderverein Spenden zukommen lassen, die gezielt nur für die Flüchtlingshilfe hier vor Ort genutzt werden soll: „Wir können auch Spendenquittungen ausstellen, es ist alles sehr transparent und man weiß genau, wo das Geld hingeht.“ Denn nicht immer wisse man, an wen man Geld spenden solle – zu viele Akteure nutzen eben auch solche Situation aus. Doch als konkretes Beispiel nennt Heinisch: „Die SSVg hat angeboten, dass Flüchtlingskinder dort kostenlos trainieren können. Wir könnten dann durch Spendengelder den Kindern Fußballschuhe kaufen. Oder einfach mal Familien einen Besuch im Zoo ermöglichen und vieles mehr.“
Hilfe besser organisieren als bei letzter Flüchtlingswelle 2015
Knapp 90 ukrainische Flüchtlinge seien schon in Heiligenhaus angekommen, berichtet Sozialdezernent Thomas Langmesser, „die meisten in privaten Unterkünften, nur sechs in städtischen.“ Dennoch habe die Stadt eine Notunterkunft in der kleinen Halle der Karl-Heinz-Klein-Halle vorbereitet, die mit 50 Plätzen gegen Ende der Woche bezugsfertig sein soll. „Aber wir freuen uns, wenn uns weiterer privater Wohnraum gemeldet wird“, macht Langmesser klar.
Ob die Erfahrungen aus der Flüchtlingswelle 2015 für die Vorbereitungen der nun folgenden Flüchtlingswelle geholfen haben? Die Situation sei nicht wirklich vergleichbar, so Langmesser, da es in Heiligenhaus damals eine Landesnotunterkunft gegeben habe; „aber seine Lehren konnte man dadurch sicher ziehen, in dem wir dieses Mal sehr viel früher organisieren und anders reagieren können, denn Kümmern ist mehr als ein behördlicher Akt“, stellt der ehemalige Bürgermeister Heinisch fest.
So kann man konkret helfen
Wer helfen möchte, kann am Donnerstag von 16 bis 19 Uhr und am Samstag von 9 bis 12.30 Uhr ins Stadtmarketing-Büro (Hauptstr. 145, ehemaliger Weinhandel) kommen. Das Stadtmarketing-Team steht dann für Gespräche zur Verfügung. Infos gibt es per Mail an egin.taner@arcor.de.
Geld spenden für Flüchtlingshilfe in Heiligenhaus kann beim Förderverein Stadtmarketing, IBAN DE40 3015 0200 0018 0020 22, Kreissparkasse Düsseldorf (BIC: WELADED1KSD); Stichwort/Verwendungszweck: Ukraine-Hilfe. Erworben werden können zudem im Einzelhandel Anstecknadeln in gelb-blau mit Friedenstaube und dem Heiligenhauser Stadtwappen; die Einnahmen kommen ebenfalls der Flüchtlingshilfe zugute.