Heiligenhaus. . Seit März sind 100 Asylbewerber zugewiesen worden. Viele Familien, aber auch Alleinreisende kamen. Doch die Stadt kommt langsam an ihre Grenzen.

  • Nach der Schließung der Landesnotunterkunft wurde die Quote für die Stadt Heiligenhaus wieder erhöht
  • Da es im gesamten Stadtgebiet nur wenige freie Wohnungen gibt, ist die Kapazität langsam erschöpft
  • Sozialamtsleiter Jörg Saborni rechnet nun nicht mehr mit weiteren Zuweisungen

Über eins kann sich Heiligenhaus derzeit nicht beschweren: Wenige Wohnungen stehen im gesamten Stadtgebiet leer. Doch das wurde für Sozialamtsleiter Jörg Saborni nun zu einem Problem: „Durch die Schließung der Landesnotunterkunft am Sportfeld wurde unsere Quote wieder erhöht, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

In der Zeit vom 20. März bis zum 24. Mai haben wir pro Woche durchschnittlich zehn neue Asylbewerber zugewiesen bekommen.“ Aus 23 verschiedenen Nationen kommen diese, darunter überraschend viele aus Tadschikistan.

Einige alleinreisende Frauen

Und die mussten natürlich alle eine Bleibe finden. „Vor allem allein reisende Männer konnten wir in der Ludgerusstraße unterbringen“, so Saborni. Das sei aber nicht die optimalste Lösung auf Dauer. 35 von 48 Wohneinheiten hat die Stadt mittlerweile an der Harzstraße 9 angemietet, hier werden vor allem Familien untergebracht. Und allein reisende Frauen, „da hatten wir jetzt einige von, das hat mich sehr überrascht.“

Die junge Nigerianierin Cynthia und ihr drei Monate altes Baby Matthew haben in Heiligenhaus eine neue Bleibe gefunden. Zumindest vorübergehend.
Die junge Nigerianierin Cynthia und ihr drei Monate altes Baby Matthew haben in Heiligenhaus eine neue Bleibe gefunden. Zumindest vorübergehend. © Heinz-Werner Rieck

Sie sind entweder in Wohngemeinschaften, oder wie im Fall von Cynthia Akhigbe, in einem kleinen Appartment untergebracht. „Ich fühle mich hier wohl, alles ist gut“, sagt die junge Nigerianierin schüchtern. Sollte ihr Asylantrag genehmigt werden, möchte sie gerne hier arbeiten und einfach ihren Frieden genießen. Denn da wo sie herkommt, da gebe es den nicht.

Ein stabilisierendes Umfeld ist nun besonders wichtig

Viel mehr spricht sie nicht über ihre Vergangenheit, doch Juliane Steinhard von der Bergischen Diakonie ist immer vor Ort für ein offenes Ohr. „Wir bieten Beratung, Orientierung, ein stabilisierendes Umfeld und Gespräche an. Angenommen wird es von jedem anders“, weiß die Sozialarbeiterin. Die Diakonie ist in der Flüchtlingshilfe sehr aktiv, berichtet AbteilungsleiterinAnja Jentjens: „Die Stadtlotsen kümmern sich um vieles, wir suchen weiter Helfer.“

Denn Hilfe wird überall benötigt: Bei Übersetzungen, bei der Integration, bei Vermittlungen von Praktika, beim Deutschlernen. Die meisten Bewohner sprechen zumindest englisch und schon einige Brocken deutsch: „Sie waren ja schon in Notunterkünften, sind schon teilweise einige Monate in Deutschland und sind nun dauerhaft Heiligenhaus zugewiesen bekommen“, berichtet Steinhard. Dauerhaft heißt, für die Zeit des Asylverfahrens und mindestens drei Jahre nach der Zuweisung. Ihren Alltag finanzieren müssen die Asylbewerber von der Grundleistung, die sie erhalten.

Stadt hat nun keine Kapazitäten mehr

Mit weiteren Zuweisungen rechnet Saborni nicht. „Wir liegen mit unserer Erfüllungsquote über 100 Prozent, da haben wir unser Soll erfüllt.“ Mehr ginge auch nicht, das würde die Kapazitäten einer Stadt wie Heiligenhaus sprengen. Doch ihr Soll erfüllt habe die Stadt auch nur bei Asylbewerbern nach Flüchtlingsaufnahmegesetz – anders sieht es aus bei der Quote anerkannter Asylbewerber nach Integrationsschlüssel aus. „Hier ist unsere Quote recht schlecht.“ Wie diese dann noch untergebracht werden könnten, das ist für Saborni ein großes Rätsel.